Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman
Fotzenzäpfchen und Berberäffchen!
Und ich umklammerte meine Knie und erbrach mich zwischen den Schuhen.
Signe beugte sich über ihre Hände, bevor sie mich wieder ansah, mit einer anderen Art von Blick. Was hatte ich falsch gemacht?
»Du bist ein guter Junge, Bernhard. Das habe ich schon gewusst, als ich herkam.«
Was hätte ich sagen sollen? Das einzig Mögliche:
»Ich bin nicht gut«, flüsterte ich.
Doch Signe hörte wohl nicht, und wenn noch Zeit bleibt, Zeit, Zeit, denn nur die Zeit ist es, von der alles abhängt, dann werde ich um der Gerechtigkeit willen auf sie zurückkommen.
»Es kann sein, dass deine Mutter und ich dir eines Tages Schmerz zufügen«, sagte sie leise.
Schmerz? Das war nicht möglich. Kein Schmerz konnte sich mit dieser Freude messen. Denn Signe hatte mich soeben von der strengen Reihenfolge meines Repertoires befreit, und ich war ihr auf ewig dankbar, ganz gleich, wie kurz es auch nur anhalten würde, für eine Zwischenzeit, einen Stopp, einen Hauch von Ruhe, selbst das, eine Atempause, ist ein Paradies für die Kantigen.
Bald hörten wir, wie sich der Roadster von unten her näherte, die Standuhr schlug bereits elf Mal, und Signe scheuchte mich ins Bett.
In dieser Nacht schlief Vater in Mutters Schlafzimmer.
Dann stieg Vater der Erfolg zu Kopfe, besonders, nachdem ein Foto von ihm in voller Montur im Aftenposten abgebildet war, unter der Überschrift »Neues aus dem Ministerium«. Dieser sonst so besonnene, genügsame und nüchterne Mann wurde nachlässig und übermütig. Er hielt sich selbst für fehlerfrei und absolutistisch. Er wurde mitgerissen. Es war nicht mehr Vater, der ein Risiko einging. Es waren die Risiken, die Vater aufsuchten. Und um eine lange Geschichte kurz zu machen: Der Himmel war nicht länger wolkenfrei. Der Weltkrieg begann, Norwegen versuchte sich an beide Seiten zu halten, das heißt, neutral zu bleiben. Ich mischte mich nicht in die Politik ein. Das kann nicht anders als schiefgehen. Und in diesem Chaos aus Tod und Spekulation entdeckten einige die Möglichkeit, in kurzer Zeit das große Geld zu machen. Einer von ihnen war mein Vater. Er kam auf die Idee, Kokosnüsse zu importieren, clean cocos , wie es heißt, und er setzte alles, was er besaß, auf diese Fracht, sein Kapital, seinen Besitz, das Inventar, die Produktion, die Lizenzen, die Aktien, Obligationen, Apfelbäume und den Gartenpavillon. Er war der festen Überzeugung, dass es nichts Besseres als die Kokosnuss in der Natur gab, was den Nutzen und die Anwendungsmöglichkeiten betraf: Die Schale konnte für die Seilproduktion benutzt werden, für Bast und Matten, in der unreifen Frucht gab es Kokosmilch, die nahrhaft und erfrischend ist, in der reifen lag ein schmackhafter Kern, der selbst gegessen werden oder zu Kokosnussbutter und Kokosnussöl ausgepresst werden konnte. Es konnte einfach nicht schiefgehen. Oh, cocos nucifera! Ein Schiff fuhr unter norwegischer Flagge von Nordafrika über die Bucht von Biscaya und durch den Ärmelkanal zur Nordsee. Doch eine derartige Fracht bedeutete ein Spiel mit nur zwei möglichen Ausgängen: märchenhafter Gewinn oder Katastrophe. Vater saß im Pavillon, seine Auszeichnung um den Hals und die Rosette am Jackenrevers, rauchte und trank und wartete auf Nachricht. Warum hörte er nichts? Warum kam Alfred nicht mit einer Nachricht zu ihm? Musste das Schiff nicht bald anlegen? Da alle Werte in diesem halsbrecherischen Unternehmen festgezurrt waren, musste die Produktion in der Fabrik eingestellt werden, und die Arbeiter wurden für eine Zeitlang beurlaubt. Vater kam nicht aus dem Pavillon heraus, nicht einmal Alfred konnte ihn zur Vernunft bringen, und er nutzte die Zeit, um einen langen, wütenden Artikel für die Aftenposten in Verbindung mit der Verlängerung der Holmenkollenbahn zu schreiben und darin zu erklären, wie skandalös es war, dass die Holmenkollen-Haltestelle weiter nach oben verlegt werden sollte, weg von uns, während wir, die wir hier am längsten lebten, auf Besserud zurückbleiben mussten, das war nichts anderes als eine grobe Beleidigung. Er bekam den Artikel zurück und schickte ihn deshalb noch einmal, dieses Mal direkt an den Redakteur und erinnerte diesen daran, wer er, Oscar Hval, war, ernannt zum Kommandeur von St. Olav im Ministerrat, was jedoch auch nichts nützte.
Clean cocos.
Hatte Vater da schon seinen Spitznamen bekommen? Lachten sie bereits hinter seinem Rücken, die Konkurrenten, die Redakteure, die Gläubiger, die Nachbarn,
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