Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)
verlassen würden, um einen Ausflug zu machen.
»Was ist die berühmteste Sehenswürdigkeit in Sydney?«, fragte er und schaute sich im Klassenzimmer nach dem Meer von Händen um, das aber ausblieb. »Katherine Flowers?«
»Das Westfield Shopping Center?«, sagte Katherine mit einem Achselzucken.
»Mach dich doch nicht lächerlich«, schimpfte Mr Pelford. »Du dummes Mädchen. Marcus Foot, bitte – die berühmteste Sehenswürdigkeit in Sydney?«
»Die Oper«, antwortete der Junge, der dort einmal eine Aufführung gesehen hatte und seither davon träumte, die Hauptperson in einem Stück von Shakespeare zu spielen. Am liebsten einen Helden, der Strumpfhosen trug und ein Schwert schwenkte. Marcus Foot, der in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnlicher Junge war, konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als in einer Strumpfhose herumzuhüpfen und ein Schwert zu schwingen.
»Ja, aber im Moment denke ich an etwas anderes«, erwiderte Mr Pelford. »Nun macht schon, jemand muss es doch wissen, bitte. Jemand mit ein bisschen Grips im Kopf.«
»Die chinesische Mauer«, schlug Richard L’Estrange vor.
»Die Niagara-Fälle!«, rief Emily Piper.
»Du liebe Güte, Kinder!« Der Lehrer warf verzweifelt die Hände in die Luft. »Ich meine natürlich die Harbour Bridge! Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst, auf dem, so möchte ich ergänzend hinzufügen, eine gewisse Geena Llewellyn sich bereit erklärte, die zweite Mrs David Pelford zu werden, und zwar an einem verregneten Julinachmittag vor gut sieben Jahren.«
Die Kinder guckten etwas ungläubig, weil sie sich nicht vorstellen konnten, wie Mr Pelford es geschafft hatte, eine Person zu überreden, seine Frau zu werden. Ganz zu schweigen von zwei Personen.
»Und als besondere Attraktion«, fuhr er fort, »habe ich für uns alle organisiert, dass wir heute Nachmittag oben auf die Brücke klettern können, so wie die Touristen. Ja, auch du, Stephen Hebden. Ich möchte kein Wort über deine chronische Höhenangst hören.«
Die Kinder freuten sich über die Abwechslung und liefen nach draußen, wo schon der Bus auf sie wartete. Während der kurzen Fahrt schaute Barnaby von der Decke herunter, während die anderen Kinder Comics lasen, den Inhalt ihrer Taschentücher aufmerksam betrachteten oder mit ihren iPods Musik hörten, und Barnaby hätte sich sehr gern auf den leeren Platz zwischen ihnen gesetzt, der für ihn gedacht war.
Als sie zur Brücke kamen, wurden sie von einem Studenten namens Darren empfangen – »ihr könnt Daz zu mir sagen« –, der zerzauste blonde Haare hatte, ein sonnengebräuntes Gesicht und die weißesten Zähne, die Barnaby je bei einem Menschen gesehen hatte.
»Guten Morgen, Brückenkletterer!«, rief er und machte ein Gesicht, als wäre er noch nie im Leben so glücklich gewesen wie in diesem Moment. »Seid ihr alle bereit, Sydney von oben zu sehen?«
Von den Kindern waren verschiedene Knurrgeräusche zu hören, die Daz als Zustimmung deutete, denn er klatschte in die Hände und jubelte begeistert: »Also dann – auf geht’s!« Tatsächlich gerieten ein paar von Barnabys Klassenkameraden fast in Ekstase, als die riesige Brücke vor ihnen erschien. Die meisten waren mit ihren Eltern schon ein paar hundert Mal mit dem Auto über die Brücke gefahren, hatten sie aber nie richtig beachtet. Und für manche, für die wenigen, die einen Blick dafür hatten, war sie ein wunderschönes Kunstwerk.
»Wir können natürlich nicht in unseren Zivilklamotten hinaufklettern«, erklärte Daz und führte sie in einen speziellen Raum, wo für sie eine Reihe von grauen und blauen Trainingsanzügen bereitlagen, außerdem Mützen, Fliesdecken, Regenjacken, Kletterschuhe und verschiedene seltsam aussehende Seile. »Wir müssen uns entsprechend einkleiden.«
Die Kinder zogen die Sachen an, und alle fanden es toll, dass sie eine so phantastische neue Ausrüstung tragen durften. Die Mädchen banden sich mit speziell zur Verfügung gestellten Bändern die Haare zusammen, damit sie ihnen nicht ins Gesicht gepustet wurden. »Es kann da oben ganz schön windig werden«, verkündete Daz mit einem fröhlichen Lachen, als wäre die Vorstellung, über das Geländer in den Hafen geweht zu werden, ein erstklassiger Scherz. »Und wir wollen ja nicht, dass jemand ins Wasser plumpst, stimmt’s? Nie wieder, so lautet mein Motto. Nun – hat jemand hier getrunken?«
Die Kinder schauten einander verwirrt an, und Marcus Foot hob zögernd die Hand. »Ich habe im Bus einen
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