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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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zusammenzustellen, kostete sie einen ganzen Tag, und doch brachte ihr die Arbeit nur Schelte seitens ihrer Mutter ein, weil sie so viele wichtige Leute übersehen hatte. Gemeinsam machten sie sich an die Ergänzungen.
    »Das sind ja insgesamt dreihundert Gäste!«, protestierte Georgina.
    »Ein Debütball hat nur Sinn, wenn man ihn ganz groß aufzieht. Und du kannst sicher sein, dass die Duchess of Devonshire zum Ball ihrer Tochter Dorothy die erste Gesellschaft vollzählig einladen wird.«
    Die Duchess of Belgrave darf keinesfalls die Duchess of Drinkwater ausstechen! »Da fällt mir ein, dass ich heute eine Tanzstunde in Devonshire House habe.«
    »Nein, ich habe veranlasst, dass zur Abwechslung der Tanzmeister die nächsten zwei Wochen zu uns kommt. Die Cavendish-Mädchen werden ihre Stunden hier nehmen.«
    »Du lieber Himmel, allmählich entwickelt sich alles zu einem Zweikampf der mütterlichen Rivalinnen«, stellte Georgina amüsiert fest.
    »Unsinn! Wir haben es so arrangiert, dass die Debütbälle unserer Töchter auf verschiedene Abende fallen. Ich werde die Einladungen unverzüglich drucken lassen, und unser Diener soll sie persönlich zustellen.«

    Am Tag darauf genoss Georgina die Atempause, die ihr der Besuch des Oberhauses mit ihrem Bruder gewährte: keine endlosen Diskussionen für heute über Kleider, Gäste, Speisen und Blumenarrangements.
    Von der Galerie aus erspähte sie sofort einige bekannte Gesichter. »Ach, dort ist ja der Duke of Devonshire.«
    »Allmächtiger! Der Mann ist bekannt für sein ausschweifendes Nachtleben; er verbringt jeden Abend im Brook’s Club und lässt sich volllaufen, bis seine Backenzähne schwimmen. Heute sieht man ihn wahrscheinlich zum ersten und einzigen Mal in diesem Jahr im Parlament.«
    »Er lächelt nie.« In Georgina regte sich Mitgefühl mit seiner Familie.
    »Er kann nicht lächeln. Seine Gesichtsmuskeln sind durch das Bleipulver gelähmt, mit dem er seine Röte abdeckt.«
    »Heute bekomme ich aber eine Lektion nach der anderen.« Ihr nimmermüder Blick glitt suchend über die Bänke. »Dort ist Susans Mann. Der Duke of Manchester sieht zu Tode gelangweilt aus. Ich glaube nicht, dass er zuhört.«
    »Natürlich nicht. William ist viel zu sportlich, um stillzusitzen und einer Debatte über die irische Frage zu folgen.«
    »Ein auffallend gut aussehender Mann.« Susan hat gut gewählt.
    »Ja, die Frauen sind verrückt nach ihm.«
    Dann war ihre Wahl vielleicht doch nicht so gut!
    »Francis Russell wird in die Debatte eingreifen.«
    Da dies der Mann war, den sie eigentlich hatte sehen wollen, konzentrierte sich Georgina auf ihn und hörte ihm aufmerksam zu. Obwohl die vorgebrachten Argumente Hand und Fuß haben, wirkt der Duke of Bedford völlig gleichgültig und unbeteiligt . Sie beobachtete, wie er seine Kontrahenten mit höhnischen Antworten bedachte. »Bedford behandelt alle voller Verachtung«, sagte sie zu ihrem Bruder.
    »Ja, Francis hat schreckliche Manieren.«

    Das muss in der Familie liegen !
    »Zum Glück ist er so reich, dass er damit durchkommt.«
    Sie wechselte das Thema. »Das Oberhaus soll die Regierung kontrollieren, indem es deren Aktivitäten kritisch unter die Lupe nimmt. Aber es kann auch das Unterhaus durch ein Veto blockieren, oder?«
    »Erstaunlich, dass du dich für diese politischen Palaver interessierst.«
    Georgina blickte auf Francis Russell hinunter. Er sieht besser aus als sein düsterer Bruder John und wirkt, als wäre er einem Modejournal entsprungen, doch macht er einen dekadenten Eindruck und verströmt eine Atmosphäre der Lüsternheit. Sicher ist er genusssüchtig bis zum Exzess! Aber vielleicht kann er als einer der reichsten Herzöge von England gar nicht anders sein.
    Um Punkt vier endete die Debatte. Die vornehmen Herren hatten weit wichtigere Interessen zu verfolgen, als sich um Regierungsangelegenheiten zu kümmern. Ihre Clubs winkten, wo sie ihren Zwillingslastern, dem Trinken und dem Spielen, ungehemmt frönen konnten.
    George versuchte seinen Schwager einzuholen, als er das Gebäude verließ, doch wartete bereits die Kutsche des Duke of Manchester vor dem Portal.
    Georgina starrte hinter William Montagu her. »Wer zum Teufel war die Dame in seinem Wagen? Ganz sicher nicht Susan.«
    George zuckte mit den Schultern. »Eine seiner petites amies könnte ich mir denken.«
    Georgina war schockiert und empört um ihrer Schwester willen.
    »Huntly, was machen Sie hier?«, fragte Francis Russell, während sein Blick über

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