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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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fragte schneidend: »Tatsächlich? Sprach er Sie darauf an?«
    »Rede nicht in diesem Ton mit mir, Leonora. Dein Vater hat dich besser erzogen. Diese - äh - Frau hat einen äußerst zweifelhaften Ruf. Sieh sie dir doch nur an, dieser dunkle Teint. Wer weiß, von welchen Wilden die abstammt.«
    »Offensichtlich von weitaus kultivierteren als Sie, Generalin!«, zischte Leonie und streckte Camilla die Hände entgegen. Die aber hatte das Geplänkel mitbekommen und wirkte plötzlich unendlich verletzlich. Sie dreht sich um und strebte dem Ausgang zu.
    Leonie folgte ihr und legte ihr sacht die Hand auf den Arm.
    »Ich muss mich für eine Frau entschuldigen, die sich den Anschein gibt, mit mir bekannt zu sein, Frau Jacobs.«
    »Ach, Frau Mansel!« Die Ägypterin hatte tatsächlich Tränen in den Augen. »Entschuldigen Sie sich doch nicht. Es ist nicht das erste Mal, dass mir das passiert. Es hat irgendwer üble Gerüchte über mich verbreitet, und man schneidet mich von allen Seiten.«
    »Ich werde das nicht tun. Und ich werde auch diese Gesellschaft verlassen, die sich derartig ungehörig benimmt.«
    »Sie sind eine freundliche Dame, Frau Mansel. Aber ich will Sie nicht Ihres Vergnügens berauben.«
    »Glauben Sie, die Generalin bereitet mir Vergnügen?«
    Camilla Jacobs lächelte zaghaft.
    »Nein. Wissen Sie was? Besuchen Sie mich. Ich habe Süßigkeiten nach Rezepten meiner Heimat hergestellt, und wir werden Mokka dazu trinken.«
    Spontan willigte Leonie ein. Ohne auf die Einhaltung der guten Manieren zu achten, ließ sie sich ihren Umhang geben und verließ grußlos die Gesellschaft.
     
    Das großzügige Wohnhaus der Jacobs war überaus gemütlich, licht und modern eingerichtet, doch gab es auch überall kleine Reminiszenzen an die geschäftlichen Orientkontakte des Hausherrn. Hohe
Alabasterlampen beleuchteten die Lotusblüten einiger Halbsäulenkapitelle, kompliziert geschnitzte Paravents trennten üppig gepolsterte Liegeplätze von konventionell eingerichteten Salons, einige kunstvolle Messinggegenstände zierten Tische und Truhen, wundervolle Schleierstoffe ersetzten schwere Portieren an den Fenstern.
    »Jacobs versucht, mir etwas heimische Atmosphäre zu schaffen. Er ist ein ausgesprochen aufmerksamer Gatte. Kommen Sie mit in meine Räume, ich lasse uns die Erfrischungen bringen.«
    Leonie hatte zwar den Ballsaal anlässlich der Vernissage kennengelernt und auch den Empfangssalon, in dem man sich zur Visite traf, doch die Privaträume hatte sie noch nicht betreten. Vage hatte sie eine orientalische Prachtentfaltung erwartet, doch nichts dergleichen fand sie vor. Der kleine Salon war überwiegend in Elfenbeinweiß gehalten, mit ein wenig Grün und Gold in den Akzenten. Nur die Pflanzen verdienten die Bezeichnung üppig, in einem Dutzend Kübeln standen Palmen und exotische Blütenpflanzen.
    »Nehmen Sie Platz, meine Liebe. Ich werde uns den Mokka selbst bereiten. Naheema!«
    Eine vollkommen in Schwarz gekleidete Dienerin huschte lautlos herein und nahm die Anweisungen entgegen. Mit aufrichtigem Vergnügen beobachtete Leonie, mit welcher Anmut ihre Gastgeberin auf einem kleinen Kocher Zucker und Kaffeemehl mischte und ganz langsam zum Schäumen brachte. Den Schaum goss sie dann vorsichtig in die winzigen Tassen und brachte den Kaffee noch einmal zum Kochen. Erst dann gab sie die Flüssigkeit auf den Schaum.
    »Eine wahre Kunst, die Sie da ausüben!«
    »Ich lernte es schon als Kind. Ja, es mag bei einer unkultivierten Wilden seltsam anmuten, sich mit derartigen Feinheiten auszukennen.«
    »Die Generalin hat Manieren wie ein Bierkutscher. Ach was, ich beleidige damit sogar noch diese ehrlichen Arbeiter.«
    »Sagen wir einfach, sie hat Figur und Auftreten eines Nilpferds.«
    Leonie lachte leise und nippte an dem bittersüßen Getränk. Es schmeckte ungewohnt, aber nicht schlecht. Das Konfekt aus Trauben, Rosenwasser und Nüssen mundete ihr ebenfalls, und sie bat um das Geheimnis der Zubereitung.

    »Das gebe ich Ihnen gerne mit, aber bitte, nennen Sie mich doch Camilla.«
    »Aber gerne. Mich ruft man Leonie.«
    »Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, Leonie. Sie sind eine der wenigen, die mir mit gleichbleibender Freundlichkeit begegnen.«
    »Auch wir Abendländer, liebe Camilla, pflegen gelegentlich ein zivilisiertes Benehmen«, gluckste Leonie leise. »Wenn auch wohl nicht in allen Kreisen. Ich hätte nicht bei Danwitzens erscheinen sollen, mein Gatte billigt den Umgang mit Sonia nicht.«
    Und Ursel auch nicht,

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