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Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Titel: Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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noch sagen, dass das nicht geht?«
    »Aber es war doch nicht meine Schuld«, protestierte Barnaby.
    »Doch, es ist immer deine Schuld«, beharrte Alistair. »Ich war bei der Arbeit – bei der Arbeit , Barnaby! –, und plötzlich kommen deine Eskapaden im Fernsehen. Hast du eine Ahnung, wie das für mich war? Alle haben in meine Richtung geschaut! Alle haben über mich geredet! Haben hinter meinem Rücken über mich getuschelt!«
    »Das tut mir leid«, sagte Barnaby mit Tränen in den Augen.
    »Leid tun reicht nicht!«, rief Alistair, drehte sich weg und setzte sich aufs Sofa, die Hände vors Gesicht geschlagen. »Ich wollte doch immer nur ein normales Leben haben, mit einer normalen Familie und normalen Kindern. Und dann bist du gekommen und hast alles kaputtgemacht.«
    Eleanor verstand seine Wut, denn ihr ging es genauso. Den Blick auf ihren Sohn gerichtet, schnaubte sie heftig durch die Nase, wie ein Drache, der kurz davor ist, eine Gruppe von unbotmäßigen Dorfbewohnern einzuäschern, und begann dann mit kaum unterdrücktem Zorn zu sprechen: »Wir werden das keinen Augenblick länger dulden«, verkündete sie. »Acht Jahre sind acht Jahre zu viel. Wir wollen keinen Sohn, der anders ist als die anderen – kapiert, Barnaby? Hier müssen Maßnahmen ergriffen werden. Entweder du wirst normal, oder … oder …« Sie überlegte, wie sie den Satz zu Ende bringen sollte. »Oder wir werden deinem Egoismus einen Riegel vorschieben, ein für allemal.«

Kapitel 6
    Das schreckliche Ereignis beim Aussichtspunkt Mrs Macquarie’s Chair
    Es dauerte fast eine Woche, bis die Journalisten und die Nachrichten-Teams keine Lust mehr hatten, vor dem Haus der Brockets herumzulungern, und sich auf den Weg machten, um stattdessen andere Leute zu belästigen. Eleanor hatte sich die ganze Zeit nicht getraut, nach draußen zu gehen. Sie saß immer nur schmollend im Haus herum und sagte so gut wie nichts, während ihre Feindseligkeit gegenüber Barnaby jeden Tag größer wurde. Alistair hatte ein paar Tage freigenommen, was er noch nie getan hatte, denn seiner Meinung nach meldeten normale Leute sich niemals krank, nein, sie arbeiteten fünf Tage in der Woche, von neun bis fünf, und lieferten eine anständige Arbeit für einen anständigen Lohn ab. Schließlich, an einem trüben Donnerstagabend, saßen Alistair und Eleanor bei geschlossener Tür zusammen in der Küche. Henry und Melanie hatten sie auf ihre Zimmer geschickt. Barnaby ließen sie an der Matratze im Wohnzimmer schweben. Selbst Captain W. E. Johns wurde in den Garten verbannt, obwohl er schon vorher in einer verschwiegenen Ecke hinter einem Apfelbaum sein Geschäft verrichtet und dem nichts mehr hinzuzufügen hatte.
    Eleanor eröffnete das Gespräch. Sie weihte Alistair in eine Idee ein, die ihr vor Kurzem in den Sinn gekommen war. (Was nicht ganz stimmte: Die Idee war ihr bereits gekommen, als sie vor Jahren hinten im Taxi saß und vom Krankenhaus nach Hause fuhr, aber das wollte sie nicht zugeben.)
    Alistair fand, dass ihre Idee durchaus etwas für sich hatte, machte aber ein paar Veränderungsvorschläge.
    Eleanor war mit seinen Vorschlägen einverstanden und schlug nun ihrerseits noch ein paar Dinge vor. Einen Punkt verwarfen sie allerdings, weil er unnötig und nur komisch war.
    Alistair machte noch einen letzten Vorschlag, dann rannte Eleanor zur Küchenschublade, um sich zu versichern, dass ihre extrem scharfe Stahlschere am richtigen Platz lag.
    »Ja, da ist sie«, verkündete sie und hielt die Schere hoch, so dass die Strahlen der untergehenden Sonne, die durchs Fenster fielen, von den Scherenblättern sehr schön zurückgeworfen wurden.
    Und in diesem Moment fassten sie ihren schrecklichen Entschluss.
    »Sind wir uns auch wirklich sicher?«, fragte Eleanor.
    »Ich bin mir sicher, wenn du dir sicher bist«, erwiderte Alistair.
    »Jawohl«, verkündete Eleanor mit Nachdruck. »Ich bin mir hundertprozentig sicher.«
    »Es gibt dann kein Zurück, das ist dir klar?«
    »Alistair, das hat er sich alles selbst zuzuschreiben. Hast du deinen Eltern so einen Albtraum zugemutet? Habe ich je so etwas getan?«
    »Sollen wir es mit Handschlag besiegeln?«, fragte Alistair und streckte ihr die Hand hin.
    »Finde ich nicht«, erwiderte Eleanor, die einen so vulgären Akt unpassend fand. »Wir sind doch keine Gangster.«
    Der nächste Morgen kam, und sofort schien die Sonne. Eine Gruppe von sechs indischen Koels baute sich im Garten der Brockets ein provisorisches Nest, sehr zum

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