Die Ungetroesteten
machen!«
»Ich wäre froh, wenn das alles nur schon vorbei wäre«, sagte Pedro, dem das Atmen immer schwerer fiel. »Mein Gott, wenn ich nur schon sehe, wie er die Hände aneinander reibt, kriege ich eine Gänsehaut.«
»Wir sind jetzt bald da. Bis jetzt ist alles gut gelaufen, wollen wir es nicht noch im letzten Moment verderben.«
»Entschuldigung«, unterbrach ich die beiden, »aber ich muß mich kurz ausruhen.«
»Natürlich, Mr. Ryder, wie rücksichtslos von mir«, sagte der Reporter, und wir blieben stehen. »Ich selbst bin ja Marathonläufer«, fuhr er fort, »und deshalb habe ich natürlich einen beträchtlichen Vorteil. Aber ich muß sagen, Sie scheinen ja auch in außerordentlich guter Form zu sein. Und das bei einem Mann Ihres Alters – Ihr Alter kenne ich übrigens nur aus meinen Notizen hier, von allein wäre ich nie darauf gekommen -, ja wirklich, Sie sind unserem armen Pedro ganz schön davongelaufen.« Und als Pedro uns allmählich einholte, rief der Reporter ihm zu: »Na komm schon, du Schlafmütze! Mr. Ryder lacht dich ja aus!«
»Das ist ungerecht«, sagte Pedro lächelnd. »Mr. Ryder hat so viel Talent, und zu allem Überfluß ist er auch noch eine Sportskanone. Das Glück hat nicht jeder.«
Wir standen da, schauten auf die Aussicht und versuchten, wieder zu Atem zu kommen. Dann sagte der Reporter:
»Wir sind jetzt gleich da. Gehen wir weiter. Schließlich hat Mr. Ryder einen anstrengenden Tag vor sich.«
Der letzte Teil des Aufstiegs war der beschwerlichste. Der Pfad wurde immer steiler, und oft löste er sich in schlammigen Pfützen auf. Der Reporter vor mir schritt beständig aus, obwohl ich sah, daß er jetzt vor Anstrengung weit nach vorn gebeugt ging. Während ich hinter ihm herstolperte, gingen mir wieder lauter Dinge durch den Kopf, die ich Sophie gern gesagt hätte. »Na, siehst du es jetzt?« murmelte ich doch tatsächlich mit zusammengebissenen Zähnen im Rhythmus meiner Schritte. »Na, siehst du es jetzt?« Irgendwie schien es mit dem Satz nicht so recht weiterzugeben, doch mit jedem Schritt wiederholte ich diese Zeile entweder still für mich oder murmelte sie leise, wieder und immer wieder, bis allein schon die Worte meiner Wut neue Nahrung gaben.
Endlich wurde der Pfad allmählich ebener, und auf der Hügelspitze sah ich ein weißes Gebäude. Der Reporter und ich stolperten darauf zu, und einen Moment später schon lehnten wir uns an die Mauer des Gebäudes und keuchten nur noch. Nach einer Weile gesellte sich Pedro dazu, der heftig schnaufte. Er ließ sich gegen die Mauer fallen und sackte in den Knien zusammen, und einen Augenblick lang fürchtete ich, er könnte jeden Moment einen Herzanfall erleiden. Aber während er noch schnaufte und keuchte, fing er schon an, den Reißverschluß seiner Tasche zu öffnen. Er zog eine Kamera heraus, dann ein Objektiv. Dann plötzlich schien die Anstrengung zuviel für ihn zu werden, und er stützte einen Arm gegen die Mauer, vergrub den Kopf in dem abgewinkelten Arm und schnappte weiter nach Luft.
Als ich endlich meinte, mich einigermaßen erholt zu haben, trat ich ein paar Schritte zurück, um einen genaueren Blick auf das Gebäude zu werfen. Ein Windstoß preßte mich fast wieder an die Mauer, doch schließlich gelangte ich an einen Punkt, von dem aus ich einen hoch aufragenden Zylinder aus weißem Mauerwerk sah, in dem es mit Ausnahme eines einzigen vertikalen Schlitzes weit oben keine Fenster gab. Es war, als habe man einen einzelnen Turm aus einer mittelalterlichen Burganlage entfernt und hierher auf die Hügelspitze gesetzt.
»Bitte, Mr. Ryder, wenn Sie dann soweit wären.«
Der Reporter und Pedro hatten sich etwa zehn Meter von dem Bauwerk entfernt aufgestellt. Pedro hatte sich inzwischen offensichtlich erholt, er hatte sein Stativ plaziert und schaute durch den Sucher.
»Genau vor der Mauer, wenn Sie so freundlich sein wollen, Mr. Ryder!«, rief der Reporter.
Ich ging zurück zu dem Bauwerk. »Meine Herren«, sagte ich und hob die Stimme, um den Wind zu übertönen, »bevor wir anfangen, möchte ich Sie doch bitten, mir genau zu erklären, was es mit dem von Ihnen gewählten Schauplatz auf sich hat.«
»Bitte, Mr. Ryder«, rief Pedro und schwenkte die Hand in der Luft, »treten Sie bitte genau vor die Mauer! Vielleicht den einen Arm dagegen! So etwa!« Er reckte seinen Ellenbogen gegen den Wind.
Ich trat näher an die Mauer heran und nahm die gewünschte Pose ein. Pedro machte sich daran, eine Reihe von Fotos zu
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