Die unbeugsame Braut
beobachteten die Szene.
Edward hantierte mit seinem Säbel und schaffte es, ihn zu ziehen. » En garde!«, rief er.
»Ein guter Schwertkämpfer fängt keinen Streit an«, erklärte John.
Der Prinz holte mit seinem Säbel aus und schlug John den Hut vom Kopf.
Die Aussicht auf ein Duell verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und die Gäste umdrängten die beiden Gegner. Der Duke of Manchester als Gastgeber und der Bruder des Prinzen versuchten den berauschten Herausforderer zur Vernunft zu bringen.
»Edward, das ist kein echter Musketier. Es ist nur eine Maske«, erklärte Frederick, der Duke of York. »Steck dein Schwert ein, ehe du dich verletzt.«
»Wer ist er dann? Im Namen des Königs fordere ich Sie auf, die Maske abzunehmen.«
Gefolgt von Francis Russell, gesellte Georgina sich neugierig zu den Zuschauern. Als sie sah, dass ihr verführerischer französischer Musketier an dem Wortwechsel beteiligt war, erschrak sie.
Edward, der sich nicht beschwichtigen ließ, griff nach der Maske des Musketiers und riss sie ihm vom Gesicht.
Georgina und allen Umstehenden stockte der Atem, als sie sahen, dass John Russell vor ihnen stand.
Zähneknirschend, die Hand am Schwertgriff, entfernte Russell sich von der Gesellschaft.
Sofort wurde hinter seinem Rücken getuschelt. »Dieser sittenlose Lump! Zu einem Maskenball zu kommen, wo er doch eben erst seine Frau begraben hat«, hörte man Lady Jersey flüstern.
»Und nach allem, was man so hört, ist er froh, dass er sie los ist. Gerüchte wollen wissen, dass er nachgeholfen hat«, setzte Lord Jersey hinzu, der ein Teufelskostüm trug.
»Das ist eine verdammte Lüge«, wies der Duke of Bedford kalt Prinnys Geliebte und ihren Hahnrei von Ehemann in die Schranken. »Mein Bruder liebte seine Frau innigst. John war ein guter Ehemann. Heute war er nur da, weil ich ihn dazu überredete. Seine Trauer hätte ihn beinahe verzehrt.«
»Ich bitte untertänigst um Entschuldigung, Euer Gnaden.« Sofort traten der Teufel und seine Mitstreiterin den Rückzug an.
Georgina schauderte. Ist es möglich, dass er beim Tod seiner Frau die Hände im Spiel hatte? Sie wollte es nicht glauben, und doch argwöhnte
sie, dass er tief im Inneren ein gefährlicher und vielleicht sogar zur Gewalt fähiger Mensch war.
Sie hatte gehört, mit welchem Nachdruck Francis seinen Bruder verteidigte. Ihr dunkler Argwohn verflog, als Bedfords Worte in ihrem Bewusstsein nachklangen. Mein Bruder liebte seine Frau innigst. John war ein guter Ehemann. Seine Trauer hätte ihn beinahe verzehrt.
Georgina schloss die Augen. Wie es wohl sein mag, von einem Ehemann innig geliebt zu werden? Das ist die Ehe, wie ich sie mir wünsche!
Der Maskenball nahm ebenso seinen Fortgang wie das köstliche, skandalumwitterte Geflüster. Alle waren sich einig, dass es der Höhepunkt an Dekadenz sei, sich während der Trauerzeit in Gesellschaft zu amüsieren. Als die Gerüchte die Runde machten, wurden sie mit schamlosen Details über beide Russell-Brüder ausgeschmückt. Es schien klar, dass die Gordons den Duke of Bedford eingefangen und damit verhindert hatten, dass er sich mit der Tochter der Devonshires verlobte. Geheime Wetten wurden abgeschlossen, ob Lady Georginas Jungfräulichkeit Bedford verleiten würde, sein Junggesellendasein aufzugeben oder ob er sich die süße Beute ohne Ehefesseln holen würde.
18
J ohn Russell hat meine Brust in seiner Hand gehalten und mich geküsst! Wusste etwas in mir, dass er hinter der Maske steckte, als ich mich von ihm willig in die abgeschiedene Galerie führen ließ? Georginas Herz flatterte. Ich war völlig enthemmt und wurde schwach, als er mir französische Worte zuraunte. Schon bei der ersten Berührung sank ich in seine Arme.
Ihre Finger strichen über ihre Lippen; dann glitt ihre Hand tiefer und griff nach der Brust, die er umfasst gehalten hatte. Wir sind Gegner. Er provoziert mich bis zum Wahnsinn. Doch ungeachtet dessen fühle ich mich sexuell zu ihm hingezogen. Georgina fragte sich: Ungeachtet dessen oder deswegen? Sie schüttelte den Kopf. »Das ist absurd«, sagte sie laut.
»Die ganze Gesellschaft ist absurd.« Francis nahm ihre Hand und führte sie auf das Tanzparkett. Susan, die Gastgeberin, hatte beim Orchester eine flotte Weise bestellt und kündigte nun in der Hoffnung, die unglückliche Episode würde darüber vergessen, einen Labyrinthtanz an.
Georgina, deren Schwindelgefühl zunahm, wurde immer mehr von verstörenden Gedanken geplagt. Als Francis beim Tanz mit ihr
Weitere Kostenlose Bücher