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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ich.«
    »So, so! Dann werde ich Ihnen jetzt mal etwas zeigen, und Sie sagen mir, wie es funktioniert!«
    Der alte Uhrmacher stand auf und holte aus einer Vitrine eine runde Dose. Mit dem seitlich steckenden Schlüssel zog er das Uhrwerk darin auf. Eine klimperige Melodie erklang, und langsam öffnete sich der Deckel. Eine goldene Schlange drehte sich spiralförmig nach oben und steckte ihre gespaltene Zunge heraus. Dann sank sie wieder in sich zusammen, und der Deckel schloss sich.
    »Eine Spieldose!« Leonie war entzückt. »Das Spielwerk unten im doppelten Boden, der sich dreht. Vermutlich gibt es Federn und Kipphaken im Leib der Schlange, die sozusagen ihre Wirbelsäule aufrichten und die Zunge nach draußen drücken. Wenn das Rad abgelaufen
ist, kehrt es die Richtung um, und sie sinkt, der Schwerkraft folgend, wieder zusammen.«
    »Gut beobachtet. Sehr gut beobachtet. Sven, diese junge Dame ist ein Talent.«
    »Sagte ich doch!«
    Sven sah Leonie stolz an, und sie lächelte.
    »Was brauchen Sie, Frau Mansel?«
    »Ich habe hier eine Liste.«
     
    Mit einer Tasche voll Werkzeug und feinsten Bauteilen machten Leonie und ihr Onkel sich eine Stunde später auf den Heimweg.
    »Die Schlange war nicht sehr naturgetreu. Und die Musik passte überhaupt nicht«, murrte Sven.
    »War Hanno Altenberger denn im Orient und hat richtige Schlangenbeschwörer gesehen?«
    »Nein.«
    »Aber du.«
    »Ja. Die Kobra hat ein breites Rückenschild, wenn sie sich drohend erhebt und zu den Klängen einer Flöte tanzt. Nicht zu Klimpermusik.«
    »Es ist für eine Spieluhr aber reichlich schwierig, Flötentöne zu erzeugen. Man müsste mit Luft arbeiten und einem kleinen Blasebalg.«
    »Ist doch eine Aufgabe, was, Leonie?«
    Sie lachte und hakte sich bei ihm ein.
    »Erst einmal bringe ich den Kindern bei, wie eine Uhr funktioniert.«

Lennards Alleingang
    KEIN STERBLICHER, SPRACH DES ORAKELS MUND,
RÜCKT DIESEN SCHLEIER, BIS ICH SELBST IHN HEBE.
    Schiller: Das verschleierte Bildnis zu Sais
     
     
    Lennard war begeistert von dem neuen Arrangement. Zwar war Ursel noch immer recht schwach, aber jetzt, nach fast einem Monat, den sie im Bett zugebracht hatte, endlich wieder auf den Beinen. Sie hatte sogar schon einige leichte Aufgaben übernommen, musste aber auf Anweisung der Gnädigen jeden Mittag ruhen. Die Besucher waren abgereist, das bedauerte er ein wenig, denn der alte Herr war ein Born des Wissens, das er gerne mit ihm und Ursel geteilt hatte. Die Vormittagsstunden, die sie oben in der Mansarde verbracht hatten, mit Büchern und Karten, Heften und Rechenbrettern, waren das reinste Vergnügen gewesen. Selbst Ursel in ihrem Bett hatte sich daran beteiligt, Zahlen zu addieren und multiplizieren, hatte sich in die Geheimnisse des Abakus einweihen lassen und natürlich dem farbigen Geographieunterricht gelauscht, den der weit gereiste Mann ihnen erteilte. Das war wirklich mal was anderes als Bibelsprüche aufsagen!
    Jetzt hatte die Gnädige die Lektionen übernommen, und das war tatsächlich genauso gut, obwohl sie beide erst gedacht hatten, ein Frauenzimmer könne bei Weitem nicht so interessant unterrichten wie ein Mann. Aber sie hatte sie mit ihren kleinen Zangen und Pinzetten, Schräubchen und Muttern ungeheuer gefesselt. Ihre Erklärungen, wie man mittels Feder ein Rädchen zum Rotieren brachte, wie man mit dessen gezahntem Äußeren ein Pendel zum regelmäßigen Schwingen brachte und all diese anderen mechanischen Geheimnisse beflügelten ihre beweglichen Geister. Und dann hatten sie doch tatsächlich gemeinsam eine Stoffmaus auf ein Rollengestell gesetzt und mit einem einfachen Aufziehwerk zum Herumflitzen gebracht. Es war göttlich!
    Einzig Ursels Angstträume, über die sie beide mit ihrer Herrschaft selbstverständlich nicht sprachen, beunruhigten Lennard.
Noch immer wachte seine Schwester nachts zitternd auf, weil sie von den tierköpfigen Gestalten bedrängt wurde. Ja, sie war inzwischen fast der Meinung, dass sie tatsächlich Dämonen waren und nach ihr suchten. Lennard konnte es ihr nicht ausreden.
    Aber dann hatte er den rettenden Einfall.
    »Ursel, ich geh da noch mal hin und gucke mich im Keller um.«
    »Nein, das darfst du nicht. Sie werden dich verfolgen!«
    »Sie werden sich nicht jeden Abend da versammeln. Das war wie Messe, das findet nur an bestimmten Tagen statt. Ich will mir nur den Raum ansehen. Die Masken und so. Es sind Menschen, das haben wir doch herausgefunden. Dieser fiese von der Lundt, der wie so ein

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