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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Universität zu gehen,
hatte sich, obwohl er starke Neigungen zur Naturwissenschaft hegte, dennoch der Theologie gewidmet, doch zum Entsetzen der Familie nicht der katholischen Lehre, sondern er schloss sich der reformierten Kirche an. Verheiratet war er dennoch nicht, aber er war seiner Gemeinde ein väterlicher Hirte und nebenbei ein leidenschaftlicher Geologe.
    Die drei Tage bei ihm waren bei Weitem harmonischer verlaufen als die Besuche in Bonn, resümierte Hendryk. Er hatte einen zweispännigen Landauer gemietet, der Phaeton, den er gewöhnlich für seine Fahrten zu den Baustellen und Vermessungsarbeiten nutzte, war zu klein und unbequem für eine derartige Reise. Jetzt waren sie auf dem Rückweg nach Köln. Ursel und Lennard saßen nun sehr ordentlich in ihrem hübschen Kleidchen und dem adretten Matrosenanzug nebeneinander und Leonie ihnen gegenüber, während er selbst auf dem Kutschbock saß und die nicht besonders feurigen, aber kräftigen Pferde lenkte. Er hörte sie hinter sich fröhlich singen, während sie durch den Frühlingstag fuhren. Mild war es geworden, und allenthalben grünte und blühte es. Sie fuhren auf der linken Rheinseite, der scheel Sick, wie sie Volkesmund hämisch und zu Unrecht nannte, Richtung Norden. In Mondorf, dort wo die Sieg in den Rhein mündete, wollten sie mit einem Picknick Rast machen und später weiter nach Köln fahren.
    Ja, es war eine gute Idee, einige Tage aus der Stadt fortzukommen, durch ländliche Gegenden zu fahren, den frischen Wind zu spüren. Er ließ die Peitsche gekonnt schnicken und ertappte sich dabei, die Volkslieder leise mitzupfeifen. Einige interessante Erfahrungen hatte er bei diesem Aufenthalt auch gemacht und vor allem die Zwillinge näher kennengelernt. Er schmunzelte noch immer über die erste Entdeckung - die Verwandtschaft zwischen ihnen ließ sich einfach nicht leugnen.
    Pastor Merzenich und Leonie hatten in dem schönen Garten des Pfarrhauses gefärbte Eier, Naschwerk und ein wenig Spielzeug versteckt und den Kindern die Geschichte mit dem Osterhasen, der sie gebracht hatte, glauben machen wollen. Waisenheim und Baumwollspinnerei, Pfarrschule und Gassenkinderleben hatten die beiden unempfindlich für derartig märchenhafte Spinnereien gemacht, das sah man ihren ungläubigen Blicken an. Aber sie waren doch so
gut erzogen, dass sie nicht widersprachen und sich gehorsam auf die Suche nach den Überraschungen machten.
    Keine Geschichte aber konnte ihre ungetrübte Freude mildern, als sie die ersten bunten Kleinigkeiten fanden.
    Und seine Überraschung war vollständig, als er Ursel beobachtete, die einen gegabelten Haselzweig auflas und mit großem Erfolg damit Eier aufspürte.
    »Was machst du da?«, wollte er wissen, als sie mit halb geschlossenen Augen, die Hände leicht angewinkelt, den Ast vor sich gestreckt, durch die Blumenbeete wanderte.
    »Eier suchen, gnädiger Herr!«
    »Und woran erkennst du, wo sie versteckt sind?«
    »Dann zittert der Ast. Wollen Sie auch mal probieren?«
    »Ich weiß, wie eine Wünschelrute funktioniert. Es überraschte mich nur, dass du das auch kennst.«
    »Aber das kann doch jeder. Lennard kann das auch, nur er will eben auf den Knien durch die Beete rutschen und sich die Hosen schmutzig machen.«
    Leonie war dazu gekommen und hatte leise gesagt: »Sie sollten diese abergläubische Sache nicht unterstützen, Hendryk.«
    »Das ist kein Aberglauben, Leonie. Rutengehen ist ein ganz solides Handwerk und sehr nützlich.«
    Sie hatte erstaunt ausgesehen, und die nächsten Stunden hatten sie alle, einschließlich des Pastors, mit gegabelten Ästen alles Mögliche im Garten gesucht und gefunden. Die Zwillinge waren tatsächlich Naturtalente. Ob Ostereier oder Wasserrohre, Mauerreste unter dem Rasen, die schmerzlich vermisste Rosenschere des Pastors, einige Kupferpfennige, heimlich von ihm selbst ausgestreut, ja sogar einen rostigen Dolch fanden sie, und der Garten des Pastors sah anschließend aus, als hätte eine Invasion tobsüchtiger Maulwürfe stattgefunden. Merzenich aber trug es mit Humor, selbst viel zu engagiert bei den Experimenten.
    Später am Abend hatten sie viel darüber diskutiert, und Hendryk hatte sich erlaubt, von der Wassersuche in dem abgelegenen Tal des Wadi el Kharif zu erzählen.
    »Ich hätte ein Vermögen damit machen können. Dort ist man dankbar für jede Wasserstelle.«

    »Haben Sie die Rute auch für die Suche nach Mineralien oder Erzen eingesetzt?«
    »Natürlich. Es funktioniert bei allem, was

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