Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman
Knie und Ellenbogen. Ich hatte großen Erfolg, und mir wurde bei späterer Gelegenheit der Zutritt verweigert. Dann ging es weiter zu der deutschen Bierschänke Nürnberger Hof , die früher unter dem Namen Nord-Norge firmiert hatte und später noch einen anderen Namen bekam, nämlich Georges. Zu allem Überdruss lag diese Bierkneipe im selben Gebäude wie die Medizinische Gesellschaft, in der Sehestedsgate, nicht weit entfernt, vielleicht hatten meine guten Freunde dieses Lokal deshalb ausgesucht. Eine Glocke läutete, aber ich war nicht in der Lage, den Ton zu deuten. Ich war, wie schon angedeutet, berauscht, wenn auch nicht übermäßig, bis jetzt war ich erst auf einem Bein unsicher, aber dennoch beschloss ich, ab jetzt kleinere Schlucke zu trinken, vielleicht jeden zweiten auszuspucken. Als wir die Tür zum Nürnberger Hof aufschlugen und uns Eintritt verschafften, begriff ich augenblicklich, warum diese Glocke geläutet hatte. Hier saßen alle Hausbediensteten von Besserud, Mutters Nachtigallen, die sie benutzt und verworfen hatte. Ich sah ihre Blicke durch den dicken Tabakrauch, und sie sahen mich ebenfalls an, mit zweideutigem Blick. Ich konnte nicht länger zwischen Verachtung und Mitleid unterscheiden. Die Uhr zeigte nach neun. Aber wir waren ja als Herren auf Stadttour. Jetzt hatten wir eine Bierstube eingenommen. Wir setzten unsere Flagge und mischten uns unters Volk. Was natürlich geplant gewesen war. Falls sie mir einen Streich spielen oder mich in Verlegenheit bringen wollten, nur zu. Ich ließ mich nicht so schnell erschüttern. Ein runder Tisch stand mitten im Lokal bereit. Es wurden Bier, Schnaps und Würstchen in großen Mengen gebracht, später gab es auch noch Whisky und Cognac. Ich spuckte nicht jeden zweiten Schluck aus. Im Gegenteil, ich nahm doppelt so viele zu mir.
»Und du hast heute einen Korken in einem vorgestülpten Enddarm gefunden, Hval«, sagte Julius oder William, oder wer immer es gewesen sein mag, das kann ja auch ganz egal sein.
»Brandy! Das könnt ihr mir glauben!«
»Das tun wir. Erzähl, was du gefunden hast, Holger!«
Holger ergriff das Wort:
»Ein Mann, achtunddreißig Jahre alt, Musiker, ich sage nicht, wo, offensichtlich gesund, erscheint aber unleidlich und klagt über Schmerzen im Anus. Und was finde ich da? So eine Messingkugel, wie sie an der Spitze von Bettpfosten steckt, in der Größe eines Tennisballs. Ich versuche sie herauszudrehen und zu ziehen, aber ohne Erfolg, die Schließmuskeln sind zu fest. Zunächst überlege ich eine gesteuerte Sprengung des Muskels. Doch dann bitte ich ihn stattdessen, sich auf alle viere zu stellen, den Hintern in die Luft, eine Stellung, die ihm übrigens nicht ganz unbekannt ist, und dann packe ich ihn kräftig um den Leib mit einem halben Nelson, und raus springt die Kugel wie ein Kanonenschuss und reißt Hämorrhoiden, Haare und alles Mögliche mit sich. Er sah hinterher am Anus aus wie ein Orientale. Es gibt übrigens immer noch Spuren an der Wand davon unten in Saal 18. Wir mussten ihn mit achtzehn Stichen in- und auswendig nähen.«
Wir lachten herzlich, und die Kellnerin ging herum und schenkte die Gläser voll, und auch die Kellnerinnen waren nicht zu unterscheiden, alle trugen sie karierte Schürzen, hatten blondes Haar und große Schuhe. Julius oder William, nein, es war der Laborant, nahm einer die Flasche aus der Hand und schloss sie in seine Arme.
»Suaviter in modu, fortiter in re!, mein reizendes Mägdlein.«
Das gefiel der Kellnerin gar nicht, sie zog Arm und den Rest ihres Körpers resolut an sich.
»Redet Norwegisch, wenn ihr mehr haben wollt.«
Die Kellnerin war bereits auf dem Weg, doch der Laborant bekam sie noch einmal zu packen.
»Ich dachte, alle reden hier Deutsch«, sagte er. »Heißt das Lokal nicht Nürnberger Hof ? Und seht ihr nicht alle aus wie Tiroler? Oder sind wir falsch hier? Sind wir in Nordnorwegen gelandet?«
Die Kellnerin wurde verlegen, und ich hätte natürlich zu diesem Zeitpunkt gehen sollen; zumindest hätte ich sie verteidigen sollen. Aber ich fand nicht den richtigen Ansatz.
»Ach, dieses falsche Spiel auf meiner Lustharmonika!«
»War das Deutsch, was ihr gerade geredet habt?«, fragte sie.
Noch eine Runde Gelächter, das in die spirituosa gekippt wurde, und wer lachte am lautesten, wer war das? Ich.
»Tut mir leid. Ich muss Sie enttäuschen. Das war Latein. Ein Dialekt aus der Pilestredet. Der Herr kann für Sie übersetzen.«
Der Laborant deutete auf mich.
»Stark in
Weitere Kostenlose Bücher