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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Wangen, ihre Lider und schließlich ihre Lippen küsste, benötigte sie ebenfalls jede Willensstärke, um sich nicht verlangend an ihn zu drücken.
    »Es gibt Momente«, flüsterte er ihr in die Haare, »da muss eine Dame aufhören, eine Dame zu sein.«
    »Um was zu werden?«
    »Frau, Geliebte, Gattin!«
    Seine Hände wölbten sich über ihrem Busen und sein Mund drängte sich an den ihren.
    Mit einem hastigen Knicks verabschiedete sich die untadelige Dame, und die Löwin in ihr erwachte.
    Leonie gebot ihr nicht Einhalt.
     
    Als sie wieder zu so etwas wie Besinnung kam, lag nicht die schwere Daunendecke über ihr, sondern ein wohlgestalteter, leicht verschwitzter Mann, der heftig atmete.
    Sie stellte ähnliche körperliche Dispositionen an sich fest und schnaufte leise.
    »Liebste!«
    »Leo!«
    »Oh Gott, ist das schön, diesen Namen aus deinem Mund zu hören.«
    »Leo. Leo, was hast du mit mir gemacht?«
    Er richtete sich ein wenig auf und lächelte sie an.
    »Im technischen Sinne die Ehe vollzogen, aber man könnte wohl auch sagen, ich hätte die Flamme der Leidenschaft entzündet.«
    »Ja. Ja, das hast du wohl.«

    »Hat es dir gefallen?«
    »Mhm.«
    Sie zog ihn wieder herunter zu sich und vergrub ihre Hände in seinen Haaren. Das Teufelchen Neugier war auch wieder erwacht.
    »Wie sehen sie wirklich aus?«
    »Oh, wie deine, schöne Löwin. Braun mit etwas Gold darin. Ich werde aufhören, diesen scheußlichen Extrakt zu verwenden. Es kommt vermutlich jetzt nicht mehr darauf an.«
    »Ist der Grund hinfällig geworden?«
    »Ich fürchte, es fehlt nicht mehr viel daran. Darum ist es ganz gut, wenn ich für eine Weile von hier verschwinde. Es gibt mir vielleicht einen Aufschub.«
    Er erhob sich vorsichtig und langte nach dem Plumeau, das wie ein gestrandeter Wal auf dem Boden neben dem Bett lag.
    »Es wird kühl, und es ist auch sehr schön, unter den Federn zu kuscheln. Oder möchtest du schlafen?«
    »Schlafen? Wie könnte ich neben einem solchen Gatten auch nur ein Auge zutun!«
    Die Traulichkeit, die sie miteinander geteilt hatten, hatte sie mutig gemacht, und sie warf einen flüchtigen Blick auf den Leib ihres Gatten. Ein sehr wohlproportionierter, sehr fester und kräftiger Leib.
    »Finde ich dein Wohlwollen?«
    »Ein endgültiges Urteil kann ich mir noch nicht erlauben, mein Herr. Mir fehlen Vergleiche.«
    »Und ich muss dich morgen verlassen. Ich werde mich jeden Tag in Eifersuchtsqualen winden.«
    »Nein, Leo. Das brauchst du nicht. Ich habe gescherzt.«
    »Ich weiß. Aber ich bin dir nicht immer treu gewesen, und das bedauere ich zutiefst. Ich hoffe, du glaubst meinem Versprechen, dass es nie wieder vorkommen wird.«
    »Aachen?«
    »Ja. Himmel, wissen denn Frauen alles?«
    »Es lag doch nahe, nicht?«
    »Es ist etwas völlig anderes, Geliebte, das Bett mit der Frau zu teilen, die man mehr liebt als sein Leben, als mit einer bezahlten Poussage.«

    Sie lag jetzt in seinem Arm und fühlte sich geborgen. Nein, sie nahm es ihm nicht übel, dass er sein Vergnügen außer Haus gesucht hatte. Zum einen taten das fast alle Männer, wie sie den pikanten Flüstereien in den Boudoirs ihrer Freundinnen gelernt hatte, und zum anderen hatte sie ihm dazu ja jeden Anlass gegeben. Doch nun war er bei ihr, und sie glaubte seinem Versprechen. Sie hatte sich ihm anvertraut, hatte innere Hürden überwunden und nur Glückseligkeit gefunden. Schmerzen hatte sie befürchtet, Zärtlichkeit erhalten und Ekstase gefunden.
    Sie streichelte über seine Rippen, seinen straffen Bauch, seine breite Brust. Wieder beschleunigte sich sein Herzschlag, und das Wissen darum, dass sie es auslöste, ließ auch das ihre schneller schlagen.
    »Liebste?«
    Sie nahm die Hände fort.
    »Nicht, nicht loslassen. Ich brauche das so sehr.«
    »Aber …«
    »Oh, man darf das auch mehr als einmal in der Nacht machen.«
    »Tatsächlich?«
    Man durfte und Mann konnte.
     
    Als er aufwachte, hielt das namenlose Glücksgefühl noch an, das ihn in seinen Träumen durchflutet hatte. Er war wieder in Barsinghausen, vor dem Haus lagen die weiten Koppeln, und sie waren nach einem langen Ausritt über die sonnigen Hügel nach Hause gekommen. Seine Mutter, mit Gartenschürze und Handschuhen, werkelte zufrieden in den Rosen und begrüßte ihn mit einem warmen Lächeln. Horaz, der riesige Mischlingshund, der ihr nicht vom Rocksaum wich, forderte schwanzwedelnd ein Kraulen zwischen den Ohren, während Rosetta, die Katze, auf der warmen Ziegelmauer ihm träge zublinzelte.

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