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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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mit Goldmosaik bedeckt, das das Licht der Ampeln, die auch hier in allen Farben leuchteten, in tausend Brechungen zurückwarf. In einer Ecke stand ein breiter Diwan mit weichen Decken und Kissen aller Art, über den sich ein Zelt aus azurblauer Seide spannte. In der anderen Ecke war der Felsenboden zu einem großen Schwimmbecken ausgehauen, in welchem eine goldfarbene leuchtende Flüssigkeit dampfte. Auf einem niedrigen Tischchen standen Schüsseln und Schalen mit Speisen, auch eine Karaffe mit einem rubinroten Getränk und ein goldener Becher.
    Bastian setzte sich im Türkensitz an dem Tischchen nieder und griff zu. Das Getränk schmeckte herb und wild und löschte auf wunderbare Weise den Durst. Die Speisen waren ihm alle völlig unbekannt. Er hätte noch nicht einmal sagen können, ob es sich dabei um Pasteten handelte, oder große Schoten, oder Nüsse. Manches sah zwar aus wie Kürbisse und Melonen, aber der Geschmack war ganz und gar anders, scharf und würzig. Es schmeckte auf regend und köstlich. Bastian aß bis er satt war.
    Dann zog er sich aus - nur das Zeichen nahm er nicht ab - und stieg in das Bad. Eine Weile plätscherte er in der feurigen Flut herum, wusch sich, tauchte unter und prustete wie ein Walroß. Dann entdeckte er kurios aussehende Flaschen, die am Rande des Schwimmbeckens standen. Er hielt sie für Badeessenzen. Unbekümmert schüttete er von jeder Sorte etwas ins Wasser. Ein paarmal gab es grüne, rote und gelbe Flammen, die auf der Oberfläche hin-und herzischten und ein wenig Rauch stieg auf. Es roch nach Harz und bitteren Krautern. Schließlich stieg er aus dem Bad, trocknete sich mit weichen Tüchern ab, die bereit lagen, und zog sich wieder an. Dabei kam es ihm so vor, als ob die Ampeln im Raum plötzlich düsterer brannten. Und dann drang ein Laut an sein Ohr, der ihm einen kalten Schauder über den Rücken lagte: ein Knirschen und Knacken, als ob ein großer Fels vom Eis zersprengt würde, und verklang in einem Ächzen, das immer leiser wurde.
    Bastian lauschte mit klopfendem Herzen. Er dachte an Graogramáns Worte, daß er sich nicht beunruhigen solle.
    Der Laut wiederholte sich nicht. Aber die Stille war fast noch schrecklicher. Er mußte wissen, was da geschehen war!
    Er öffnete die Tür des Schlafgemaches und blickte in die große Höhle hinaus. Zunächst konnte er keine Veränderung entdecken, außer daß die Ampeln trüber brannten und ihr Licht wie ein immer langsamer werdender Herzschlag zu pulsieren begann. Der Löwe saß noch immer m derselben Haltung auf dem schwarzen Felsblock und schien Bastian anzublicken. »Graograman!« rief Bastian leise, »was geschieht hier? Was war das für ein Laut? Warst du es?«Der Löwe antwortete nicht und regte sich nicht, aber als Bastian zu ihm trat, folgte er ihm mit den Augen.
    Bastian streckte zögernd die Hand aus, um die Mähne zu streicheln, doch kaum hatte er sie berührt, fuhr er erschrocken zurück. Sie war hart und eiskalt wie der schwarze Fels. Ebenso fühlten sich Graogramáns Gesicht und Pranken an.
    Bastian wußte nicht, was er tun sollte. Er sah, daß die schwarzen Steinflügel der großen Tür sich langsam öffneten. Erst als er schon in dem langen dunklen Gang war und die Treppen hinaufstieg, fragte er sich, was er dort draußen eigentlich sollte. Es konnte ja niemand in dieser Wüste sein, der Graogramán zu retten vermochte.
    Aber da war keine Wüste mehr!
    In der nächtlichen Dunkelheit begann es überall zu glimmen und zu glitzern. Millionen winziger Pflanzenkeime sproßten aus den Sandkörnern, die nun wieder Samenkörner waren. Perelïn, der Nachtwald, hatte von neuem zu wachsen begonnen!
    Bastian ahnte plötzlich, daß die Erstarrung Graogramáns damit auf irgendeine Weise zusammenhing.
    Er ging wieder in die Höhle zurück. Das Licht in den Ampeln zuckte nur noch sehr schwach. Er erreichte den Löwen, schlang seine Arme um dessen mächtigen Hals und preßte sein Gesicht an das Antlitz des Tieres.
    Nun waren auch die Augen des Löwen schwarz und tot wie der Fels. Graogramán war versteinert. Ein letztes Aufzucken der Lichter, dann wurde es dunkel wie in einem Grab. Bastian weinte bitterlich und das steinerne Löwengesicht wurde naß von seinen Tränen. Zuletzt rollte er sich zwischen den gewaltigen Pranken zusammen und so schlief er ein.



Herr!« sagte die grollende Löwenstimme, »hast du so die ganze Nacht verbracht?« Bastian richtete sich auf und rieb sich die Augen. Er saß zwischen den Löwenpranken, das

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