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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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Augen, lieb und schüchtern, wie sie ihn erlebt hatte. Sie spürte eine Enge in der Kehle, denn der kleine Junge tat ihr bis ins Herz leid.
    »Ich frage mich, ob der Besuch des Herzogs in Derbyshire abgesagt wurde? Sicher ist er sofort bei Erhalt der Nachricht nach Woburn zurückgekehrt.«
    »Holland sagte, er hätte es direkt von Francis Russell erfahren, also muss er wieder in London sein«, erklärte George.
    »Hm, ich möchte doch wirklich wissen, ob sich zwischen Bedford und der Tochter der Devonshires während seines Besuches etwas angebahnt hat? Sicher drängte ihn die Herzogin, sich zu erklären. Nur darum ging es ja bei dieser Einladung nach Chatsworth. Ich bin aufs Äußerste gespannt, ob es eine Verlobungsanzeige gibt. Wegen des Todesfalles wird man sich damit vielleicht Zeit lassen. Ach, meine Liebe, hat man je etwas so Verzwicktes erlebt?«
    »Sicher wirst du einen Weg finden, es auszukundschaften, liebste Mama«, sagte George. »Und was ist die zweite Neuigkeit, die euch so in Aufregung versetzte?«
    »Ach ja, eine sehr aufwühlende. William Pitt musste als Premierminister zurücktreten.«
    Georgina ging leise hinaus, während ihre Mutter sich in allen Einzelheiten über die politischen Probleme ausließ.
    Nachdem sie sich entkleidet hatte, betrachtete sie die Zeichnung, die ihren Vater beim Angeln zeigte. »Es besteht wirklich eine Ähnlichkeit mit John Russell. Ob ich ihn beim Zeichnen vor Augen hatte?« Der Mann kommt mir in den merkwürdigsten Momenten in den Sinn .
    Und jetzt waren Russell und seine Söhne von dieser Katastrophe betroffen worden, und sie bedauerte die Frechheiten, die sie ihm an den Kopf geworfen hatte. Eigentlich war es für sie nur ein lustiges Spiel gewesen, spitze und boshafte Bemerkungen zu machen. Ein
Spiel allerdings, das auch ihm zu gefallen schien. Jetzt bereute sie, dass sie mit Absicht unfreundlich gewesen war. Sie verspürte den Impuls, ihm sofort einen Kondolenzbrief zu schreiben und warf einen Blick auf ihren Schreibtisch. Nein, es ist besser, wenn der Brief von der Familie und nicht allein von mir kommt .
     
    »Es war ein langer Tag.« Am Russell Square ging John zu seinem Bruder in die Bibliothek und legte einen Stapel Kondolenzbriefe ungeöffnet auf den Schreibtisch. Dann schenkte er sich einen Drink ein. »Ich habe die Kinder wieder zur Schule gebracht und mit allen ihren Lehrern gesprochen. Sie versicherten mir, ich würde sofort verständigt, falls meine Söhne sich auffällig verhalten sollten. Auch mit dem Direktor hatte ich ein Gespräch und blieb dann in Westminster, um mit Johnny zu essen. Es war ein schmerzlicher Abschied – hoffentlich kommt er über das alles hinweg.«
    »Natürlich schafft er das, Kinder können sehr zäh sein«, versuchte Francis ihn zu beruhigen. »Hast du schon das Neueste gehört?«
    »Was denn?« John leerte sein Glas.
    »William Pitt ist heute zurückgetreten.«
    Der müde Ausdruck in Johns Gesicht wich und machte Überraschung Platz.
    »Der König stemmt sich gegen die Wahl irischer Katholiken ins Unterhaus, deshalb trat Pitt zugunsten von Addington zurück.«
    »Verdammt! Ich hätte wissen müssen, dass die Gleichstellung der Katholiken ein zu hochgestecktes Ziel war!«
    »Warum trat er als Premier zurück?«
    »Aus Prinzip natürlich, doch ist es auch ein sehr gewitzter Schachzug. Stellt er sich dem König entgegen, könnte dies die Regierung stürzen und uns Whigs an die Macht bringen. Pitt brachte das Opfer für die Torys.«
    »Ein Opfer ist etwas, das meinen Horizont übersteigt«, sagte Francis trocken. »Ich muss schleunigst nach Carlton House. Prinny
wird am Boden zerstört sein, weil die Regierung nicht gestürzt ist. Er wird mich brauchen, damit ich ihm beistehe, den grausamen Wind, den das Schicksal ihm ins Gesicht bläst, besser zu ertragen.«
    Nachdem Francis gegangen war, sann John darüber nach, wie es im Parlament unter Henry Addington weitergehen sollte. Nun, es war anzunehmen, dass nach dem Wechsel an der Spitze des Kabinetts alles weiterhin glatt verlaufen würde. Obwohl tief enttäuscht, dass die irische Frage einer Lösung nicht näher gekommen war, lenkten ihn die politischen Wirren immerhin von seiner eigenen aufgewühlten Seelenlage ab. In der Hoffnung, anschließend besser schlafen zu können, gönnte John sich noch einen Drink und begab sich zur Ruhe.
    Kurz vor Tagesanbruch setzte der Traum ein, der ihn regelmäßig heimsuchte.
    Er saß im Sattel seines Jagdpferdes und ritt über eine besonnte, mit

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