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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nachzugehen.«

    »Sie scheinen mondsüchtigen Ratgebern aufgesessen zu sein, Vater. Ich verlange augenblicklich eine Entschuldigung für diese haltlosen Unterstellungen.«
    Ihr Angetrauter sah seitlich zu ihr hoch, aber sie achtete nicht auf ihn, denn nun war es an Gutermann, zu explodieren. Er war kurz davor, sie zu ohrfeigen, aber ihr Mann stand mit einer schnellen Bewegung auf und stellte sich vor sie. Leise, aber überaus schneidend sagte er in das ohnmächtige Gebrüll hinein: »Gutermann, Sie vergessen sich. Wir werden augenblicklich Ihr Haus verlassen und es nicht wieder betreten. Ihr Benehmen spottet jeder Beschreibung.« Dann drehte er sich zu ihr um und reichte ihr den Arm. »Madame!«
    »Das wirst du bereuen, Leonora! Bitter bereuen!«, tobte ihr Vater, doch sie gönnte ihm nur einen kalten Blick.
    »Ich habe bereut und Erbarmen gefunden. Ich hoffe, es wird Ihnen auch einmal zuteil. Bis dahin will ich Sie nicht wiedersehen!«
    Sie verließen das Zimmer und schlossen die Tür leise hinter sich. Edith nickte ihr nur zu. »Ich hole die Kinder, mein Vater wird sich um die Kutsche kümmern.«
     
    Eine Stunde später, nur wenig früher als geplant, waren sie auf dem Weg zurück nach Bonn. Leonie war noch immer aufgeregt, doch zum Glück hatten sie die Szene vor den Zwillingen geheim halten können. Die beiden saßen ihnen gegenüber auf den Sitzen, und noch eine Zeitlang schwatzten sie aufgeregt über die vielen Erlebnisse des Tages, dann fielen sie von einem Moment auf den anderen in tiefen, erschöpften Schlaf.
    »Es war ein aufregender Tag für sie!«, flüsterte Hendryk ihr zu.
    »Er war es, bis auf diesen letzten Auftritt, auch für mich«, gab sie zurück.
    »Ihre Idee mit dem Ausflug war hervorragend, meine Liebe, Sie haben ihnen eine große Freude bereitet.«
    Sie lehnte sich lächelnd ein wenig an das Rückenpolster. Es gab Momente, in denen sie ihre steife Haltung auch schon einmal aufgab. Aber das Lächeln hielt nicht lange an, wieder kam ihr die Erinnerung an den üblen Wortwechsel in der Bibliothek in den Sinn.
    »Was mag ihn nur getrieben haben, Sie derartig zu beschuldigen, Hendryk?«

    »Er hat mir meine Vergangenheit als Söldner der Legion vorgeworfen.«
    »Darüber wusste er aber doch gewiss schon Bescheid, als Sie um meine Hand baten. Zumindest mir gegenüber haben Sie es nicht verheimlicht!«
    »Er hat wohl genauere Informationen eingezogen und einige schwarze Flecken gefunden, Leonie. Vermutlich hat Ihr Onkel Sven mit ihm darüber gesprochen.«
    Ja, sie wusste, Sven hatte Erkundigungen über Hendryk Mansel eingezogen, und jener Söldner hatte tatsächlich keine blütenweiße Weste, wenn man es euphemistisch ausdrückte. Aber woher wusste ihr Gatte von Svens Nachforschungen? Sie fragte vorsichtig nach: »Warum glauben Sie, Sven habe ihm etwas Ehrenrühriges über Sie berichtet?«
    »Nur eine Vermutung. Er hat mich gelegentlich immer mal wieder über meinen Aufenthalt in Algerien angesprochen, eine Gegend, die er auch recht gut zu kennen scheint.«
    Leonie nickte. So mochte er denken. Sie aber hatte einen anderen Verdacht, und den wollte sie ihm mitteilen.
    »Ich kann es mir nicht vorstellen, Hendryk.«
    »Nein? Warum nicht, Leonie?«
    »Weil Sven Sie mag. Meinen Vater hingegen nicht.«
    Sie sah ein flüchtiges Lächeln über sein Gesicht huschen.
    »Den Eindruck habe ich auch, deswegen bin ich, ehrlich gesagt, auch etwas ratlos.«
    »Aber Sven hat damals im Krankenhaus, als wir Ursel abgeholt haben, einen Corporal getroffen und sich lange mit ihm unterhalten. Dieser Mann kannte einen Hendryk Mansel und schien reichlich überrascht, ihn als gut situierten Bürger vorzufinden.«
    »Bredow. Natürlich.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Ich müsste es wohl.«
    Leonie setzte sich auf und sah ihm ins Gesicht. Wie üblich deckte die schwarze Klappe das rechte Auge ab, aber das linke sah ihr standhaft ins Gesicht. Sie legte sacht ihre Hand auf die seine und sagte: »Sie haben mich vor einigen Wochen um Vertrauen gebeten, mein
Gemahl. Ich schenke es Ihnen immer noch, das möchte ich Ihnen versichern.«
    »Danke, Leonie.« Und dann vertiefte sich das Lächeln. »Mir scheint, man hat Ihnen Ihren Namen nicht ganz ohne Grund gegeben. Ich habe einmal eine Löwin beobachtet, die ihr Junges verteidigte. Es war erschreckend, zu welcher Rage sie in der Lage war.« Er nahm ihre Hand, führte sie aber nicht an seine Lippen, sondern drückte sie sanft und mit großer Ehrerbietung an seine Stirn. »Danke, meine

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