Die unbeugsame Braut
der einzige Mensch, der so verwegen ist, einen königlichen Prinzen zum Duell zu fordern.«
»Nun, Charles, wenn ich mich so gut schlage wie du damals, ist
es mir Satisfaktion genug«, erklärte John. »Entschuldigt mich, ich gehe jetzt und kleide mich um.«
Es verging mehr als eine Stunde, ehe Henry eintraf. Er sah Johns weißes Hemd und den silbergrauen Gehrock. »Du wirst ein perfektes Ziel abgeben. Er hat Pistolen gewählt.«
»Zu schade. Ich hätte ihn gerne aufgeschlitzt.« John ging an seinen Waffenschrank und entnahm ihm ein ledernes Futteral. »Wer ist sein Sekundant?«
»Lord Jersey, wie man sich denken kann«, entgegnete Henry.
»Das war vorauszusehen.« John öffnete das Futteral, zählte die Bleikugeln und reichte Holland die beiden Duellpistolen. »Sie wurden zwar gereinigt, bevor man sie wegschloss, doch ist es schon einige Zeit her, dass sie benutzt wurden.«
Henry inspizierte die Waffen und steckte sie zurück ins Futteral. »Wir haben nicht viel Zeit.« Er sah auf seine Uhr. »Fertig, Gentlemen?« Johns Begleitern glückte es, ihr Unbehagen glaubhaft zu verbergen. An Bedfords Treffsicherheit zweifelten sie nicht, doch was ihnen Sorgen machte, war die Tatsache, dass sein Gegner ein königlicher Prinz war.
Sie trafen zehn Minuten zu früh im St. James’s Park ein. Die vier Männer stiegen aus und gingen zum Teich. Zwanzig Minuten verstrichen, und John, der ungeduldig wurde, lief angespannt auf und ab. Endlich, nach mehr als einer halben Stunde, hörte man eine Kutsche, die sich näherte.
Anstelle des Prinzen stieg nur der Earl of Jersey aus. Lord Holland ging ihm entgegen, und sie sprachen einige Minuten miteinander. Schließlich kam Henry zu John zurück. »Jersey sagt, Edward sei so betrunken, dass er sich nicht auf den Beinen halten, geschweige denn schießen könne.«
»Verdammt!«, fluchte John. »Dieser Trunkenbold ist nicht einmal satisfaktionsfähig. Richte Jersey aus, dass ich mich mit einer schriftlichen Entschuldigung begnüge.« Er beobachtete, wie Henry sich dem Earl näherte und dieser nach einem kurzen Wortwechsel
zur Kutsche des Prinzen ging. Nach weiteren zehn Minuten kehrte er mit einem Papier zurück, dass er Lord Holland reichte. Henry las es, nickte zustimmend und überbrachte das Schreiben John. Es lautete: Ich entschuldige mich für die Verunglimpfung des Namens einer gewissen Dame. Meine Anschuldigung war falsch. Die Worte waren leserlich und offensichtlich von Jersey geschrieben, die gekritzelte Unterschrift mit den Initialen HRH – His Royal Highness – stammte hingegen eindeutig vom Prinzen.
Johns Freunde begleiteten ihn an den Russell Square zurück und brachten erleichtert einen Toast auf den Sieger aus, ehe sie sich empfahlen. Alles in allem war es der bestmögliche Ausgang einer unmöglichen Situation.
Eine Stunde später lag John schlaflos im Dunkeln. Könnte an der Anschuldigung etwas Wahres gewesen sein? Er wusste sehr wohl, dass Georgina gerne wettete. Liegt ihr an dem Titel einer Duchess of Bedford wirklich so viel? Wenn dem so ist, hat sie ihr Ziel fast erreicht.
Obwohl er versucht hatte, die Erinnerung zu unterdrücken, stand John immer wieder lebhaft ihre erste Begegnung nach dem Tod seiner Frau vor Augen. Was lässt Sie glauben, ich würde mich für einen schlichten Lord interessieren, wenn ich doch einen Herzog dazu bringen kann, mir einen Antrag zu machen?
Er stand auf und ging ans Fenster . Ist es möglich, dass Francis und ich getäuscht wurden?
26
D as ist der glücklichste Tag meines Lebens!« Georgina stand vor dem Spiegel, während ihre Schwestern den Brautschleier feststeckten. Ihr Gesicht strahlte, ihre Augen leuchteten. »Ach, Louisa, ich weiß noch, dass du vor deiner Hochzeit genau dieselben Worte gesagt hast.«
»Und weißt du auch noch, dass du mich damals ausgelacht hast?«
»Ja, und dafür entschuldige ich mich sehr. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was Liebe ist.« Louisa und Charlotte waren eingeweiht, dass sie Francis verabscheut und schon vor langer Zeit ihr Herz an John verloren hatte. »Ich bin trunken vor Glück«, fuhr sie fort. »Wie soll ich für diesen feierlichen Anlass nur die nötige Würde aufbringen?«
»Deinem Bräutigam zuliebe hoffe ich, dass du dich im Zaum halten kannst und nichts Unschickliches sagst oder tust«, ermahnte Charlotte sie.
»Ich werde mich während der Zeremonie um Haltung bemühen, für die Zeit danach aber verspreche ich nichts.«
»Ach, dann bist du schon Herzogin und kannst dir
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