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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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begleitete. Es stand auch darin, wann Leo Flemming die Gruppe verlassen hatte und wer nach ihm aufgebrochen war. Es stand sogar darin, dass sich der Rittmeister von Crausen Wochen später noch einmal nach Meroe aufgemacht hatte. Nicht aber, was er dort getan oder gefunden hatte.
    Das stand auf einem anderen Blatt.
    Dafür hatte Langer weitere sehr ausführliche Aufzeichnungen von dem späteren Auffinden eines Königsgrabes angefertigt, in dem man einige kulturhistorisch wichtige Dinge gefunden hatte, wie Tongefäße, Wandmalereien und steinerne Skulpturen. Ihn hatte das begeistert, und die Tatsache, dass keine Gegenstände aus Gold oder Edelsteinen gefunden wurden, hatte er als gegeben hingenommen.
Das Werk von Plünderern, so nahm Erich Langer an, war schon vor Hunderten von Jahren geschehen.
    Nach einer Woche geduldigen Zuhörens hatte Leo endlich die Abschriften aus den Tagebüchern Langers, die dieser eigenhändig angefertigt hatte und von einem Notar beglaubigen ließ. Er war ihm mehr als dankbar dafür, auch für die Zusicherung, der ehemalige Corporal sei bereit, bei einer möglichen Klage auszusagen, sofern er sich im Land befand. Doch da er sich schon für eine neue Expedition rüstete, war das unwahrscheinlich. Dafür aber hatte er eine schriftliche Aussage gemacht, die seine Eindrücke, die im Tagebuch nur kurz notiert waren, detaillierter beschrieb. Ja, er war der Auffassung, der Rittmeister sei womöglich an dem Verschwinden der beiden Geologen beteiligt gewesen. Von einem Mord jedoch wusste er nichts, aber von den Umtrieben einer eigenartigen Sekte, die sich der Anbetung alter ägyptischer Götter verschrieben hatte.
    Auch diese Unterlagen waren für Leo wichtig. Darum bedankte er sich nicht nur mit Worten, sondern übergab dem begeisterten Forscher auch noch eine nicht unbeträchtliche Summe, um dessen nächstes Vorhaben zu unterstützen.
    Dann machte er sich auf den Rückweg nach Köln. Das Herbstwetter brachte mit Stürmen und anhaltendem Regen aufgeweichte Fahrwege mit sich, und obwohl er eine Extrapost gemietet hatte, kamen sie nur langsam voran. Reisen war langweilig, und Stunden um Stunden hatte Leo Zeit, seinen Gedanken nachzuhängen, entweder in der rumpelnden, kalten Kutsche oder in mehr oder minder komfortablen Gasthäusern. Seine Schulter und sein Fuß schmerzten in der feuchten Kühle und wegen der aufgezwungenen Bewegungslosigkeit, und mehr als einmal überlegte er, ob er nicht besser ein Pferd mieten sollte. Aber die Regenfälle würden auch das Reiten beschwerlich machen. So träumte er oft vor sich hin. Erstaunlich oft mischten sich Gestalt und Stimme seiner Gattin in diese Träume, und in den kalten, klumpigen Betten der Gasthäuser ertappte er sich immer wieder dabei, wie er seine Hand nach der leeren Stelle neben sich ausstreckte. Eine Nacht voller Leidenschaft hatten sie gehabt, aber jede Sekunde davon war ihm unvergesslich. Wie warm und weich sich ihre Haut angefühlt hatte, wie zärtlich ihre schönen Hände über seinen Körper geglitten waren. Es lag noch ein Hauch mädchenhafter
Unschuld in ihrem Verhalten, eine zauberhafte Art von Unwissenheit und Entdeckerfreude. Es würde sich verlieren, sicher, aber er freute sich ebenso daran, die Neugier in ihr zu wecken, die Lust und die Leidenschaft. Ganz sicher steckten auch in dieser Hinsicht unglaubliche Fähigkeiten in ihr. Sie war viel zu heiteren Gemüts, um nicht auch an der spielerischen Form der Liebe Spaß zu finden und sich von den einengenden Konventionen ihrer Erziehung zu lösen. Vielleicht sogar von diesen scheußlichen Nachthemden!
    Nur eines machte ihm etwas Sorge. Sie hatte eine schwere Geburt hinter sich, und er hatte in Nürnberg die Zeit gefunden, mit drei Koryphäen über die Problematik und Folgen des Kaiserschnitts zu sprechen. Alle drei vertraten die Ansicht, eine Frau könne auch nach dieser Operation - so die Heilung ohne Komplikationen verlaufen war - wieder empfangen und ein Kind austragen. Aber würde Leonie das wollen? Es war nicht unbedingt ein Thema, das offen zwischen einer Dame und einem Herrn diskutiert werden konnte - weder die Möglichkeit, schwanger zu werden, noch die Vermeidung dieses Umstands.
    Es gab Möglichkeiten, er kannte sie. Aber ob er jemals den Mut haben würde, mit Leonie darüber zu sprechen?
     
    Während Leo seine unbequeme Reise fortsetzte, ging Leonie ihren alltäglichen Verpflichtungen nach. Ernst hatte sie, wie versprochen, zu einer Besichtigung der Kaserne und der

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