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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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ehrenwerten Mitgliedes dieses Hauses bewusst, Premierminister zu werden. Leider kann ich Ihnen im Moment nicht entgegenkommen.«
    Trotz des allgemeinen Gelächters war jetzt John Russells tiefe Stimme zu vernehmen. »Es ist nicht zum Lachen, dass neunzig Prozent der Iren nicht für das irische Parlament kandidieren dürfen, weil sie Katholiken sind. Und Sie haben Recht, Mr. Pitt – wir sind dem König zu Diensten. Aber ich darf Sie respektvoll daran erinnern, dass der König auch dem Volk zu Diensten sein sollte.« Das gesamte Haus spendete lauten Beifall.
    Georgina hing an Russells Lippen. Den Mann selbst finde ich abscheulich, seine Ansichten teile ich jedoch voll und ganz.
    »Beobachtest du Charles Lennox?«, fragte ihr Bruder.
    Georgina blinzelte. Charlottes Mann habe ich gar nicht gesehen.
Ihr Blick schweifte über die Bänke. Ach, da ist ja auch Lord Holland. Wie konnte ich Henry nur übersehen ? Sie kannte die Antwort nur zu gut. Sie hatte allein Augen für John Russell gehabt. Widerstrebend musste sie sich eingestehen, dass der unleidliche Kerl der einzige Grund für ihren heutigen Besuch war.
    Zu ihrer Enttäuschung endete die Sitzung abrupt. Es wurde beschlossen, die Behandlung des Antrages auf die nächsten Sitzungstage zu verschieben.
    George hatte es nicht eilig, die Galerie zu verlassen, und langsam gingen sie die Treppe hinunter. Inzwischen waren auch die Abgeordneten unterwegs zum Ausgang. »Lass dir Zeit, Georgina. Wir wollen auf Lennox warten. Ich möchte ihn sprechen.«
    Wider besseres Wissen ging sie darauf ein. Eigentlich wollte sie vermeiden, dass John Russell von ihrem Besuch auf der Galerie erfuhr.
    »Charles, hierher!« George rief laut nach seinem Schwager und winkte ihm zu.
    Lennox wechselte über die Schulter ein paar Worte mit einigen Leuten hinter ihm, und alle drängten sich durch die Menge zu George hin.
    »Möchtest du nächstes Wochenende die Rennen in Newmarket besuchen?«
    »Sehr gern, George.« Charles drehte sich zu Lord Holland um. »Und du, Henry? Nächstes Wochenende Newmarket?«
    »Warum nicht? Ich bin schon eine Ewigkeit nicht mehr bei den Rennen gewesen.« Er richtete die Frage an seinen Freund John Russell. »Was ist mit dir, John?«
    »Tut mir leid. Meine Söhne sind wieder in der Schule, und ich habe versprochen, sie an diesem Wochenende in Westminster zu besuchen.«
    Georginas Augen begegneten Russells Blick. Rasch blickte sie weg und lächelte Lord Holland zu, der sich nie eine Chance entgehen ließ, mit ihr ein wenig zu flirten. »Wie steht es mit Ihnen,
Henry? Ich fand es heute höchst interessant, Sie von der Galerie aus zu beobachten.«
    »Sie wissen genau, wie man einem Mann schmeichelt, Lady Georgina. Aber eigentlich war es John, der heute Aufmerksamkeit verdiente.« Er wandte sich an Russell. »Ihr Bruder Francis hat Beth und mich für das folgende Wochenende nach Woburn zu den Rennen eingeladen. Hoffentlich werden Sie ebenfalls anwesend sein. Beth und ich haben Ihre Frau schon eine wahre Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    »Meine Frau ist bei ihrer Schwester Lady Bath zu Besuch, doch was mich betrifft, so lasse ich mir das jährliche Rennen auf Woburn nicht entgehen.« Johns dunkler Blick glitt über Georgina und blieb an den leuchtenden Mohnblumen auf ihrem Hut hängen. Ein Wangenmuskel zuckte. Das übermütige kleine Biest will unbedingt auffallen und die Blicke aller Männer auf sich ziehen, um im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen .
    »Dann sind wir uns einig«, sagte George. »Nächstes Wochenende Newmarket und übernächstes Woburn.«
    »Werden Sie Ihren Bruder begleiten, Lady Georgina?«, fragte Lord Holland. »Beth würde sich über Ihre Gesellschaft freuen.«
    Georgina sah die missbilligende, finstere Miene des alten Mannes.
    »Nein«, sagte George fest. »Meine Schwester debütiert erst in der ersten Oktoberwoche.«
    Georginas Blick glitt über Russells Gesicht. Sie lächelte liebreizend. »Alle Pläne sollten dem Glück vieler und nicht dem Vorteil einiger weniger dienen.«
    John Russell wusste, dass diese ironische Anspielung ihm galt. Er hatte genau diese Worte im Hinblick auf die Regierung ausgesprochen, als sie gemeinsam auf Marylebone Manor diniert hatten. Dem Mädchen gebührt eine ordentliche Tracht Prügel.

8
    G eorginas bevorstehendes Debüt schien jede einzelne Stunde eines jeden Tages in Anspruch zu nehmen. Neben Anproben für ihre neue Garderobe mussten Einkäufe in der Bond Street erledigt werden. Die Gästeliste für den Ball

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