Die unbeugsame Braut
willkommen sind, wenn Sie Charlotte und Charles in ihrem Haus hier in Whitehall besuchen, und ich lade Sie ein, bei uns an der Pall Mall vorbeizuschauen, falls Ihnen nach Gesellschaft zumute ist.«
John entzog ihr seinen Arm, als würde ihre Berührung ihn versengen, und starrte missbilligend die Fülle hellrosafarbener Lilien an, die ihren Hut schmückten. Schuldgefühl, weil er im Traum mit ihr Liebe gemacht und sie gebeten hatte, seine Frau zu werden, nagten an seinem Gewissen, als sei es Wirklichkeit gewesen. »Mylady, ich bin seit kurzem erst verwitwet und stehe auf dem Heiratsmarkt nicht zur Verfügung.« Sein Ton war vernichtend, seine Miene steinern. »Ihre schamlose Jagd nach einem Ehemann ist mir ein Graus.«
Diese brutale Beleidigung raubte Georgina den Atem. Am liebsten hätte sie in sein finsteres Gesicht geschlagen, entschied sich aber, ihn stattdessen verbal zu züchtigen.
Sie schob ihr Kinn vor, ihre zusammengekniffenen Augen blitzten. »Sie zu mögen, Russell, ist nicht schwer – es ist unmöglich. Ich wollte Ihnen mein aufrichtiges Beileid ausdrücken, und Sie werfen mir meine Anteilnahme wie ein Stück Dreck vor die Füße.« Sie lächelte zuckersüß. »Was lässt Sie eigentlich glauben, ich wäre an
einem gewöhnlichen Lord interessiert, wenn ich doch einen Herzog dazu bringen könnte, um meine Hand anzuhalten?« Sie warf den Kopf so entschlossen zurück, dass ihre rosa Lilien verführerisch wippten. »Und nicht nur irgendeinen Herzog, wie ich hinzufügen darf. Wir kennen beide den Gentleman, den ich meine. Er gefällt mir. Ihnen einen guten Tag, Lord Tavistock.«
»Georgy! Georgy!« Mary tanzte um ihre Lieblingstante herum. »Du hast schon wieder einen neuen Hut.«
»Einen, den ich sehr mag, also wag es ja nicht, ihn zu ruinieren.« Georgina sah ihre Schwester Charlotte an. »Ich habe einen anstrengenden Nachmittag hinter mir. Was bin ich froh, dass du wieder in London bist – ich brauche dringend zivilisierte Gesellschaft.«
»Der Nachmittag muss wirklich sehr anstrengend gewesen sein, wenn dir die Bewohner von Fife House zivilisiert vorkommen.«
»Siehst du, schon hast du mich aufgeheitert.«
»Wie ich sehe, konntest du deiner Hüterin entkommen.«
»Mutter ist bei Lavinia Spencer, um herauszubekommen, ob etwas Interessantes über den Besuch des Duke of Bedford auf Chatsworth durchsickerte.«
»Mary, es ist Zeit für deinen Tee. Lauf in dein Kinderzimmer, während ich mit Tante Georgina plaudere.«
»Ihr wollt mich nur loswerden«, jammerte das Mädchen.
»Und ich werde mich durchsetzen. Also, hinaus mit dir!«
»Ich komme später zur dir«, versprach Georgina, die Charlotte in den kleinen Salon folgte.
»Wenn es der Duchess of Devonshire nicht geglückt sein sollte, Francis Russell für ihre Tochter einzufangen, ist Mutter offenbar wild entschlossen, ihn für dich zu kapern.«
»Ja, leider ist sie nicht davon abzubringen.«
»Dir liegt wohl nicht viel an Bedford?«
»Gar nichts. Aber ich habe die Absicht, sein Interesse zu wecken.«
»Jetzt sprichst du in Rätseln. Willst du dich nur amüsieren? Ich dachte, du ziehst Geplänkel mit seinem Bruder vor?«
»Wie kommst du darauf?«, erwiderte Georgina scharf.
»Reiß mir nicht gleich den Kopf ab.«
»Tut mir leid, Charlotte. Ich nehme nicht an, dass du die traurige Nachricht schon kennst: John Russells Gattin starb vor einer Woche.«
»Elizabeth? Nein, ich hatte keine Ahnung. Wir sind erst gestern spätabends aus Sussex eingetroffen. Ach, ich muss ihm sofort schriftlich kondolieren. Die armen Kinder!«
»Ich stieß auf dem Parliament Square mit ihm zusammen. Da ich die schrecklichen Dinge, die ich früher zu ihm gesagt habe, plötzlich sehr bedauerte, platzte ich mit Beileidsbekundungen für ihn und seine Kinder heraus. Dann redete ich noch etwas von Alleinsein zu Weihnachten und dass du und Charles ihn hier in Fife House sicher gerne empfangen würdet. Ich lud ihn sogar in die Pall Mall ein, für den Fall, dass er sich einsam fühlt.« Georgina griff sich mit einer abwehrenden Geste an den Hals. »Das alles brachte ich so unbeholfen vor, dass er sich sofort auf den Schlips getreten fühlte und eiskalt entgegnete, dass er auf dem Heiratsmarkt nicht verfügbar sei.«
»Und was hast du auf diese gezielte Beleidigung erwidert?«
»Am liebsten hätte ich mich auf ihn gestürzt, um ihm für seine Unverschämtheit die Augen auszukratzen. Stattdessen fragte ich ihn zuckersüß, wie er nur auf den Gedanken käme, dass ich
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