Die unbeugsame Braut
einen gewöhnlichen Lord nehmen würde, wenn ich doch einen Herzog haben könnte.«
»Guter Gott, er muss annehmen, dass du seinen Bruder gemeint hast!«
»Um jeden Zweifel auszuschließen, setzte ich hinzu, dass wir beide wüssten, wen ich meinte.« Sie biss sich auf die Lippen. »Charlotte, was um alles in der Welt soll ich jetzt machen?«
»Du wirst den Duke of Bedford heiraten müssen.«
»Auf jede dumme Frage gibt es eine noch dümmere Antwort. Aber jetzt ist mir etwas eingefallen … Ich brauche Bedford nicht zu heiraten, es genügt, wenn ich mich mit ihm verlobe.«
»Das ist alles?«, fragte Charlotte trocken. »Hat Louisa nicht diesen Weg gewählt und ist in einer Sackgasse gelandet?«
»Ich bin nicht Louisa«, versicherte Georgina.
»Ach, ich höre die Haustür. Wahrscheinlich ist es Charles. Er wird vom Tod Elizabeths schon gehört haben – du weißt ja, dass sie entfernt verwandt waren. Er wird staunen, dass ich es schon weiß.«
»Es gibt noch etwas, mit dem er herausplatzen wird. William Pitt ist als Chef der Regierung zurückgetreten, da der König Henry Addington bat, dieses Amt zu übernehmen.«
»Du bist eine veritable Nachrichtenquelle.«
Statt des erwarteten Charles Lennox betrat kurz darauf die Duchess of Gordon den Salon. Sie stürmte geradezu herein und schien überhaupt sehr aufgeregt. »Inmitten der Lawine schlechter Nachrichten habe ich zumindest eine winzige gute Neuigkeit für euch. Offenbar ging der Duke of Bedford auf Chatsworth keinerlei Verpflichtung bezüglich der Devonshire-Tochter ein. Und er hält für seine verstorbene Schwägerin keine Trauerzeit ein.«
»Sieh an, horrido!«, rief Charlotte aus. » Vom Anblick zum Tod am Morgen .« Die Worte aus Woodcock Graves Jagdballade waren Jane und Georgina vertraut.
»Hast du dich schon auf ein Datum für deinen Ball festgelegt, Charlotte? Der zwanzigste November wäre ideal.«
»Das ist ja schon nächste Woche. Da haben wir kaum Zeit, die Einladungen auszusenden.«
»Wir schreiben sie heute Abend. Ich bleibe und helfe euch.«
»Das hatte ich befürchtet«, murmelte Charlotte respektlos.
»Hat Georgy dir schon gesagt, dass du zweihundert Gäste einplanen sollst?«
»Zu dieser wichtigen Einzelheit sind wir noch nicht gekommen.
Wir sprachen eben über William Pitts Rücktritt. Warum nur hat der König Addington ins Amt berufen?«
»Weil er mal wieder eine verrückte Phase hat«, erwiderte Jane sachlich. »Wir wissen es von Mary Anne Addington, die wir heute besuchten. Hat deine Schwester es dir nicht erzählt? Die arme Charlotte tut mir ja so leid. Die Ärmste weiß nie, wie sie dran ist. Kein Wunder, dass sie bei Empfängen so jämmerlich wirkt, so schlaff und mutlos.«
»Mama, du würdest eine gute Königin abgeben.«
»Nein, würde ich nicht, Charlotte. Eine Königin spielt neben dem König immer nur die zweite Geige, mag er noch so wirr im Kopf sein, während eine Herzogin ihrem Mann sagen kann, er soll ihr den Buckel runterrutschen!«
Georgina lachte. »Wenn man dich so hört, muss das Leben als Herzogin geradezu unwiderstehlich sein. Ich glaube, ich wäre bereit, einen gewissen herzoglichen Fuchs in seinem Bau aufzuscheuchen.«
»Du bist eine Gordon, Liebling. Du kannst alles erreichen, was du möchtest«, erklärte Jane. »Mit ein wenig Hilfe deiner Mutter natürlich. Wann wird in diesem Haus gespeist? Dann könnten wir uns anschließend an die Einladungen machen.«
»Ach, genau die richtige Zeit für einen Besuch bei Mary«, erklärte Georgy. »Ich hoffe, einmal eine Tochter zu haben wie sie.«
»Eines nach dem anderen. Erst muss man die Hochzeit planen, ehe man an Kinder denken kann.«
»Ich erwäge immerhin bereits eine Verlobung.« Georgina zwinkerte Charlotte zu.
»John, die Aasgeier sind schon da und ziehen ihre Kreise.« Francis schenkte zwei Brandys ein und reichte einen seinem Bruder.
Dieser zog eine seiner dunklen Brauen hoch. »Du meinst, ich würde das brauchen?«
»Jetzt nimm dich zusammen. Adair verriet mir heute, es gebe
Spekulationen, du hättest nachgeholfen, Elizabeth ins Jenseits zu befördern.«
»Ich bin Zyniker genug, so etwas erwartet zu haben. Meine einzige Befürchtung ist, dass diese schmutzigen Gerüchte meinen Söhnen zu Ohren kommen. Klatsch kann ein wildes Tier sein, das Menschen und ihren Ruf in Stücke reißt.«
»Ich habe den Tratsch im Keim erstickt und Adair anvertraut, dass deine Ehe eine echte Liebesheirat war und dein Herz und deine Seele der Dame gehörten, die
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