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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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das sie offensichtlich auch erkannte. Die beiden steckten die Köpfe zusammen, und als sie sich wieder trennten, machte zu seinem Erstaunen das Zimmermädchen überhaupt keinen eleganten, sondern tatsächlich einen recht trampeligen Eindruck. Das war verblüffend. Er näherte sich Leonie und fragte leise: »Was haben Sie diesem hübschen Kammerkätzchen zugeflüstert, dass sie plötzlich so unbeholfen auftritt?«
    Vor Lachen glitzernde Augen trafen ihn.
    »Ich sagte ihr, sie verrate sich durch ihre Bewegungen. Ist sie nicht wunderbar? Sie hat die schönsten Bewegungen, die ich je bei einer Frau gesehen habe. Aber als Zimmermädchen passt das nicht. Sie hat es sofort geändert, wie Sie sehen.«
    »Wer ist sie?«
    »Sag ich nicht!«, lachte die Wäscherin und entschlüpfte ihm mit einem römischen Feldherren, der üblicherweise subalterne Arbeiten für das Finanzamt erledigte. Weltreiche würde er vermutlich nie erobern.
    »Chevalier, Sie sollten tanzen und nicht den Wäscherinnen nachstarren!«, mahnte ihn der Pirat, zwei Gläser Punsch in der Hand. Eines reichte er seinem Freund.
    »Eine alberne Veranstaltung.«
    »Natürlich. Du bist viel zu selten albern, Chevalier!«
    »Ich kann nicht aus meiner Haut. Großer Gott, wer ist das da?«
    Ernst folgte dem dezenten Fingerzeig auf eine Frau mit einem Raubkatzenkopf.
    »Keine Ahnung. Hervorragende Maske, nicht wahr?« Er drehte sich zu Hendryk um. »Himmel, du bist blass geworden. Schreckt sie dich?«
    »Sie weckt Erinnerungen. Genau wie der Hundeköpfige dort. Verdammt, hier hatte ich sie nicht erwartet.«
    Er sprach sehr leise und hielt sich dabei das Punschglas an den Mund.

    »Es ist Karneval!«
    »Vielleicht.«
    »Du vermutest etwas anderes dahinter?«
    »Oh ja. Tu mir den Gefallen und nähere dich der Katze. Aber bleib auf der Hut.«
    Sie trennten sich, und Hendryk tanzte mit einem kichernden Nixlein, wobei er aber immer wieder die Wäscherin im Blick behielt. Sie tändelte mit einem Domino. Es dauerte eine gewisse Zeit, bis er wieder in ihre Nähe kam. Mit einem höfischen Kratzfuß, der zu seiner Rolle passte, forderte er sie zum Tanz.
    »Na gut, Chevalier, ich lasse mich herab. Obwohl heute große Wäsche ist!«
    »Es gefällt Ihnen, nicht wahr?«
    »Es ist anders als an Silvester. Aber ich finde es spaßig. Das da ist der Herr von Alfter, nicht wahr? Er kann sein Embonpoint nicht unter der königlichen Würde verstecken.«
    »Es gehört zu seiner königlichen Würde.«
    »Und dieser - pardon - blöde Hund dort ist Nikodemus von der Lundt.«
    »Der Hundeköpfige? Woher wissen Sie das, Leonie?«
    »Er mag sich ein paar Pfund Pappmaché auf den Kopf setzen, seine näselnde Stimme und seine feuchten Hände kann er nicht verbergen.«
    Sie schüttelte sich leicht.
    »Ist er Ihnen zu nahe getreten?«
    »Er tritt allem zu nahe, was Röcke trägt.«
    »Würde Ihnen eine - äh - gerade Rechte eine gewisse Distanz schaffen?«
    »Da ich nur ein schlichtes Wäschermädchen bin und keine Dame, mein Herr Chevalier, darf ich gestehen, dass mir diese Vorstellung Genugtuung verursacht.«
    »Geben Sie mir ein Zeichen, und ich eile herbei. Kennen Sie auch die Katze, deren Maske von ähnlicher Machart ist?«
    »Nun, seine Mutter, die Generalin, wird es nicht sein. Die«, und hier schnaufte seine Angetraute tatsächlich undamenhaft, »trüge die Maske eines Nilpferds.«
    »Ich entdecke doch tatsächlich eine Spur von Boshaftigkeit in Ihnen, Madame!«

    »Sie würden meine Bemerkung als überaus dezent bezeichnen, wenn Sie näher mit der Generalin bekannt wären.«
    »Sie hat Sie ebenfalls verärgert. Leider verbietet mir meine Ehre, Frauen mit einem Boxhieb niederzuschlagen, so werde ich Ihnen dieses Feld alleine überlassen müssen. Vermutlich verfügen Sie über ein geeignetes Arsenal weiblicher Waffen, um sie gebührend auf Abstand zu halten.«
    »Sie ist mit meinem Vater gut bekannt«, kam es nüchtern, und Hendryk überlegte ernsthaft, wie dehnbar er seinen Ehrbegriff auslegen konnte.
    »Sie ist nicht hier, oder?«
    »Um Himmels willen, nein. Und ich vermute auch, dieser Dackel von Sohn befindet sich ohne ihr Wissen auf Abwegen. Die Katze - ach herrje - das ist Sonia, wenn mich nicht alles täuscht.«
    »Die von Danwitz? Woran erkennen Sie es?«
    »Bewegungen. Es ist erstaunlich, wie gut man Menschen an ihren Bewegungen erkennen kann. Sie hat so einen - mh - provokanten Hüftschwung.«
    Sie drehten noch einige Runden, dann schlenderten sie zu den Sofas am Rande der Tanzfläche.

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