Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
Vom Netzwerk:
sich in dieser Männerwelt zu behaupten, Georgina. Du tätest gut daran, von mir zu lernen.« Jane rief einen Diener herbei und ordnete an, ihre Kutsche gleich nach dem Lunch vorfahren zu lassen.
    »Zuletzt, obwohl es keineswegs der unwichtigste Besuch ist, möchte ich noch Lady Spencer sprechen. Du weißt, dass sie die Schwägerin der Duchess of Devonshire ist. Von ihr kann ich hoffentlich erfahren, ob sich zwischen dem Duke of Bedford und dem Devonshire-Mädchen während seines Besuches auf Chatsworth irgendetwas Nennenswertes getan hat.«
    »Lavinia Spencer spricht mit ihrer Schwägerin kein Wort mehr. Sie weiß sicher nichts.«
    »Ganz im Gegenteil, meine Liebe. Lavinia wird es sich zur Aufgabe gemacht haben, alles, aber auch alles in Erfahrung zu bringen. Ach, hier kommt der Lunch.«
    Das enorme Interesse ihrer Mutter am Duke of Bedford ließ Georgina an John Russells Verlust denken. Er und seine Söhne waren ihr nicht aus dem Sinn gegangen, seit sie die traurige Neuigkeit erfahren hatte. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie allein er sich jetzt fühlen muss.
    Georgina stocherte lustlos in ihrem Essen herum. Ihre Stimmung wirkte sich auf ihren Appetit aus. Sie lächelte bedauernd, als das Mädchen eintrat, um das Essen abzuräumen. Doch als sie das Dessert ablehnte, runzelte ihre Mutter die Stirn.
    »Dieses graue, trübe Wetter macht dir zu schaffen. Bevor wir unsere Besuche machen, musst du hinaufgehen und einen deiner neuen Hüte aufsetzen, damit der Tag heiterer wird.«
    Um vier Uhr nachmittags hatte Georgina das Gefühl, sie müsse laut schreien. Beim Besuch bei Mary Anne Addington war die Gesundheit des Königs bis zum Überdruss besprochen worden. Aus dem Bulletin des Arztes ging hervor, dass der arme alte George erneut am Rande des Wahnsinns dahintaumelte.

    Der Besuch bei Joan Canning war ihr endlos erschienen. Die Dame hechelte nicht nur alle Abgeordneten der Torys durch, sie gab auch persönliche Details über deren Frauen und Kinder preis. Während Jane dies alles begierig aufsog, fühlte Georgina sich davon abgestoßen. Als sie endlich gingen, beschloss sie, dass es ihr reichte. Mama kann Lavinia Spencer ohne mich besuchen. Wenn ich noch einmal Tee und Klatsch serviert bekomme, muss ich mich übergeben .
    Sie wartete, bis die Herzogin in den Wagen eingestiegen war. »Wir sind nahe Whitehall. Ich möchte bei Charlotte vorbeischauen und Pläne für den Ball besprechen. Wenn du Lavinia Spencer in meiner Gegenwart über den Duke of Bedford ausfragst, sieht es aus, als würde ich verzweifelt auf ihn Jagd machen.«
    »Sehr schön. Richte Charlotte aus, sie solle sich auf mindestens zweihundert Gäste einstellen. Und ich möchte sicher sein, dass Charles dich nach Hause bringt.«
    Georgina zog ihre Handschuhe aus und stopfte sie in ihr Täschchen. Dann ging sie die Tothill Street entlang in Richtung Parliament Square. Fife House, Charlottes eindrucksvolles Stadtdomizil am Whitehall Place, war nur eine halbe Meile entfernt. Der Spaziergang wird meinen Kopf klären.
     
    John Russell verbrachte den Großteil des Tages im Parlament und verließ es kurz nach vier Uhr. Was für eine verdammte Zeitverschwendung! Heute war rein gar nichts weitergegangen. Fruchtlose Diskussionen und dramatisches Händeringen – es wäre ein Wunder, wenn wir noch in diesem Jahr alles über die Bühne bringen. Unsäglich, wie sich Whigs und Torys tuschelnd in Gruppen zusammengedrängt haben wie ein Haufen alter Weiber!
    John schüttelte die Politik mit einem Achselzucken ab und dachte an seine Söhne. Die Westminster School befand sich in unmittelbarer Nähe, und als er zum Parliament Square ging, kämpfte er mit sich, ob er nach ihnen sehen sollte oder ob ein Besuch sie seelisch
zu stark aufwühlen würde. Ich sollte wenigstens nachschauen, ob bei Johnny alles in Ordnung ist .
    Als John kehrtmachte, um sich zur Schule zu begeben, sah er sich plötzlich Georgina Gordon gegenüber. Er blieb abrupt stehen, und die schockierenden Einzelheiten seines erotischen Traumes überfluteten erneut seine Sinne.
    Ihre Überraschung, ihn zu sehen, war geradezu greifbar. »Lord Tavistock, John … bitte nehmen Sie mein tiefstes Beileid für Ihren schweren Verlust entgegen. Es muss im Augenblick für Sie und Ihre Söhne sehr belastend sein.« Sie legte die Hand auf seinen Ärmel. »Sie sollten in einer so schweren Zeit mit Ihren Söhnen nicht allein bleiben. Und Weihnachten würde sicher besonders schmerzlich. Sie sollen wissen, dass Sie herzlich

Weitere Kostenlose Bücher