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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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manches Mal alle Hände voll zu tun gehabt, seine unsittlichen Annäherungen abzuwehren. Jetzt sah sie ihn aus einem Augenwinkel, wie er das Bild der leichtgewandeten Tänzerin mit intensiver
Aufmerksamkeit studierte und dann auch die Gastgeberin in Augenschein nahm.
    Leonie nahm ein Glas Champagner entgegen und drehte ihnen den Rücken zu, um sich an der Unterhaltung der beiden Damen zu beteiligen.
    »Sind ja ganz hübsch, die Bilder, aber dieser Professor …«, seufzte ihre Nachbarin.
    »Ein staubiger Vortrag über ein staubiges Land. Was hatten Sie erwartet?«, fragte Leonie mit einem Lächeln.
    »Ihr Herr Gemahl hat Ihnen das Land sicher in weitaus glühenderen Farben geschildert.«
    »Oh nein, Frau von Danwitz. Auch er nannte es staubig. Aber das liegt vermutlich an dem trockenen Klima.«
    »Ach ja, Herr Mansel, ein Mann mit bewegter Vergangenheit. Ich hoffe, Sie sind glücklich mit ihm, Frau Mansel.«
    »Natürlich, er ist ein überaus zuvorkommender Gatte.«
    »Aber viel unterwegs. Haben Sie da nicht Angst, dass er … nun, ein wenig herumkommt?«
    »Er kommt viel herum, denke ich mir. Er hat an der gesamten Strecke zwischen Bonn und Köln zu tun, und hin und wieder muss er auch noch nach Aachen. Dort hat er zuvor die Eisenbahnlinie betreut.«
    »Ja, ja, ich weiß, meine Liebe. Achten Sie ein bisschen auf ihn, vor allem, wenn er zu oft nach Aachen fährt.«
    »Aber warum denn?«
    »Nun, er hat dort ein paar Herzen gebrochen, heißt es. Deshalb hat von Alfter ihm doch nahegelegt, endlich sesshaft zu werden.«
    »Tatsächlich. Dann kann ich mich ja glücklich schätzen, dass er dessen Rat befolgt hat!«
    »Sie werden ihn sicher in festen Händen halten, liebe Frau Mansel. Er ist ja auch ein verwegen aussehender Mann, nicht wahr? Ah, da ist ja meine liebe süße Camilla.« Sie streckte theatralisch die Hände aus. »Ihre Ausstellung ist ein großer Erfolg.«
    »Ja, man amüsiert sich und schenkt den Bildern sehr schmeichelhafte Aufmerksamkeit.« Camilla wandte sich an Leonie und machte eine kleine Verbeugung.
    »Danke!«

    »Nicht der Rede wert.«
    Ein Mann bahnte sich den Weg durch die plaudernden Besucher und ging stracks auf die Gastgeberin zu.
    »Frau Jacobs, Camilla, meine Liebe, meine verehrte Camilla!«, rief er überschwänglich aus und ergriff beide Hände der Ägypterin, um sie an die Lippen zu ziehen.
    »Rittmeister, benehmen Sie sich!«
    »Verzeihen Sie, so lange haben wir uns nicht gesehen. Ich dachte schon, unsere Wege hätten sich damals in Kairo für immer getrennt. Aber die Sterne scheinen unsere Schicksale wieder zusammenzuführen.«
    »Vielleicht, Rittmeister.«
    »Liebste Camilla, möchten Sie mich nicht Ihren reizenden Freundinnen vorstellen?«
    »Natürlich. Der Rittmeister Magnus von Crausen, meine Damen.«
    Er beugte sich auch über ihre Hände, und Leonie bemerkte ein winziges Flämmchen, das sie durchzuckte, als seine Lippen sie berührten. Er war aber auch ein ausgesucht imposanter Mann. Das Preußischblau seiner Uniform ließ seine Augen ebenfalls tiefblau leuchten. Für einen Offizier hatte er ein unerwartet bartloses Gesicht, und seine Haare lockten sich, kaum gebändigt, blond um einen geradezu klassischen Adoniskopf.
    »Vielleicht wäre es besser gewesen, Rittmeister, mein Gatte hätte Sie als Vortragsredner bestellt. Sie müssen wissen, meine Damen, dass auch er zwei Jahre in meiner Heimat weilte und dabei weite Reisen unternommen hat.«
    »Sehr weit sogar, weiter als der ehrenwerte Professor, möchte ich annehmen.«
    »Und was bewog Sie, diese Gegend zu besuchen? Es ist doch sicherlich eine beschwerliche Reise für uns Abendländer!«
    Sonia von Danwitz war begierig, mehr zu erfahren, und der Rittmeister tat ihr den Gefallen, über seinen Aufenthalt im Orient zu berichten.
    »Ich begleitete General Moltke in die Türkei, nahm aber Urlaub, um mich dem ägyptischen Vizekönig Mehemet Ali anzuschließen und als sein militärischer Berater zu fungieren. Mehemet Ali ist ein
äußerst aufgeschlossener Fürst, der alles daransetzt, seinem Land den Fortschritt zu bringen, müssen Sie wissen. Er hatte das große Be- dürfnis, auch die abgelegenen Gegenden zu erkunden, und so ließ er 1836 eine Expedition ausrüsten, die in den Sudan führen sollte. Die Leitung übernahm ein österreichischer Geologe, Russegger, der vornehmlich nach den sagenhaften Goldvorkommen suchen sollte. Natürlich benötigte er militärischen Begleitschutz, und ich erbot mich, die Truppen zu führen.«
    »Wie

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