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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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teilzunehmen. Überhaupt gäbe es mancherorts heimliche oder ganz offene Rebellion.
    Bastian blickte reglos vor sich hin.
    »Mit all dem«, meinte Xayíde, »wirst du gründlich aufräumen, wenn du Kaiser von Phantasien bist.«
    »Ich will, daß sie wollen was ich will«, sagte Bastian.
    Aber Xayíde war schon fortgeeilt, um neue Anordnungen zu treffen.
    Und dann kam der Tag der Krönung, die nicht stattfinden sollte, sondern als der Tag der blutigen Schlacht um den Elfenbeinturm m die Geschichte Phantásiens einging. Schon am Morgen war der Himmel von einer dicken, bleigrauen Wolkendecke überzogen, die es nicht recht Tag werden ließ. Ein banges Zwielicht lag über allem, die Luft war vollkommen reglos und so schwer und drückend, daß man kaum atmen konnte.Xayide hatte zusammen mit den vierzehn Zeremonienmeistern des Elfenbeinturmes ein äußerst reichhaltiges Festprogramm vorbereitet, das an Pracht und Aufwand alles übertreffen sollte, was es je in Phantasien gegeben hatte.
    Schon von den frühen Morgenstunden an wurde in allen Straßen und Plätzen Musik gemacht, doch war es eine Musik, wie man sie bis zu diesem Tag noch nie im Elfenbeinturm gehört hatte: wild, kreischend und doch monoton. Jeder, der sie hörte, begann mit den Füßen zu zucken und mußte, ob er wollte oder nicht, tanzen und hüpfen. Niemand kannte die Musikanten, die schwarze Masken trugen, und niemand wußte, wo Xayíde sie hergeholt hatte. Alle Gebäude und Häuserfronten waren mit grellbunten Fahnen und Fähnchen geschmückt, die allerdings, da kein Wind ging, schlaff herunterhingen. Längs der Hauptstraße und rundum auf der hohen Mauer des Palastbezirks waren zahllose Bilder angebracht, kleine und riesengroße, die alle ein und dasselbe Gesicht zeigten, das Bastians, immer wieder und wieder.
    Da der Magnolien-Pavillon noch immer unzugänglich war, hatte Xayíde einen anderen Platz für die Thronbesteigung vorbereitet. Dort, wo die spiralförmige Hauptstraße vor dem großen Tor in der Palastmauer endete, sollte auf den breiten Stufen aus Elfenbein der Thron aufgestellt werden. Tausende von goldenen Weihrauchbecken qualmten hier, und der Rauch, der betäubend und doch zugleich aufreizend roch, floß langsam über die Stufen, über den Platz, die Hauptstraße hinunter und drang in alle Seitengassen, Winkel und Räume. Überall standen die schwarzen Riesen in ihren Insektenpanzern. Niemand außer Xayíde selbst wußte, wie sie es fertiggebracht hatte, die fünf, die ihr noch übriggeblieben waren, zu verhundertfachen. Aber nicht nur das : etwa fünfzig von ihnen saßen nun auf gewaltigen Pferden, die ebenfalls ganz aus schwarzem Metall bestanden und sich völlig gleich bewegten. In einem Triumphzug geleiteten diese Reiter einen Thron die Hauptstraße herauf. Niemand wußte, wo er hergekommen war. Er war groß wie ein Kirchenportal und bestand ganz und gar aus Spiegeln jeder Form und Größe. Nur das Sitzpolster war aus kupferfarbener Seide. Merkwürdigerweise glitt dieses glitzernde Riesending von selbst langsam die Straßenspirale aufwärts, ohne daß es geschoben oder gezogen wurde, ganz so, als hätte es ein Eigenleben.
    Als es vor dem großen Elfenbeintor zum Stehen kam, trat Bastian aus dem Palastbezirk hervor und nahm darauf Platz. Er sah winzig klein wie eine Puppe aus, als er nun inmitten all dieser glitzernden kalten Pracht dort saß. Die Menge der Zuschauer, die von einem Spalier der schwarzen Panzerriesen zurückgehalten wurde, brach in Jubel aus, aber er klang auf unerklärliche Art dünn und schrill.
    Danach begann der langwierigste und ermüdendste Teil der Feierlichkeit. Alle Sendboten und Abgeordneten des phantásischen Reiches mußten sich in einer Reihe hintereinander aufstellen, und diese Reihe reichte vom Spiegelthron nicht nur die ganze spiralförmige Hauptstraße des Elfenbeinturms hinunter, sondern weit, weit in das Gartenlabyrinth hinein, und immer neue schlössen sich hinten an der Schlange an. Jeder einzelne mußte, wenn die Reihe an ihn kam, vor dem Thron niederfallen, mit der Stirn dreimal den Boden berühren, Bastians rechten Fuß küssen und sagen : »Im Namen meines Volkes und meiner Artgenossen bitte ich dich, dem wir alle unser Dasein verdanken, dich zum Kindlichen Kaiser Phantásiens zu krönen!«
    Zwei oder drei Stunden waren schon auf diese Weise vergangen, als eine plötzliche Unruhe durch die Reihe der Wartenden ging. Ein junger Faun kam die Straße heraufgejagt, man sah, daß er mit letzten Kräften

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