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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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und dann entspannt den Weibern zusehen, die zu Trommeln, Flöten und eigenartigen Saiteninstrumenten im Licht der Öllampen tanzten. Und wie sie tanzten - Himmel, das war wirklich mal etwas anderes als das steife Einherschreiten der prüden Damen in seiner Heimat. Oder das ungelenke, wilde Röckeschwenken der Bauernmädchen. Danse du ventre nannten die französischen Kameraden es, Bauchtanz. Und das war es tatsächlich auch - erregende Bewegungen, die auf recht eindeutige Weise von den Qualitäten der Mädchen sprachen. Sie ließen ihm förmlich das Wasser im Mund zusammenlaufen. Keine steifen Mieder, keine verhüllenden Unterröcke verdeckten die natürliche Geschmeidigkeit, aber Dutzende von klirrenden, klimpernden Goldmünzen betonten so manche Biegung und manches lockende Vibrieren der jungen, prachtvollen Körper.
    Eine der Gazellenäugigen ließ sich neben ihm nieder, und als sich ihr heißer Körper an ihn drückte, musste er trocken schlucken.
    In dieser Nacht fand er vollkommene Befriedigung. Nicht nur die seines ausgehungerten Körpers, sondern auch im Hinblick auf das schamhaft verschwiegene Geheimnis seines Unteroffiziers Gerhard Bredow.

Schlampereien und Okkultes
    UNTER MANCHERLEI SCHÄDLICHEN UND
UNSCHÄDLICHEN SPIELWERKEN,
MIT WELCHEN SICH UNSER PHILOSOPHISCHES
JAHRHUNDERT BESCHÄFTIGT,
GEHÖRT AUCH EINE MENGE GEHEIMER VERBINDUNGEN
UND ORDEN VERSCHIEDENER ART.
    Freiherr von Knigge: Über geheime Verbindungen und den
Umgang mit den Mitgliedern derselben
     
     
    Die Wagen rollten gleichförmig über die Schienen, und Hendryk Mansel ließ die Landschaft an sich vorbeifliegen. Als Mitglied der Eisenbahngesellschaft genoss er das Privileg eines Coupés, das er ledig- lich mit einem anderen Fahrgast zu teilen hatte, der sich ein Taschentuch über das Gesicht gelegt hatte und in einen unruhigen Schlummer verfallen war. Nicht alle Benutzer der Bahn verkrafteten den Eindruck hoher Geschwindigkeit, und viele hatten geradezu eine Abscheu davor, aus dem Fenster zu schauen. Mansel hingegen fand es entspannend und hing dabei seinen Gedanken nach.
    Er konnte sich über seine geschäftliche Situation nicht beklagen, es gab reichlich zu tun, und er war ganz froh darüber, inzwischen über einen fähigen Sekretär zu verfügen, der ihm allerlei Routinearbeiten abnahm. Lüning hatte sich pünktlich zwei Tage nach ihrer dramatischen Begegnung in dem Kontor eingefunden und seine Tätigkeit aufgenommen. Es hatte Mansel ein unerquickliches Gespräch mit seinem Schwiegervater gekostet, ihn davon zu überzeugen, von einer Anzeige Abstand zu nehmen, und er hatte den nicht sehr großen Betrag vorgestreckt, den er nun Lüning vom Lohn abzog. Immerhin erwies dieser sich sogar als recht versiert und von schneller Auffassungsgabe, und mehr und mehr vertraute Mansel ihm nicht nur den Schriftverkehr, sondern auch die Abfassung von Vermessungsberichten an. Sauber und akkurat verstand er es, die Daten in ordentliche Raster zu übertragen und manchmal sogar fehlerhafte Eintragungen zu bemerken. Auch mit den beiden anderen
Angestellten kam er gut aus, sie hatten ihm dann auch geholfen, eine kleine, preisgünstige Unterbringung für sich und seine Familie zu finden.
    Mansel selbst war viel unterwegs, zumal im Juli der Oberingenieur Exner unter lautem Protest die Bonn-Kölner Eisenbahngesellschaft verlassen hatte, nachdem es einen bedauerlichen Unfall bei den Arbeiten am Bahndamm gegeben hatte. Lasaulx, der die Arbeiten übernahm, brauchte noch eine Menge Unterstützung, um das Projekt weiterzuführen, und war auf seinen Rat angewiesen. Zudem wünschten die Aachener auch immer noch seine Mitwirkung an der neuen Strecke nach Belgien, sodass er sich gezwungen sah, einige Tage bei der dortigen Gesellschaft zu verbringen. Zum Glück erreichte man die Stadt inzwischen ja mit der Eisenbahn, was die Fahrtzeiten auf ein Drittel der früheren Dauer verkürzte.
    Jetzt war er auf der Heimfahrt, nachdem er eine Woche im Aachener Kontor verbracht hatte, und hoffte, dass keine gravierenden Probleme eingetreten waren. Weder im geschäftlichen noch im privaten Umfeld. Immerhin war das Zusammenleben mit seiner Gattin in der letzten Zeit recht ungestört verlaufen. Tatsächlich hatte sie wohl anfangs etwas Gesellschaft vermisst, jetzt, da sie mit verschiedenen Damen zusammenkam, wirkte sie entspannter. Auch Ernst hatte sie einige Male zu Konzerten oder Ausstellungen begleitet, einmal sogar zu einer Schneiderin, was er mit einem kleinen Amüsement bemerkt

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