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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Bredow. Er hat erfahren, dass du in Köln wohnst und mit Leonora Gutermann verheiratet bist. Deine Lebensumstände versetzen ihn offensichtlich in äußerstes Erstaunen. Hendryk Mansel hat wohl in der Legion keine bewundernswerten Spuren hinterlassen, könnte man seinen Bemerkungen entnehmen.«
    »Hat es je einen Legionär gegeben, der das tat?«
    »Sicher nicht, aber hier besteht eine persönliche Feindschaft, könnte man fast vermuten. Bredow hat den Ruf, ein korrekter Mann zu sein und eigentlich nicht zu unüberlegten Äußerungen zu neigen.
Aber er muss tatsächlich so etwas wie eine Drohung ausgestoßen haben, dass du mit ihm zu rechnen hast, falls du ihm noch einmal in die Quere kommst.«
    Hendryk blies einen perfekten Rauchring.
    »Dann werde ich eben seinen Weg nicht kreuzen.«
    »Wenn es zu vermeiden geht …«
    »Gott, Ernst, es gibt so verdammt viele Wege, die ich nicht kreuzen soll oder darf.«
    »Ja, die gibt es wohl. Viele davon haben ihren Ursprung in der Vergangenheit und in der Ferne. Ich fürchte, da gibt es noch ein weiteres Gerücht, das möglicherweise dich betreffen könnte. Hast du jemals die Frau von Jakob Jacobs kennengelernt?«
    »Nein, du weißt, ich vermeide Gesellschaften.«
    »Leonora nicht.«
    »Sie ist mit ihr bekannt, ich weiß.«
    »Frau Jacobs stammt aus Ägypten, und es heißt, sie war Hofdame beim Vizekönig!«
    »Ich habe keine Hofdamen kennengelernt, Ernst. Andere - mh - Damen allerdings schon.«
    Hendryk lächelte leicht bei der Erinnerung.
    »Es gibt auch die Version - natürlich von bösartigen Zungen verbreitet -, sie sei alles andere als eine Hofdame gewesen. Am Hof agierte sie wohl schon, aber weniger als Dame, sondern als Tänzerin. Angeblich hat sich Jacobs einen ziemlichen Bären aufbinden lassen.«
    »Das kann schon vorkommen.«
    »Deine Gemahlin hingegen hält sie für eine vollendete Dame.«
    »Sie kann es beurteilen. Wie heißt sie?«
    »Camilla nennt sie sich.«
    »Verdammt!«
    »Auch ihre Wege solltest du wohl besser nicht kreuzen, oder?«
    »Himmel, ich kann es versuchen. Aber es gibt unwahre Gerüchte und natürlich nicht nur eine Tänzerin an Mehemet Alis Hof. Und Gamila ist kein seltener Frauenname. Trotzdem danke, Ernst. Du bist ein guter Freund.«
    Hendryk schwieg eine lange Zeit, und auch Ernst widmete sich still seinem Wein. Schließlich räusperte Hendryk sich und meinte:
»Es steckt sogar ein Vorteil darin, sollte sie jene Gamila sein, die ich einst traf.«
    »Willst du sie beobachten lassen?«
    »Nicht notwendig«, sagte er mit einem kleinen Lachen. »Die beste Detektivin lebt in meinem eigenen Haus. Ich werde Leonora vorsichtig nach ihr ausfragen. Wann hast du sie übrigens getroffen?«
    »Gestern Nachmittag. Nur auf einen kurzen Plausch, ich hatte wenig Zeit. Sie sah hübsch aus.«
    In Ernsts Augen stand ein mutwilliges Zwinkern, das Hendryk geflissentlich übersah.
    »Ihr Vater ist ein Widerling!«
    »Den Eindruck hatte ich auch.«
    »Bei der Prüfung der Geländeunterlagen fand ich heraus, dass ihm diese abgewirtschafteten Mietshäuser in der Altstadt gehören, wo auch mein Sekretär gewohnt hat. Er presst aus den Leuten wirklich den letzten Pfennig heraus, für feuchte, schimmelige Hütten, deren Dächer kurz vor dem Einsturz stehen. Fensterscheiben sind zerbrochen, die Kloake stinkt zum Himmel, die Ratten spielen in den Hauseingängen. Aber er kauft Eisenbahnaktien. Und nicht zu knapp.«
    »Da steht er nicht alleine, Hendryk. Du weißt, wie die Fabrikbesitzer mit ihren Arbeitern umgehen. Es wird irgendwann mehr als nur gelegentliches Aufbegehren geben, wenn es sich so weiterentwickelt. Wir haben immer mal wieder mit Protesten zu tun. Genau wie ihr an der Strecke.«
    »Mit etwas menschenwürdigeren Bedingungen - ach, es regt mich auf, dass dieser Idiot von Gutermann sein Gebetskränzchen abhält und damit glaubt, in den Himmel zu kommen, statt die Häuser auszubessern.«
    »Tja, Glaubensrituale und Messen scheinen viele Menschen mit Macht und Hoffnung zu erfüllen. Eine Beobachtung, die man immer wieder machen kann.«
    »Man könnte dein Lächeln als süffisant bezeichnen, Ernst. Bist du kürzlich in der Messe gewesen?«
    »Ich?«
    Ernst lachte auf.
    Hendryk bemerkte, dass Lüning den Raum durchquerte, und erwiderte
sein devotes Nicken. Der Sekretär suchte sich einen abgeschiedenen Platz, um seinem Arbeitgeber nicht lästig zu fallen. Vermutlich hatte er noch bis jetzt im Kontor gearbeitet, um die Protokolle des Tages aufzubereiten. Nach dem

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