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Die Ungetroesteten

Titel: Die Ungetroesteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kazuo Ishiguro
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mich langsam wieder ein, und während ich weiter auf die Straße schaute, die sich vor uns auftat, hatte ich Mühe, nicht einzunicken. Dann hörte ich Christoffs Stimme sagen: »Ah ja, da wären wir«, und ich öffnete die Augen wieder.

VIERZEHN
    Wir hatten das Tempo inzwischen verlangsamt und näherten uns einem kleinen Café – einem weißen, ebenerdigen Gebäude -, das frei am Straßenrand stand. Es war die Art Einrichtung, von der man annimmt, daß Lastwagenfahrer dort ein Sandwich essen, doch als Christoff den Wagen über den kiesbedeckten Vorhof steuerte und dann parkte, war weit und breit kein anderes Fahrzeug zu sehen.
    »Hier essen wir zu Mittag?« fragte ich.
    »Ja. Unser kleiner Kreis kommt jetzt schon seit Jahren hier zusammen. Es geht alles ganz zwanglos zu.«
    Wir stiegen aus und gingen zum Café hinüber. Als wir näher kamen, sah ich, daß von der Markise glänzende Pappstücke herabhingen, die verschiedene Sonderangebote ankündigten.
    »Es geht alles ganz zwanglos zu«, sagte Christoff wieder und hielt mir die Tür auf. »Bitte fühlen Sie sich wie zu Hause.«
    Die Inneneinrichtung war recht schlicht. Es gab große Aussichtsfenster, die um den ganzen Raum herumführten. Hier und da waren mit Hilfe von Tesafilm Plakate aufgehängt worden, die für Erfrischungsgetränke oder Erdnüsse warben. Einige waren vom Sonnenlicht ganz ausgebleicht, und eines hatte sich einfach in ein blaßblaues Rechteck verwandelt. Selbst jetzt bei dem bewölkten Himmel war das Tageslicht, das in den Raum fiel, recht grell.
    Acht oder neun Leute waren bereits da, sie saßen alle an Tischen im hinteren Teil des Raumes. Jeder hatte vor sich eine dampfende Schüssel mit etwas, das wie Kartoffelpüree aussah. Hungrig hatten sie mit langen Holzlöffeln gegessen, doch jetzt hielten sie alle inne und starrten mich an. Ein oder zwei machten Anstalten aufzustehen, doch Christoff begrüßte sie fröhlich und bedeutete ihnen mit einem Winken, daß sie sitzen bleiben sollten. Dann wandte er sich zu mir um und sagte:
    »Wie Sie sehen, hat man mit dem Essen schon ohne uns begonnen. Doch in Anbetracht unseres späten Erscheinens werden Sie das sicher verzeihen. Was die übrigen angeht, na ja, ich bin sicher, sie werden nicht mehr lange auf sich warten lassen. Jedenfalls sollten wir keine Zeit mehr verschwenden. Wenn Sie bitte hier hinüberkommen wollen, Mr. Ryder, werde ich Sie meinen guten Freunden hier vorstellen.«
    Ich wollte ihm gerade folgen, als wir einen kräftigen Mann mit Bart und in gestreifter Schürze bemerkten, der ganz in der Nähe hinter der Theke stand und uns verschwörerisch zuwinkte.
    »Na schön, Gerhard«, sagte Christoff und drehte sich achselzuckend zu dem Mann um. »Dann fang ich eben mit dir an. Das ist Mr. Ryder.«
    Der Mann mit dem Bart schüttelte mir die Hand und sagte: »Ihr Essen wird im Handumdrehen fertig sein. Sie müssen Hunger haben.« Dann flüsterte er Christoff schnell etwas zu und schaute dabei in den hinteren Teil des Cafés.
    Christoff und ich folgten dem Blick des bärtigen Mannes. Als hätte er darauf gewartet, daß unsere Aufmerksamkeit auf ihm ruhte, erhob sich jetzt ein Mann, der ganz allein in der hintersten Ecke gesessen hatte. Er war stattlich und hatte graues Haar, war wohl etwa Mitte Fünfzig und trug eine leuchtendweiße Jacke und ein ebensolches Hemd. Er wollte gerade auf uns zugehen, da blieb er mitten im Raum stehen und lächelte Christoff an.
    »Henri«, sagte er und hob die Arme zu einer Geste des Grußes.
    Christoff warf dem Mann einen kühlen Blick zu und drehte sich dann weg. »Hier gibt es nichts für dich zu holen«, sagte er.
    Der Mann in der weißen Jacke schien das nicht zu hören. »Ich habe dich gerade beobachtet, Henri«, fuhr er jovial fort und deutete aus dem Fenster hinaus. »Wie du vom Wagen hierhergekommen bist. Du läßt die Schultern immer noch hängen. Früher war es einmal so etwas wie Affektiertheit, aber jetzt scheint es zur dauerhaften Gewohnheit geworden zu sein. Dafür gibt es doch gar keinen Grund, Henri. Es läuft im Moment vielleicht nicht alles so, wie du es gern hättest, aber das ist noch kein Grund, sich so hängenzulassen.«
    Christoff stand immer noch mit dem Rücken zu dem Mann da.
    »Komm schon, Henri. Das ist doch kindisch.«
    »Willst du es noch einmal von mir hören?« fragte Christoff. »Wir haben uns nichts mehr zu sagen.«
    Der Mann in der weißen Jacke zuckte mit den Schultern und machte noch ein paar Schritte auf uns zu.
    »Mr. Ryder«,

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