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Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Titel: Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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der Ferne war ein Heißluftballon zu sehen, der gerade auf einer der Grünflächen hinter der Stadt landete, und Barnaby konnte in dem Korb zwei Gestalten ausmachen, die vor Freude auf und ab hüpften. Unter ihnen auf den Straßen sausten die Autos von einem Ende der Stadt zum anderen, und ihr Brausen übertönte Stephen Hebdens Gejammer und George Jones’ Gepupse. Rechts konnte man fast bis Cockatoo Island schauen, und als Barnaby sich nach links drehte, sah er hinunter auf die weißen Segel der Oper und auf die Fähren, in denen die Sydneysider von Circular Bay zu den verschiedenen Buchten dahinter schipperten.
    Von hier oben konnte man genau sehen, warum Sydney die schönste Stadt der Welt war, und Barnaby begriff, dass nur ein Idiot irgendwo anders leben wollte.
    »Gut, jetzt geht’s wieder hinunter«, verkündete Daz, nachdem sie alle ihre Fotos geknipst hatten. Die Gruppe drehte um und begann den Abstieg.
    Auf halber Strecke sah Barnaby, dass sich auf der Plattform am Eingang zur Brücke eine riesige Menschenmenge versammelt hatte. Als sie näher kamen, sah er außerdem auf der Straße viele Nachrichtenwagen mit Satellitenschüsseln und jede Menge Fotografen, die von der Terrasse des Harbour View Hotel aus Fotos machten.
    »Was ist da los?«, fragte Lucy Honeyfield.
    »Ich habe euch doch gesagt, heute ist ein besonderer Tag«, erklärte Daz grinsend, weigerte sich aber, mehr Details preiszugeben. Als sie unten ankamen, hatten sich die Menschen in zwei Reihen aufgestellt und bildeten ein Spalier, um sie zu begrüßen, wie Balljungen bei der Ehrenformation in der Rod Laver Arena bei den Australian Open.
    »Neun Millionen neunhundertneunundneunzigtausend, neunhundert und siebenundneunzig!«, riefen sie im Chor – was gar nicht so leicht war –, als Dennis Peel zwischen ihnen hindurchging und sich dann von der Brücke loshakte.
    »Neun Millionen neunhundertneunundneunzigtausend, neunhundert und achtundneunzig!«, riefen sie, als Emily Piper ihm folgte.
    »Neun Millionen neunhundertneunundneunzigtausend, neunhundert und neunundneunzig!«, riefen sie noch lauter, als Jeannie Jenkins von der Brücke ging.

9999994 …9999995 …9999996 …
    Und dann –
    »ZEHN MILLIONEN!«, schrien sie alle, als Barnaby Brocket den Fuß auf die letzte Stufe setzte. Es entstand eine allgemeine Hektik, weil die Kameraleute und Fotografen mit den Journalisten um die besten Plätze kämpften.
    »Wie heißt du, mein Junge?«, fragte ein mittelalter Mann in einem gestreiften Tweed-Anzug und hielt Barnaby ein Mikrophon unter die Nase. An dem Mikrophon befand sich ein viereckiges Schild mit der Aufschrift Channel 9 News .
    »Barnaby Brocket«, sagte Barnaby Brocket.
    »Und was für ein Gefühl ist es, der zehnmillionste Besucher zu sein, der auf die Sydney Harbour Bridge geklettert ist?«
    Barnaby schaute sich um, etwas verwirrt angesichts der unerwarteten Aufmerksamkeit. Daz kam zu ihm, machte seinen Gurt los und hob ihn auf seine Schultern, ehe er davonfliegen konnte. Er trug ihn in einen Raum, in dem gleich eine Pressekonferenz stattfinden sollte, und setzte ihn auf einen Stuhl neben einem sehr betagten Mann, der Barnaby schwer die Hand aufs Knie legte und sie dort liegen ließ, während er den Jungen mit zerknittertem Gesicht musterte.
    »Ich bin der Letzte, der noch lebt«, sagte der Mann.
    »Der Letzte was?«, fragte Barnaby.
    »Ich habe die Brücke gebaut«, antwortete der alte Mann. »Natürlich nicht im Alleingang, aber fast.«
    Mit diesen Worten nahm er seine Hand weg, und Barnaby schwebte aufwärts, bis er an der Decke ankam. Sofort erhob sich im Raum ein Blitzlichtgewitter.
    »Nicht zu fassen!«, riefen die Journalisten.
    »Sagenhaft!«
    »Entsetzlich, absolut entsetzlich!«
    Der letzte Ausruf kam aber nicht von einem Teilnehmer der Pressekonferenz, sondern von Eleanor Brocket, als sie später am Abend Nachrichten guckte.
    »Sie glauben, er ist ein Freak. Sie glauben, wir sind alle Freaks!« Verzweifelt schaute sie ihren Ehemann an und blickte dann aus dem vorderen Fenster, wo sich seit dem Spätnachmittag jede Menge Nachrichtenwagen versammelt hatten. »Er macht unsere Familie zum Gespött der Leute. Das ist alles so demütigend.«
    »Dir kann man einfach nicht vertrauen!«, schimpfte Alistair und drohte seinem Sohn mit dem Finger. Barnaby schwebte oben unter der Decke, an die David-Jones-Bellissimo-Matratze gepresst. »Sieh dir doch nur an, wie viel unerwünschte Aufmerksamkeit du uns einbringst. Wie oft müssen wir dir

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