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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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lassen.«
    »Sor Sechmet auch nicht!«, grunzte der Stier, und ein sehr hässliches Lachen erfüllte den Raum.
    »Es ist viel los auf den Straßen heute Nacht, vielleicht verspäten sie sich deshalb!«, riet ein anderer, und der Widderköpfige wandte
sich an das Krokodil: »Wann treffen die Dienerinnen ein, Fra Sobek?«
    »In einer halben Stunde.«
    »Gut, wir beginnen jetzt!«
    Der Widderköpfige zündete die Kerzen an, und die Weihrauchschwaden krochen auch zu Ursel und Lennard unter den Vorhang.
    »Das Zeug riecht widerlich!«
    »Psst!«
    Dann traten plötzlich die Katzenköpfige und der Hundeköpfige miteinander lachend ein, und der mit dem Widderkopf herrschte sie an: »Ihr kommt zu spät. Was ist der Grund?«
    Die Katze kicherte.
    »Wir waren auf einem Maskenball, Fra Chnum. Es war sehr, sehr lustig!«
    »Ihr wart was ?«, donnerte er sie an.
    »Am Filzgraben, Weyer gab einen Kostümball. Ich war eine Sensation!«
    Einen Moment lang schwieg der Widderköpfige, dann kam es sehr kalt und sehr böse aus seinem Mund: »Ihr habt einen Eid geschworen, Sor Sechmet, Fra Upunaut. Einen Eid, in dem ihr strengste Geheimhaltung geschworen habt!«
    »Es hat uns doch keiner erkannt! Wir haben die ganze Zeit die Masken aufgehabt!«
    »Sobek, Soker, packt diese Idioten!«, fauchte er, und das Krokodil und der Falke rissen den beiden, die zu überrascht waren, sich zu wehren, die Hände auf den Rücken.
    »Apis, binde sie.«
    Der Stierköpfige holte von hinten Lederriemen und band ihnen die Arme zusammen.
    »Das kannst du doch nicht machen!«, näselte der Hund jämmerlich, als er auf die Knie gestoßen wurde.
    »Ihr habt nicht nur einen Eid geschworen, ihr Hohlköpfe, ihr habt auch einen Vertrag mit unserem Herrn, mit Apophis, der dunklen Macht des Chaos, geschlossen. Unser Herr erlaubt keine Verstöße gegen seine Regeln, und er verlangt Bestrafung.«
    Ursels Hand klammerte sich an die ihres Bruders. Ihr wurde es unheimlich. Vor allem, als die Gestalten nun ihren seltsamen Singsang
anstimmten, während die Delinquenten vor der Truhe mit der Schlange knien mussten. Dann aber kam eben der Moment, in dem die Schadenfreude einsetzte, denn die Bestrafung, die den Hundeköpfigen traf, kannten sie aus ihrer Zeit im Waisenheim noch viel zu gut. Er bekam den Hintern versohlt. Allerdings mit einer Lederpeitsche, die abwechselnd von allen Mitgliedern dieser Versammlung geschwungen wurde. Dabei sangen sie weiter ihre komischen Litaneien, und der Hund winselte. Schließlich hob der Widderköpfige seinen Stab und gebot Einhalt.
    »Und nun zu dir, Sor Sechmet!«
    »Du wirst mich doch wohl nicht schlagen wollen, Fra Chnum!«, giftete sie.
    »Nein, ich schlage keine Frauen. Novize, geh nach oben und schicke die Dienerinnen fort, wir werden heute die Weihehandlung an unserer ungehorsamen Schwester vornehmen. Ich beginne!«
    »Nein!«, schrie die Katze auf und wollte aufspringen, aber der Stierköpfige hielt sie nach unten gedrückt.
    Und dann folgte etwas, das Ursel schier lähmen wollte. Der Widderköpfige riss der Frau den Rock vom Leib, sodass sie nur noch das Fellmieder trug. Unter dem Rock war sie nackt.
    »Über den Altar!«
    »Nein!«
    Sie wehrte sich, aber zwei Männer waren stärker als sie.
    Und dann machte der Widderköpfige etwas, das auch Lennard erschütterte.
    »Weg!«, zischte er.
    »Ja!«
    Die Zwillinge rannten wie von Dämonen gehetzt durch den Gang, keuchend krabbelten sie über die Hofmauer und lehnten sich an die kalte Wand.
    »Das darf man doch nicht! Lennard, das darf man doch nicht!«
    Der Junge schüttelte nur den Kopf. Das Leben der Waisenkinder, das sie eine geraume Zeit geführt hatten, war rau und lebensnah gewesen, er wusste schon seit Langem, was Männer mit Frauen machten. Dass es mit einer derartigen Brutalität geschah, war aber auch ihm neu.

    »Wir gehen da nie wieder ihn!«, flüsterte Ursel jetzt mit großen, angstvollen Augen.
    »Nein, nie wieder.«
    »Auch du nicht alleine!«
    »Nein, Ehrenwort.«
    »Lass uns heimgehen!«
    Durch die nächtlichen Straßen liefen sie auf dem schnellsten Weg zurück, doch als sie an der Hintertür standen, fassten sie sich wieder an den Händen.
    »Sie sind vor uns nach Hause gekommen. Überall ist Licht.«
    »Sogar oben bei uns.«
    Lennard sagte ein böses Wort und wurde dennoch nicht von seiner Schwester gerügt.
    »Was sagen wir ihnen, Ursel?«
    »Nicht die Wahrheit. Das kann ich nicht erzählen.« Sie schüttelte sich, aber dann kam ihr die Erleuchtung. »Wir sagen, wir

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