Die unbeugsame Braut
dem Laster zu frönen.«
»Wir gehen zu White’s und besuchen nicht das Maison Rouge«, erwiderte er trocken.
Georgina errötete. Nicht weil ihr Bruder ein Bordell erwähnte, sondern weil sie einst selbst dort versehentlich hineingeraten war.
Nach dem Dinner zogen Charles und George sich in die Eingangshalle zurück, damit die Verlobten sich unter vier Augen verabschieden konnten. Anschließend würden die drei Herren nämlich in den White’s Club fahren, wo Lord Holland zu ihnen stoßen sollte, um mit ihnen traditionsgemäß den letzten »freien« Abend vor der Hochzeit zu begehen.
John nahm Georginas Hände. »Ich werde dich vor der Trauung nicht mehr sehen. Hast du alles, was du brauchst?«
»Das werde ich haben, wenn mein Vater morgen kommt.« Georgina blickte auf die kräftigen Hände hinunter, die sich um die ihren schlossen. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie Alexander Gordon nicht
mehr brauchte, um sich sicher zu fühlen. John Russells Liebe würde ihr von nun an und für immer diese Sicherheit bieten.
Bei White’s angekommen, sahen sie, dass Lord Holland bereits da war. Er unterhielt sich mit dem Prince of Wales und dem Earl of Lauderdale. Alle drei traten vor und begrüßten John. »Herzlichen Glückwunsch, Bedford. Eben hörte ich die Neuigkeit. Lady Georgina ist unser aller Liebling.« Offenbar im Gedenken an seinen Freund Francis stieß Prinny einen von Herzen kommenden Seufzer aus. »Das Leben muss weitergehen.«
Henry lenkte John fort von dem Prinzen, der die Neigung hatte, in falsches Pathos zu verfallen. Ein livrierter Diener nahm ihre Bestellungen entgegen, und sie begaben sich in eines der Spielzimmer.
»Teufel nochmal, seit Jahren habe ich nicht mehr so viele Whigs in einem Raum gesehen. Ich dachte, sie zögen Devonshire House dem White’s Club vor.«
»Das tun sie auch«, erklärte Charles Lennox. »Leider ist die Herzogin jedoch momentan gesundheitlich nicht auf der Höhe und kann keine Gäste empfangen.«
Mindestens ein Dutzend Parlamentsmitglieder beglückwünschten John, und er war froh, dass er eingewilligt hatte, heute mitzukommen. Einer, der sich im Hintergrund hielt, war George Villiers, der Earl of Jersey. John hatte den Mann seit jener unglücklichen Begegnung beim Maskenball auf Kimbolton nicht mehr gesehen. Francis hörte Jerseys Bemerkung, ich hätte beim Tod meiner Frau die Hand im Spiel gehabt, und nannte ihn vor allen Gästen einen Lügner. Zwischen uns besteht keine Sympathie. John amüsierte sich insgeheim, dass Jersey in dem Moment aufstand und ging, als er und seine Begleiter sich an den Pharo-Tisch setzten.
Zunächst hatte John gute Karten, aber bald wandte das Glück sich Georginas Bruder zu, und schließlich war Huntley nicht mehr aufzuhalten. Nach zwei Stunden gab John sich geschlagen und beschloss,
lieber in den Nebenraum zum Baccarat zu wechseln. Sein Freund Henry schloss sich ihm an.
Im Korridor traf John auf Prince Edward. Obwohl dieser ein enger Freund seines Bruders gewesen war, empfand John Verachtung für den Duke of Kent, weil er skandalöse Dinge über Georgina gesagt hatte. Er nickte kalt und wollte vorübergehen, als der Prinz höhnisch bemerkte: »Wie ich höre, heiraten Sie, was Ihr Bruder übrig ließ.«
John geriet außer sich. »Sie haben die Dame einmal zu viel verunglimpft.« Er unterdrückte nur mit Mühe das Verlangen, ihm einen Denkzettel zu verpassen und ihn nach allen Regeln der Kunst zu verprügeln.
»Die Dame wettete mit mir, sie würde Duchess of Bedford werden. Es war der Titel, den sie haben wollte, und nicht der arme alte Francis. Und jetzt hat sie es fast geschafft. Ich verbeuge mich vor dem düpierten Duke of Bedford.«
Johns Schlag war so heftig, dass seine Finger Spuren auf Edwards roten Wangen hinterließen. »Wir treffen uns in zwei Stunden im St. James’s Park. Lord Holland wird mir sekundieren. Pistolen oder Degen – Sie können wählen.« John machte auf dem Absatz kehrt, seinen Zorn nur mühsam beherrschend.
Während Lord Holland zurückblieb, um die Einzelheiten mit dem Sekundanten des Prinzen zu besprechen, begleiteten Lennox und Huntly John zurück an den Russell Square. Er schickte die Diener zu Bett, führte seine Freunde in die Bibliothek und zündete die Lampen selbst an.
Huntly war höchst zufrieden, dass seine Schwester einen Mann bekam, der ohne Wenn und Aber bereit war, die Ehre seiner zukünftigen Gemahlin in einem Duell zu verteidigen.
Lennox bemerkte: »Mit Ausnahme meiner Wenigkeit bist du
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