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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Hier begegnete ihnen auch Ernst wieder, der sich von einem Burgfräulein verabschiedet hatte.
    »Chevalier, darf ich Ihre Dame kapern?«, fragte der Pirat,
    »Ungern.«
    »Ich könnte Waffengewalt anwenden!«, drohte er und klopfte auf das hölzerne Entermesser.
    »Und ich könnte Ihnen eine Wäscheklammer auf die Nase setzen!«, lachte Leonie und zückte ihre Waffe.
    »Sie sind grausam, schöne Wäscherin.«
    Hendryk folgte ihnen mit den Augen, während sie ausgelassen tanzten, miteinander lachten und flirteten. Sie passten gut zusammen, und Leonie schien seinen Freund aufrichtig zu mögen. Aus einem nicht ganz klaren Grund fand er das aber eigentlich nicht so richtig erfreulich. Er schüttelte das Gefühl ab und stürzte sich ebenfalls wieder in die Lustbarkeiten.
    Eine Stunde später, elf Uhr war bereits vorüber und bald würde der Ruf nach Demaskierung laut werden, gelang es Hendryk
schließlich noch einmal, Ernst alleine zu sprechen. Er bestätigte Leonies Vermutung.
    »Die Katze ist Sonia von Danwitz, ohne Gatten hier. Sie hat mir Avancen gemacht.«
    Hendryk lachte kurz auf.
    »Soll ich dich beglückwünschen oder bemitleiden?«
    »Sie ist nicht meine erste Wahl, wenn du das meinst.«
    »Nein, sie scheint ziemlich das Letzte zu sein. Der mit dem Hundekopf ist übrigens Nikodemus von der Lundt. Ernst, ich bringe Leonie jetzt nach Hause. Kannst du vorsichtig ein Auge auf die beiden haben?«
    »Du wirst mir morgen erklären, was es damit auf sich hat.«
    »Selbstverständlich. Und - Ernst, wenn meine Vermutung stimmt, dann sind sie gefährlich. Also sei achtsam.«
    »Achte du auf deine Gattin. Wir sehen uns morgen im Klub!«
    Leonie hatte zum Glück nichts dagegen, vor der Demaskierung den Ball zu verlassen. Sie hatte sich herrlich amüsiert, doch jetzt wurde ihr das Treiben zu ausgelassen, sagte sie und hängte sich in seinen Arm ein. In der Kutsche streifte sie die Maske ab und rieb sich die Schläfen. Sie sah hübsch aus, und zu gerne hätte auch er die Maske abgenommen.
    Und diese verdammt warme Perücke mit Schwung aus dem Fenster geworfen.
    »Ich werde Lennard verdonnern, einen Tag lang dieses Gewölle auf dem Haupt zu tragen. Wie haben die das damals nur ausgehalten? Kein Wunder, dass man darunter revolutionäre Gedanken entwickelt.«
    »Es steht Ihnen aber ausgezeichnet, Hendryk. Sie sind ein sehr gut aussehender Begleiter für eine Wäscherin.«
    »Danke, meine Liebe!« Er nahm ihre Hand und berührte den Rücken leicht mit den Lippen. »Und für Ihre Profession haben Sie erstaunlich zarte Hände.«
     
    Sie kamen, als es halb zwölf schlug, am Haus an und traten leise ein.
    »Ich gehe noch einmal nach den Kindern sehen«, sagte Leonie, und er nickte. Auf dem Ball hatte er sich sehr zurückgehalten mit dem Punsch, er wünschte jetzt noch ein Glas Wein zu trinken und
nach einer Weile die laute Musik, das Gelächter und die rauchgeschwängerte Luft zu vergessen. Erleichtert legte er Perücke, Domino und Maske ab, nur um die andere Maske anzulegen, die er sich gewählt hatte.
    »Hendryk!« Vollkommen aufgelöst stand Leonie in der Tür, gerade als er die Augenklappe befestig hatte.
    »Was ist passiert!«
    »Sie sind fort!«
    »Oh Gott!«
    Gemeinsam stürmten sie in die Mansarde. Die Betten waren aufgeschlagen, die Nachthemden darüber gelegt. Schuhe und Kleider fehlten, allerdings nicht Ursels Rock, dafür aber, nach kurzer Musterung der Kleidertruhe, eine weitere Hose von Lennard.
    »Wieder ausgerissen. Oh, und ich dachte, sie würden sich jetzt hier wohlfühlen!«
    »Ruhig, Leonie. Ruhig.«
    »Es ist so kalt draußen. Sie müssen irgendwo hingegangen sein, wo sie Unterschlupf bekommen.«
    »Kennen Sie ihre Freunde?«
    »Sie haben hier keine. Nur die von der Pfarrschule.«
    »Gassenkinder, ja. Verd… Verzeihen Sie. Wir müssen Jette und Albert wecken. Eine Suche organisieren.«
    »Einen Augenblick bitte. Ich muss nachdenken.«
    Er beobachtete, wie sie durch den Raum ging, unter die Matratzen griff und dann zwei kleine, prall gefüllte Strümpfe zu Tage förderte.
    »Sie sind nicht ausgerissen, um sich eine andere Bleibe zu suchen, Hendryk. Das hier ist ihr Erspartes. Ohne das wären sie nie fortgegangen.«
    Eine weit schrecklichere Vision drückte ihm die Kehle zu.
    »Sie könnten entführt worden sein.«
    »Hier aus dem Haus? Dann hätte man aber einbrechen müssen!«
    »Durch die Hintertür.«
    Er war schon auf dem Weg dahin, und sie folgte ihm.
    Die Tür war zu, abgeschlossen sogar, und auch kein

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