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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Wasser aus kleinen Schüsseln.«
    »Ja, das mag dir seltsam vorkommen!«, murmelte Leonie in ihr Kissen. Aber dann drehte sie sich so weit um, wie es ging, und sagte: »Trotzdem bist du hergekommen.«
    »Ja, trotzdem.«
    Kundig massierten Camillas Hände weiter, und es dauerte eine Weile, bis sie fortfuhr und die unausgesprochene Frage beantwortete.
    »Ich habe vor sieben Jahren einen Mann kennengelernt, Leonie, in den ich mich verliebt habe. Mehr, Leonie, den ich mit jeder Faser meines Herzens liebte. Er erwiderte diese Liebe. Aber uns war kein gemeinsames Leben vergönnt. Später traf ich Jacobs, einen Mann
aus demselben Land wie mein Geliebter. Es war nicht schwer, ihn zu - betören. Er war bereit, mir die Welt zu Füßen zu legen und mich mit nach Deutschland zu nehmen.«
    Leonie glaubte zu verstehen, und unsägliche Trauer erfasste sie.
    »Wo du deinen Geliebten wiederfandest.«
    »Nein, Leonie, er ist tot. Auch wenn ich hoffte - er ist tot.«
    Gleichmäßig strichen Camillas Hände ihre Wirbelsäule auf und ab.
    »Sein Bruder?«
    »Ja, sein Bruder.«
    Das gab ihr eine Erklärung, und noch ein Schatten floh aus ihrem Herzen.
    »Es tut mir so leid, für euch alle. Auch mein Gatte liebte seinen Bruder sehr.«
    »Ja, Leonie. Es war ein enges, sehr enges Band, das zwischen ihnen geschlossen war. Je nun, du siehst, wir alle müssen mit Verlusten leben, wir alle tragen, sichtbar oder unsichtbar, Narben davon. Deine äußere, Liebes, ist gut verheilt. Aber ich ahne, wie entsetzlich die Geburt war. Es war eine verzweifelte Maßnahme.«
    »Ja, um das Kind zu retten, nicht mich!«
    »Genau wie du, Leonie, trage ich den Wunsch nach Vergeltung in mir. Und wir beide sind bereit, sie zu üben, wenn die Stunde kommt.«
    »Du hast eine unkomplizierte Art, die Dinge auszudrücken.«
    »Ich beschwere mich in wichtigen Dingen nicht mit Ballast. Und ich belaste mich nicht in Zeiten damit, in denen ich noch nichts bewirken kann.«
    »Eine kluge Einstellung. Ich werde mich darum bemühen.«
    »Schön, dann widmen wir uns jetzt deinem Gesicht.«
     
    Lilientau und Gurkensaft halfen ihr, das noch immer vom Schlaf und den Tränen verquollene Gesicht zu beruhigen, Camillas Schminkkünste taten ein Weiteres, und zwei Stunden später war Leonie bereit, das Schlafzimmer zu verlassen und nach unten zu gehen.
    Hier trafen sie Ursel an, die leise auf dem Klavier Tonleitern übte. Sie unterbrach ihre Etüden sofort und machte einen sehr graziösen Knicks vor Camilla.

    »Hübsch machst du das, Ursel.«
    »Ich übe, vor dem Spiegel.«
    »Das ist recht. Ein junges Mädchen kann hässlich wie eine Gurke sein, wenn sie nur anmutige Bewegungen hat, wird man ihr dennoch immer Aufmerksamkeit schenken.«
    »Bin ich eine Gurke?«
    »Na ja«, sagte Leonie und kniff ein Auge zusammen. »Sagen wir, eine Gurkenblüte!«
    »Oh je, dann muss ich wohl noch viel Anmut üben!«
    »Oder dir mal eine Gurkenblüte ansehen, die sind nämlich sehr hübsch!«, fügte Camilla hinzu.
    Ursel schaute von der einen Dame zur anderen und bekam dann leuchtende Augen.
    »Frau Mansel, jetzt sind Sie wieder richtig gesund!«
    »Ja, ich fühle mich jetzt besser, Ursel. Und das nur, weil Rike die aufsässige Frau Jacobs einfach nicht loswerden konnte.«
    »Gottchen, hat sie das gesagt?«
    »Hat sie, und das Gottchen stecken wir bitte zukünftig in den Ascheimer. Alle, auch Rike.«
    »Aber Herr Altenberger …«
    »Hanno ist ein alter Herr, und der darf das. Junge Gurkenblüten nicht!«
    »Na gut.«
    »Was mich daran erinnert, dass wir uns morgen endlich wieder der Schlange annehmen müssen.«
    »Ihr besitzt eine Schlange als Haustier?«
    Camilla sah doch etwas überrascht aus, und Ursel begann zu kichern.
    »Darf ich unser - äh - Haustier Frau Jacobs mal zeigen?«
    »Lauf und hol sie.«
    »Wir basteln an einer künstlichen Schlange, seit wir eine Spieldose gesehen haben, aus der sich ein solches Tier erhob.«
    »Ja, mit Spieldosen hast du ein unglaubliches Geschick. Aber eine Schlange?«
    Ursel präsentierte den Korb mit dem Gerippe, und Camilla nickte anerkennend.
    »Das ist zumindest einem Schlangenskelett schon sehr ähnlich.
Oh, und das wird die Haut. Erstaunlich!« Sie ließ den langen Lederschlauch durch die Finger gleiten. »Eine Schlange fühlt sich zwar anders an, aber das ist schon sehr lebensecht. Wie werdet ihr den Kopf gestalten?«
    »Herr Altenberger kennt einen Holzschnitzer!«, warf Ursel ein.
    »Ihr wart offensichtlich sehr schöpferisch, während ich krank

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