Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity
ist er wieder weg!«, stellte Linda fest. »Er hat ausgeschaltet.«
»Er hat Angst, dass die Sharks ihn orten«, verstand Pep. »Das bedeutet, dass er sich offenbar nicht in ihrer Gewalt befindet. Immerhin. Hast du sehen können, wo er ist?«
»Es ging zu schnell!«, stöhnte Linda. In dem kurzen Augenblick, in dem sie Leon auf dem Bildschirm gesehen hatte, meinte sie, so etwas wie Wasser erkanntzu haben. »Es sah aus, als stünde er auf einem Boot.« Obwohl sie es sich kaum vorstellen konnte. Wo sollte er hier unten in der Kanalisation ein Boot herbekommen? Sie schüttelte den Kopf. Dann schaltete sie zurück auf das Monitorbild der Kamera – und machte die nächste überraschende Entdeckung: »Die Sharks sind weg!«
»Aber eben waren sie doch noch da«, wunderte Pep sich. »Wo sind sie hin?« Er schaute sich besorgt in alle Richtungen um. Auch er hatte – ebenso wie Leon – ja schon die Erfahrung machen müssen, dass Tjark in der Lage war, plötzlich aus dem Nichts aufzutauchen.
Doch Linda konnte ihn halbwegs beruhigen. Nicht die Sharks hatten sich bewegt, sondern Träne mit der Kamera im Genick. Der Tisch, an dem die Sharks gesessen hatten, war auch nicht mehr zu sehen. Linda sah im Moment nur einen schwarzen Monitor. Entweder bewegte sich Träne irgendwo im Dunkeln oder etwas war über die Kameralinse gerutscht. Ein Kragen vielleicht.
»Wenn sich Leon bloß noch einmal melden würde«, seufzte Linda. »Dann könnten wir absprechen, was wir tun sollen.«
Kevin machte das Boot vor der Eisentür fest, während seine Schwester noch damit beschäftigt war,ihre Hände und ihr Gesicht mit einem Lappen, den sie auf dem Boot gefunden hatte, von dem Schmutzwasser zu säubern.
»Kannst du die Tür öffnen?«, fragte Leon.
»Klar!«, antwortete Kevin.
Er kramte neben dem Steuerruder in einer kleinen Kiste und zog etwas hervor, das aussah wie ein Schweizer Taschenmesser. Aber statt Schere oder Nagelfeile beinhaltete es nur eine Anzahl verschieden dicker Metalldornen.
Kevin sprang vom Boot, kniete sich vor die Tür, steckte einen der Dornen ins Schloss. Keine zehn Sekunden später sprang die Tür auf.
Leon musste zugeben, er war beeindruckt.
Inzwischen hatten sich Linda und Pep bis vor die Tür der Piratenhöhle gewagt. Noch immer sah Linda auf ihrem Monitor nur Schwarz. Was war mit Träne passiert, dass die Kamera keine Bilder mehr sendete? Jetzt fehlte ihnen Leon, der seinen Kopf durch die Wand hätte stecken können, um nachzusehen, ob sich überhaupt noch jemand in der Piratenhöhle befand.
Linda legte ihr Ohr an die schwere Tür. Sie hörte nichts. Hieß das, dass hinter der Tür wirklich nichts passierte? Oder war die Tür nur so schalldicht?
Noch einmal warf sie einen prüfenden Blick aufden Monitor und fragte: »Kann es sein, dass die Kamera kaputt ist?«
Pep sah sich das Bild an. Seiner Meinung nach bedeutete das Schwarz auf dem Bildschirm keinen Bildausfall, sondern, dass Träne sich in einem komplett dunklen Raum befand. »Irgendwie sieht das Schwarz anders aus«, fand er. »So, als ob die Kamera nach wie vor überträgt. Es ist nur kein Licht da.«
»Hoffentlich hast du recht«, flüsterte Linda. Sie umfasste die Klinke der Tür. »Wenn doch jemand da sein sollte und uns entdeckt, dann verschwindest du so schnell wie möglich zum Ausgang, okay?«
»Und du?«, fragte Pep.
Linda zeigte mit dem Zeigefinger zur Decke. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt. Und schaute in einen komplett finsteren Raum. Sie wartete einen Augenblick. Als sie nichts hörte, betätigte sie eine Taste auf ihrem Display. Eine heller Spot leuchtete nun in die Halle hinein. Mit dem Lichtkegel suchte sie den Raum ab. Es war niemand da.
»Wo sind die alle hin?«, fragte sich Pep. »Wir hätten sie doch sehen müssen. Und einen anderen Ausgang gibt es hier nicht!«
»Zumindest keinen, den wir im Moment sehen«, präzisierte Linda.
Pep holte tief Luft. »Du glaubst, hier gibt es eine Geheimtür?«
»Denk an den Duschraum«, erinnerte ihn Linda. »Leon hat doch erzählt, dass sich dahinter ein geheimes Gefängnis befindet. Die Tür ist als Duschkabine getarnt.«
»Stimmt!«, fiel Pep wieder ein. Wenn es in dieser Piratenhöhle Geheimgänge gab, dann konnte es doch auch möglich sein, dass jeden Moment aus einer unsichtbaren Tür eine Horde Sharks stürmte und sie gefangen nahm. Plötzlich wurde ihm sehr mulmig zumute.
»Ich hab wieder ein Bild von der Kamera!«, stellte Linda fest.
Pep sprang auf Linda zu. »Was?
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