Die unbeugsame Braut
Blumen bestandene Wiese. Der würzige Duft und das hochgestimmte Freiheitsgefühl, das er empfand, waren gleichermaßen berauschend.
Die neben ihm dahinsprengende Begleiterin war eine Frohnatur, die ihr Leben liebte und es in vollen Zügen genoss. Ihre große Leidenschaft galt neben der Natur Kindern und Tieren. Nie wurde er müde, ihr Lachen zu hören. Sie ritten um die Wette auf einen Hügel zu, und John wusste, dass er sie gewinnen lassen würde, weil es ihm ein Vergnügen war, ihre Freude angesichts des Sieges zu erleben.
Plötzlich überraschte sie ein Sommerregen, der sie völlig durchnässte. Doch die Lady ritt unverändert schnell weiter, sprengte die Anhöhe hinauf, glitt aus dem Sattel und erklomm einen Felsblock. Sie streckte die Arme aus und hob ihr Gesicht dem Regen entgegen, als wäre dieser ein Lebenselixier.
John saß am Fuß des Felsens ab und hob die Arme. »Spring, Georgy! Ich fange dich auf.«
Nie hatte er etwas Lieblicheres gehört als ihr silberhelles Lachen. Ohne zu zögern, warf sie sich ungehemmt in seine wartenden Arme.
Er fing sie auf, und dann rollte er mit ihr weiter, bis sie unter ihm im nassen Gras lag.
Als er ihren weichen, warmen Mund küsste, schmeckte er nach köstlichem Lachen und sinnlicher Erwartung. Es war berauschend zu wissen, dass sie ihn ebenso begehrte wie er sie. Die Reaktion, die ihre Leidenschaft in ihm weckte, war ein starker Anreiz, ihren Körper und ihre Seele in Besitz zu nehmen und sie zu verführen, ihm ihr Innerstes preiszugeben.
Sie war einzigartig, eine Frau, die allen Schmerz, alle Wut und dunklen Gedanken, die ihn plagten, auszulöschen vermochte. Er konnte sich in den lockenden, süßen Tiefen ihres Körpers verlieren, wo sie ihm gestattete, jede sündige Fantasie auszuleben, nach der er sich verzehrte.
Er kostete die Verführung aus. Sie steigerte ihrer beider Verlangen und brachte jene selige, fast unerträgliche Lust mit sich, die ihm wie nichts anderes gestattete, der Realität zu entfliehen.
Das intensive Delirium, das seine Liebe in ihr entfachte, entführte ihn in ein Reich satter, dunkler Empfindungen. Er erlebte eine mächtige Leidenschaft, gepaart mit höchster Lust, der Frieden und tiefe Befriedigung folgten.
John wusste, dass er noch nie im Leben so glücklich gewesen war. Das Lachen und die neu gefundene Freiheit ließen sein Herz vor Freude überfließen. »Georgina, du sollst wissen, dass ich dich heiraten möchte.«
Sie sah lachend zu ihm auf. Ihre grünen Augen funkelten vor Belustigung. »Wieso hat es so lange gedauert?«
»Weil ich bis jetzt nicht frei war.«
John erwachte mit einem Ruck. Er wusste, dass er diesen Traum schon öfter hatte, diesmal aber besaß seine Begleiterin Gesicht und Namen. Georgina Gordon . Er verdrängte den Traum, weil er ihn nicht analysieren wollte. Weil er es nicht wagte. Freude und Glück, die er empfunden hatte, verflogen rasch und hinterließen nichts als schreckliche, schuldbewusste Reue.
14
C harlotte und Charles sind wieder in London.« Jane Gordon reichte die Nachricht, die sie von ihrer ältesten Tochter erhalten hatte, an Georgina weiter, während sie sich dem Rest der Morgenpost widmete, die eben abgegeben worden war.
»Charlotte schreibt, dass sie den kalten Nebel nicht mehr aushalten konnte. Goodwood House und Chichester sind so nahe an der Küste, dass der November dort immer trüb ist.«
»Fife House in Whitehall wird viel geeigneter für die Gäste sein, die sie zu dem für dich geplanten Ball einlädt. Wir müssen hinfahren und ein Datum festlegen.«
Mama wird für Charlotte planen. Die Ärmste muss sich wohl ihren Wünschen beugen .
»Wir haben heute etliche Besuche zu machen. Ich muss Henry Addingtons Gattin aufsuchen. Sicher hat er Mary Anne über den Zustand des Königs mehr verraten als uns, und da ich eine alte Freundin der königlichen Familie bin, wird sie mir alles erzählen. Streng vertraulich, versteht sich.«
»Versteht sich.« Dann wirst du es Henry Dundas verraten, der keine Zeit verlieren wird, es an William Pitt weiterzuleiten .
»Anschließend besuchen wir George Cannings neue Frau. Sicher hat er ihr anvertraut, wie die Tory-Anhänger die Lage beurteilen.«
»Bist du sicher, dass er mit seiner jungen Frau über Politik spricht?«
»Ganz sicher. Joan ist eine reiche Erbin und hat die Hand auf dem Geldbeutel. Canning würde ohne ihr Wissen und ohne ihren Rat keinen Schritt tun.«
»Deine Gerissenheit erstaunt mich, Mama.«
»Eine Frau muss gewitzt sein, um
Weitere Kostenlose Bücher