Die unbeugsame Braut
alles übergeben kannst und der deinen Namen weiterträgt.«
»Um einen Erben zu bekommen, müsste ich heiraten«, entgegnete Francis trocken.
»Allerdings. Mit sechs-, fast siebenunddreißig wird es höchste Zeit, sich nach einer passenden Frau umzusehen.«
»Du kannst es nicht lassen, mir in diesem Punkt Vorhaltungen zu machen, und wie immer muss ich, wenn auch ungern, zugeben, dass du Recht hast. Allerdings ist mir nach wie vor der Gedanke unerträglich, mich auf eine einzige Frau festzulegen.«
»Ich habe meine Zweifel, ob du das könntest, ja, ob du es überhaupt versuchen würdest. Nichtsdestoweniger wächst die Notwendigkeit, die Sache mit dem Erben in Angriff zu nehmen, mit jedem Jahr. Außerdem brauchst du eine legitime Ehefrau, die auf Woburn für dich repräsentieren kann.«
Francis seufzte und leerte sein Glas Rotwein. »Eine politische Allianz zwischen dem führenden Whig-Herzog und der Tochter der führenden Whig-Gastgeberin würde zweifellos die Erwartungen der Gesellschaft erfüllen.«
»Guter Gott, die Tochter der Devonshires ist den Kinderschuhen kaum entwachsen. Francis, wo denkst du hin?«
»Die junge Dame wird bald debütieren. Ich bin zu ihrem ersten Ball eingeladen.«
»Dann ist sie höchstens achtzehn«, protestierte John.
»War Elizabeth nicht ebenfalls in diesem zarten Alter, als ihr geheiratet habt?«, fragte Francis mit einem süffisanten Lächeln.
»Ja, aber ich war selbst noch blutjung und nicht wie du ein Mann in den mittleren Jahren.«
»Herrgott, erst drängst du mich zu heiraten; und wenn ich mir die Sache überlegen will, kommst du mir mit Einwänden.«
John hob die Hand. »Verzeih, Francis, ich habe kein Recht, mich in dein Leben einzumischen. Ich wollte dich ja nur dazu bringen, eine Heirat wenigstens in Erwägung zu ziehen. Bei der Wahl deiner Ehefrau werde ich dir nicht dreinreden. Meine eigene Ehe berechtigt mich bei Gott nicht dazu, mich als Beispiel hinzustellen.«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, John. Du warst immer ein Fixpunkt in meinem Leben. Deine Entschlossenheit ist wie ein Fels für mich.« Er wechselte das Thema. »Prinny kommt zum Rennen nach Woburn, ebenso sein Bruder Edward. Ich wette bei jedem Rennen mit ihm. Der Dummkopf ist spielsüchtig.«
John zog seine dunklen Brauen zusammen, erstaunt darüber, dass Francis seine eigene Spielsucht nicht durchschaute. Mund halten, John .
»Ich würde gerne am Wochenende eine Landpartie machen. Das Herbstlaub wird herrlich aussehen.« Jane Gordon hielt es für selbstverständlich, dass Georgina sich ihr anschließen würde.
»Und was schwebt dir als Ziel vor?« Die Tochter wusste, dass ihre Mutter selten etwas ohne Hintergedanken plante.
»Kimbolton. Deine Schwester besitzt prachtvolles georgianisches Silber, das ich mir für deinen bevorstehenden Ball gern ausborgen würde.«
»Genügt es nicht, ihr eine Nachricht zu schicken? Sie würde bestimmt alles mitbringen, was du möchtest, wenn sie und William zu meiner Vorstellung bei Hof kommen.«
»Das stimmt, meine Liebe. Aber Kimbolton birgt ja so viele Schätze. Sicher sehe ich dort noch andere Dinge, mit denen ich selbst die illustresten Gäste gebührend beeindrucken könnte.«
Georgina lächelte versonnen. Also das steckt dahinter .
Als die Reisekutsche im Hof der alten Abtei von St. Albans anhielt, damit die Pferde getränkt werden konnten, nutzten Georgina und ihre Mutter die Gelegenheit, um sich die Beine zu vertreten.
Die Duchess of Gordon erhielt vom Benediktinerprior gegen eine kleine milde Gabe die Erlaubnis, den berühmten Turm besteigen zu dürfen, von dem aus sich ein spektakulärer Blick auf die majestätischen Chiltern Hills in ihrem herbstlich farbenfrohen Prunkkleid bot.
Georgina sah Tränen in den Augen ihrer Mutter glänzen. »Es erinnert dich an Schottland, oder? Lass nicht zu, dass es dich traurig macht, Mama.«
»Diesen Sommer kam ich ja nicht dazu, mein geliebtes Kinrara zu besuchen«, sagte Jane wehmütig. »Wie mir die Wälder mit dem Jungwild fehlen.«
»Deine kostbaren Erinnerungen sind für immer in Herz und Seele bewahrt. Nächsten Sommer wirst du alles doppelt genießen.«
»Ja, dann werde ich frei wie ein Vogel sein – natürlich nur, wenn wir dich bis dahin glücklich verheiratet haben.«
Ich zweifle nicht daran, dass du alles tun wirst, um mich unter die Haube zu bringen, Mama. Wie glücklich ich sein werde, hängt freilich von mir und meinen eigenen Entscheidungen ab.
Ehe sie weiterfuhren,
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