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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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standen. Den Wein ließ sie stehen und griff zum Brandy, goss davon reichlich in ein Glas und brachte es ihrer Schwester. »So, trink das. Es hilft gegen deine Scheu vor der Hochzeitsnacht.«
    Georgina nahm das Glas und hielt es fest. Sie sah aus, als habe sie einen Schock erlitten oder befinde sich in Trance. Charlotte meinte darin nur Unsicherheit und Nervosität zu erkennen und dachte an den Abend zurück, als Georgy sie und Charles in einer peinlichen Situation ertappt und verstört reagiert hatte. »Liebes, du ängstigst dich grundlos. Trink deinen Brandy und überlass alles andere John. Na, schon besser?«
    Georgina nickte, doch konnte Charlotte ihr ansehen, dass sie noch immer tief in Gedanken versunken war. Da sie nicht mehr wusste, was sie tun konnte, zog sie sich zurück und schloss leise die Tür des Gemaches.
    Am oberen Ende der Treppe traf sie mit John zusammen. »Leider ist ihre glückliche, überschwängliche Stimmung völlig verflogen. Es sind die Nerven. Ich habe sie beruhigt, ihr gesagt, es gebe keinen Grund, sich zu ängstigen. Gute Nacht, John.«
     
    Georgina starrte in ihr Glas mit dem Brandy. Ohne zu trinken, stellte sie es auf ein Nachttischchen und setzte sich aufs Bett. Sie war wie erstarrt – benommen wie ein kleiner Vogel, der gegen eine Mauer geprallt war. Mein Mann liebt mich nicht! Sie wollte lachen, wusste aber, dass sie den Tränen näher war. Ich schwor mir einst, nur aus Liebe zu heiraten. Wie dumm ich jetzt allen vorkommen muss! Ich fühle mich wie in einem Alptraum gefangen, nur ist dieser leider Wirklichkeit.
    Georgina fuhr zusammen, als sie hörte, dass die Tür geöffnet wurde. Es war John, natürlich. Enttäuschung überfiel sie. Gab es eine größere Demütigung auf Erden, als jemandem dankbar sein zu müssen, der nur seine Pflicht erfüllte.

    John lächelte seiner schönen Braut zu, als er sie in ihrem Nachthemd auf dem Bett sitzen sah. Er zog Jackett und Weste aus, lockerte sein Halstuch und legte auch dieses ab, ehe er auf sie zuging. Erst aus der Nähe gewahrte er ihren unglücklichen Gesichtsausdruck, der fast schon einer Panik glich. Er hatte gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war, als er und Charlotte Georgina im Dunkeln sitzend antrafen. John wusste, dass sie zuvor als Letztes mit Susan gesprochen hatte, und er argwöhnte, dass es eine Äußerung der Schwester war, die ihrer glücklichen Stimmung ein jähes Ende bereitet hatte.
    Georgina sah so unglaublich jung aus, dass Unsicherheit ihn erfasste. Musste er ihr andersherum nicht sehr alt vorkommen? »Georgy, du hast doch keine Angst, oder?«
    Ihre Augen wurden groß. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, sodass sie keinen Ton herausbrachte. Stattdessen schüttelte sie bloß zaghaft den Kopf.
    »Vielleicht ist Angst das falsche Wort. Fühlst du dich ein wenig befangen?« Er lächelte sie beruhigend an. »Georgy, das ist ganz normal. Ich könnte mir denken, dass jede Braut in ihrer Hochzeitsnacht ähnlich empfindet.« Er streckte die Hand aus, um ihr über die dunklen Locken zu streichen, doch wich sie vor seiner Berührung zurück. Sie sieht so verloren und verletzlich aus, dass es mir das Herz bricht .
    »Möchtest du darüber sprechen, mein Schatz?«, fragte er liebevoll.
    Sie schüttelte heftig den Kopf.
    Er sah den Brandy, den sie nicht angerührt hatte, auf dem Nachttisch. Zwar würde der Drink sie beruhigen, war aber vielleicht zu stark für sie. »Möchtest du einen Schluck Wein, Georgy?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf.
    »Geh zu Bett«, schlug er vor. Als er ihr Zögern bemerkte, dämpfte er das Licht der Lampe, bis es nur noch einen schwachen Schein warf. John war erleichtert, als sie langsam aufstand, die Decke hob und sich hinlegte. Er zog die Manschettenknöpfe aus seinem Hemd
und setzte sich aufs Bett. In die großen Kissen gelehnt, sah seine Braut klein und zerbrechlich aus wie ein Kind.
    Seine Hände umfassten ihre Schultern, und er zog sie an sich, um ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken. Kaum berührten seine Lippen ihre seidige Haut, spürte er, wie sie erstarrte. Sie denkt an Francis. Ich muss ihr Zeit lassen …, ich muss geduldig sein.
    John sah ihr lächelnd in die Augen. »Du bist heute nicht in Stimmung, so ist es doch, Georgy?«
    Ihre Lippen zitterten, sie schluckte. »Nein.«
    »Ich verstehe, wirklich. Schlaf jetzt.« John steckte fürsorglich die Decken um sie herum fest. Er entfernte sich vom Bett, löschte die Lampe und sank auf einem Polstersessel nieder.
     
    Georgina lag

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