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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Löwin!«
    Irgendwo tief in ihrem Herzen öffnete sich eine Tür, von der sie nicht geahnt hatte, dass sie jemals aufgeschlossen werden könnte.

Die Wünschelrute
    EINE PHILOSOPHISCHE ABHANDLUNG … ÜBER DIE FRAGE:
»OB ES IN UNSERER MACHT STEHE, VERLIEBT ZU WERDEN
ODER NICHT?« LÄSST MICH DARAN ZWEIFELN, IRGEND ETWAS
NEUES ÜBER DIE MITTEL SAGEN ZU KÖNNEN, WELCHE MAN ANZU-
WENDEN HAT, UM IM UMGANGE MIT LIEBENSWÜRDIGEN FRAUEN-
ZIMMERN DIE FREIHEIT SEINES HERZENS NICHT EINZUBÜSSEN.
    Freiherr von Knigge: Über den Umgang mit Frauenzimmern
     
     
    Die Auseinandersetzung mit seinem Schwiegervater hatte Hendryk reichlich Stoff zum Nachdenken gegeben. Ernst hatte ihn vor dem Corporal gewarnt, und tatsächlich schien dieser es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, in Hendryks Vergangenheit herumzuschnüffeln und seinen Ruf zu schädigen. Bisher ohne nennenswerten Erfolg, zum Glück. Es war natürlich ein Risiko gewesen, die Papiere eines Fremden zu benutzen, dessen Herkunft unbekannt, vermutlich fragwürdig war. Aber damals war es die passende Lösung gewesen, und nur die groteske Laune des Schicksals hatte ausgerechnet einen Mann in sein Umfeld gebracht, der jenen Söldner nicht nur kannte, sondern offenbar auch noch von Herzen hasste.
    Dennoch, er musste unbeirrt weiter voranschreiten auf dem Weg, den er gewählt hatte. Manche Schritte waren in der letzten Zeit einfacher geworden, andere drohten sich in heimlich ausgelegten Schlingen zu verfangen, sinnierte er. Immerhin, auf Ernst war nach wie vor Verlass und auch auf Leonie. Es hatte ihn tief berührt, wie sie sich an seine Seite gestellt hatte. Sie musste inzwischen ahnen, dass er eine fremde Rolle spielte, es käme einer Beleidigung ihrer Intelligenz gleich, das nicht anzunehmen. Und doch war sie ohne peinliches Nachfragen auf das Spiel eingegangen. Die Erleichterung, die er darüber empfand, war größer, als er je gedacht hatte.
    Weniger erleichtert hatte ihn Ernsts Schilderung der Karnevalsnacht. Jene als Tiere maskierten Personen waren kurz nach ihnen aufgebrochen, und Ernst hatte sie ungesehen verfolgt. Beide zusammen hatten sich in Richtung Budengasse fahren lassen und waren
dort in einem verfallenen Haus, das einem Hutmacher als Vorratslager diente, verschwunden. Einerseits konnte man wohl annehmen, Sonia von Danwitz und Nikodemus von der Lundt würden ein heimliches Stelldichein dort pflegten, andererseits hatte er schon in der Vergangenheit ähnliche Masken und Kostüme kennengelernt, und die standen im Zusammenhang mit einer sehr bedenklichen Gruppe. Er wusste von einem Orden, der sich an den tierköpfigen Göttern Ägyptens orientierte und unter fragwürdigsten Voraussetzungen einen magischen Kult pflegte. Nicht dass er vor magischen Kräften Angst gehabt hätte, viel zu aufgeklärt und nüchtern stand er einem solchen Humbug gegenüber. Was er fürchtete, waren die Menschen, die sich ihnen verschrieben, vor allem, wenn sie schwach waren und von einem willensstarken Mann verführt wurden. Die von Danwitz war ein mannstolles Frauenzimmer, der von der Lundt ein rückgratloses Muttersöhnchen - typische Opfer derartiger Machenschaften. Er hatte keinen Zweifel daran, wer als Urheber solcher Veranstaltungen auftreten konnte, doch verschiedenste Gründe banden ihm derzeit die Hände.
    Es war zunächst auch zweitrangig, noch immer verfolgte er präzise Etappe für Etappe auf dem Weg zu seinem großen Ziel, und glücklicherweise hatte er inzwischen wenigstens einige sehr wichtige Unterlagen erhalten und eine neue, sehr vielversprechende Spur aufgenommen. Bis sie zu einem Erfolg führte, musste er nur darauf achten, sein Inkognito zu wahren. Und nichts war dazu geeigneter als Osterferien mit der Familie.
    Leonies abtrünniger Onkel, wie er ihn heimlich nannte, der Pastor Merzenich, hatte eine herzliche Einladung ausgesprochen, sie mögen die Ostertage doch bei ihm in Königswinter verbringen. Zunächst war er ein wenig skeptisch gewesen, doch seine Gemahlin, die wohl gemerkt hatte, was ihn bedrückte, hatte ihm von dem protestantischen Geistlichen erzählt, der so gar nicht zu dem Rest der Gutermanns passte. Er war der Halbbruder ihres Vaters, Sohn aus erster Ehe ihrer Großmutter und sechs Jahre älter als Gustav Gutermann. Die beiden hatten sich schon als Knaben nicht besonders gut verstanden, denn der Ältere war dem jüngeren Sohn immer überlegen und vermutlich auch sehr eigensinnig gewesen. Er hatte mit sechzehn das Elternhaus verlassen, um an die

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