Die Ungetroesteten
wiedererwacht -, explodierte und zu schreien anfing:
»Ihr zwei habt ja gar keine Ahnung, wie albern ihr seid! Und wißt ihr auch, warum? Nein, ihr könnt euch das gar nicht vorstellen, ihr zwei, ihr könnt euch das gar nicht vorstellen, wie dumm und wie unbeschreiblich lächerlich ihr gerade in diesem Moment seid. Das könntet ihr gar nicht, das ist doch typisch, das ist doch einfach typisch für euch zwei! Oh, das wollte ich euch schon lange sagen, schon als wir uns kennengelernt haben, tja, jetzt könnt ihr es ja selber sehen, jetzt könnt ihr euch ja selbst ein Urteil bilden und sehen, ob ihr albern und dumm seid oder was. Seht her!«
Fiona drehte den Kopf schnell in meine Richtung. Inge und Trude, die beide recht verwirrt waren, starrten mich wieder an. Ich nahm all meine Kräfte zusammen, um endlich zu sprechen, aber zu meiner Bestürzung wollte mir nichts gelingen als ein weiteres Grunzen, noch lauter als beim vorigen Mal, aber keineswegs verständlicher. Ich holte tief Luft, allmählich erfaßte mich Panik, ich versuchte es noch einmal, doch es ertönte nur ein noch anhaltenderes, angestrengteres Grunzen.
»Was um alles in der Welt sagt sie da, Trude?« fragte Inge. »Wieso spricht dieses kleine Miststück so mit uns? Wie kann sie nur? Was ist denn nur über sie gekommen?«
»Das ist meine Schuld«, sagte Trude. »Mein Fehler. Es war mein Vorschlag, sie in unsere Gruppe einzuladen. Nur gut, daß sie ihr wahres Gesicht noch vor der Ankunft von Mr. Ryders Eltern zeigt. Sie ist neidisch, das ist alles. Sie ist neidisch, weil wir heute Mr. Ryder getroffen haben. Während sie nur all diese erbärmlichen kleinen Geschichten zu bieten hat...«
»Was soll das heißen, ihr habt ihn heute getroffen?« Fiona explodierte. »Sie haben doch gerade eben selber gesagt, daß Sie ihn nicht...«
»Sie wissen sehr wohl, daß es genauso war, als hätten wir ihn getroffen. Nicht wahr, Trude? Wir haben alles Recht der Welt zu sagen, daß wir ihn heute getroffen haben. Und damit müssen Sie sich eben einfach abfinden, Fiona...«
»Tja, in dem Fall« – Fiona kreischte jetzt fast – »wollen doch mal sehen, wie ihr euch damit abfindet!« Sie schleuderte mir den Arm entgegen, als ob sie den dramatischsten aller Bühnenauftritte anzukündigen hätte. Wieder einmal gab ich mein Bestes, um ihr den Gefallen zu tun. Angefacht von meiner steigenden Wut und Verzweiflung war diesmal das angestrengte Grunzen noch lauter als zuvor, und ich spürte, daß das Sofa unter meiner Mühe regelrecht schwankte.
»Was ist denn nur mit Ihrem Freund los?« fragte Inge, die mich plötzlich zur Kenntnis nahm. Trude dagegen beachtete mich überhaupt nicht.
»Ich hätte erst gar nicht auf Sie hören sollen«, sagte sie voller Bitterkeit zu Fiona. »Ich hätte von Anfang an merken müssen, was für eine Lügnerin Sie sind. Und wir haben unsere Kinder mit Ihren Bälgern spielen lassen! Das sind wahrscheinlich auch alles kleine Lügner, und inzwischen haben sie unseren Kindern wohl auch das Lügen beigebracht. Was für eine lächerliche Party das doch gestern abend bei Ihnen gewesen ist. Und wie Sie Ihre Wohnung geschmückt hatten! Wie albern! Heute morgen haben wir alle darüber gelacht...«
»Wieso hilfst du mir denn nicht!« Plötzlich sprach mich Fiona zum erstenmal direkt an. »Was ist denn los, wieso tust du denn nichts?«
Tatsächlich hatte ich mich die ganze Zeit über weiter angestrengt. Gerade in dem Moment, als sich Fiona mir zuwandte, konnte ich einen flüchtigen Blick auf mich in einem Spiegel werfen, der an der gegenüberliegenden Wand hing. Ich sah, daß mein Gesicht hellrot geworden und so eingefallen war, daß ich schweineähnliche Züge angenommen hatte, während meine in Brusthöhe geballten Fäuste genau wie mein Oberkörper zitterten. Mich in diesem Zustand zu sehen, nahm mir sofort den Wind aus den Segeln, ich verlor allen Mut und sank heftig keuchend in die Ecke des Sofas zurück.
»Fiona, meine Liebe, ich glaube«, sagte Inge gerade, »es ist an der Zeit, daß Sie und Ihr... Ihr Freund sich jetzt auf den Weg machen. Ich denke nicht, daß Ihre Anwesenheit heute abend erforderlich ist.«
»Daran kann es gar keinen Zweifel geben!«, rief Trude. »Wir haben jetzt eine gewisse Verantwortung. Wir können es uns nicht leisten, gegenüber kleinen Vögeln mit gebrochenen Flügeln, wie sie einer ist, nachsichtig zu sein. Wir sind jetzt nicht mehr einfach nur eine Gruppe von Freiwilligen. Wir haben wichtige Aufgaben zu erledigen, und
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