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Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Titel: Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Blitzschnell hob sie den Gegenstand auf.
    »Was war das?«, fragte Barnaby, und als er sich umdrehte, sah er in ihrer Hand etwas metallisch glänzen.
    »Ich bin so dämlich«, murmelte Eleanor und zeigte ihm die scharfe Küchenschere, die sie schon die ganze Zeit, seit sie von zu Hause weggegangen waren, mit sich herumtrug. »Ich habe sie vorhin benutzt und muss vergessen haben, sie wieder in die Schublade zurückzulegen.«
    »Das ist gefährlich«, sagte Barnaby.
    »Ja, ich weiß. Aber mach dir keine Sorgen, ich passe schon auf.«
    »Wuff!«, bellte Captain W. E. Johns, der wusste, dass hier etwas oberfaul war. »Wuff, wuff, wuff!«
    »Ach, sei doch still!«, schimpfte Eleanor und zog an seiner Leine.
    Sie kletterten die Treppe hinunter, die in den Stadtteil The Rocks führte, und bahnten sich einen Weg durch die frühmorgendlichen Kaffeetrinker. Dann gingen sie die steile Treppe zum Circular Quay hinunter. Unterwegs blieben sie kurz stehen, weil Barnaby einem älteren Ureinwohner zuhören wollte, der vor dem Eingang zum Kai Didgeridoo spielte.
    »Komm schon, Barnaby«, ermahnte ihn Eleanor gereizt.
    »Ich möchte gern zuhören.«
    »Dafür haben wir keine Zeit. Komm jetzt, bitte.«
    Seufzend drehte Barnaby sich weg, gerade als der Mann aufhörte zu spielen. Sie schauten einander an, ohne ein Wort zu wechseln, aber der kleine Junge fühlte sich ganz verunsichert. Irgendetwas stimmte heute nicht.
    Als sie die Vorderseite der Oper erreichten, blieben sie wieder eine Weile stehen und schauten zu, wie die Touristen die Treppe hinauf- und hinunterrannten und Fotos machten. Barnaby fand die Architektur des Gebäudes schon immer sehr beeindruckend. Das Gebäude erinnerte ihn an ein Schiff, das gerade eine Ozeanreise antritt. »Wie viele Opern hast du da drin schon gehört?«, fragte er seine Mutter.
    »Ach – keine einzige«, antwortete Eleanor. »Niemand geht mehr in die Oper. Oper ist nicht normal. Wenn ich Lust auf ein bisschen Kultur habe, dann schaue ich mir im Fernsehen die Kochsendung MasterChef an, wie normale Menschen. Komm weiter, gehen wir noch ein Stück.«
    Sie folgten dem Weg, der um das Gebäude herum führte, und betraten dann durch das große Eisengittertor den Botanischen Garten. Es waren nicht viele Leute unterwegs, nur ein paar Mütter mit ihren Babys im Kinderwagen. An der Ecke stand ein Eiswagen. Ein junges Mädchen saß dort am Fenster, ganz in ein Buch vertieft, und blickte nur ab und zu hoch, um nach Kunden Ausschau zu halten.
    »Perfekt«, erklärte Eleanor. Offenbar gefiel es ihr, dass hier alles so ruhig und friedlich war.
    »Ich bin müde«, sagte Barnaby. »Können wir uns irgendwo hinsetzen?«
    »Noch nicht«, erwiderte Eleanor. »Wir gehen noch eine kleine Runde um die Bucht, und dann machen wir eine Pause, versprochen.«
    Sie gingen nun einen Pfad entlang, der durch das Zentrum der Anlage führte, und Barnaby schaute hinüber zur Wooloomooloo Bay. Das Wasser glitzerte in der Morgensonne, und ein bunter Regenbogen tanzte auf der Oberfläche, wie eine Münze, die über die Wellen hüpft. Ein paar Yachten tuckerten bereits los. An Bord konnte man Familien sehen, Mütter und Väter mit ihren Kindern, und alle genossen den schönen Vormittag. Es war genau wie beim Glenmore Hotel: die ganze Familie zusammen und alle glücklich. Niemand schämte sich für seine Kinder.
    »Ist es noch weit?«, stöhnte Barnaby nach zehn Minuten, aber Eleanor ging schweigend weiter, mit der Zielstrebigkeit und der unterdrückten Wut eines Power-Walkers.
    »Jetzt können wir eine Pause machen«, verkündete sie schließlich, und Barnaby ließ sich auf einen großen Felsen mit einer Sitzfläche fallen, während Captain W. E. Johns mit einem dramatischen Knurren vor seine Füße plumpste und laut zu hecheln begann. »Wir sind da.«
    »Wo?«, fragte Barnaby und schaute sich um.
    »Bei Mrs Macquarie’s Chair«, sagte Eleanor. »Über diese Sehenswürdigkeit hast du doch bestimmt in der Schule schon gehört, oder?«
    »Nein.«
    Sie seufzte. »Eigenartig. Was wird euch Kindern heutzutage noch beigebracht? Es ist ein Teil deiner Geschichte.«
    Barnaby zuckte die Achseln. »Vielleicht war ich an dem Tag krank«, murmelte er. »Oder man hat mich gehindert, in die Schule zu gehen.«
    »Irgendeine Ausrede hat man immer«, sagte Eleanor. »Also, wenn euer Lehrer einigermaßen auf Zack wäre, dann würde er mit euch Ausflüge zu solchen historischen Monumenten machen, statt auf irgendwelche Brücken zu klettern, nur damit am

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