Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman
war ich hinausgeworfen worden.
Aber ich war woanders Mitglied, dort, wo niemand außer uns eingelassen wurde, im Kreis der Kantigen.
Mit anderen Worten: ich musste meiner Aufgabe nachgehen.
Schnell überquerte ich den Egertorget, ging zu Frau Byes Hotel. Der Anzug von Franck im Bogstadveien hing in der Rezeption bereit. Ich nahm ihn mit hoch zu Notto Fipps Zimmer. Dieser stand am Fenster, die Hände auf dem Rücken, er trug nichts außer den langen Unterhosen. Leise schloss ich die Tür.
»Wir können auf den Balkon gehen«, sagte ich.
Notto Fipp schüttelte den Kopf.
»Warum nicht? Von dort können wir bis zum Schloss gucken.«
»Ich mag die Höhe nicht. Dann wird mir schwindlig.«
»Ist das alles, was dir Sorgen macht? Wir können eine Etage tiefer ziehen.«
Aber er hörte nicht, was ich sagte, er sank dort, wo er stand, in sich zusammen.
»Es ist die Rede.«
Ich bekam Notto Fipp wieder auf die Füße und fing an ihn anzuziehen, nur sicherheitshalber, nicht, weil ich dem Schneider bei Franck im Bogstadveien nicht traute, keineswegs, wir alle sind Meister in unserem Fach, aber wir konnten in einer Welt voller Missverständnisse trotzdem das Risiko nicht eingehen. Außerdem war es das reinste Vergnügen. Ich glaube, Notto konnte mir diesbezüglich zustimmen. Wir unterhielten uns und amüsierten uns.
»Hattest du guten Stuhlgang die letzten Tage?«
»Ja. Es kam so einiges raus.«
Ich zog ihm die Hemdenbrust über den Kopf, befestigte hinten die Hosenträger, kämpfte, die Perlmuttknöpfe an Ort und Stelle zu bekommen, und musste ihn zweimal um uns beide herumdrehen, bevor die Schleife richtig saß.
»Du hast genug Bananen?«
»Das schaffe ich nie.«
»Zerbrich dir nicht den Kopf über die Rede! Du hast anderes, an das du denken musst!«
»Ja. Ich schaffe es nie, diese Schleife zu binden.«
»Aber mein lieber Notto! Ich werde es dir zeigen!«
»Oh, danke. Aber ich kann trotzdem nicht hinter meinem eigenen Rücken stehen und damit herumfummeln.«
Schließlich stand Notto Fipp da, in Zimmer 312, in Frau Byes Hotel, gentlemanlike, ein Trauzeuge, ganz nach meinem Geschmack. Es fehlte nur noch ein Friseur. Ich ließ sogleich Frau Bye selbst C. F. Hansen herbeirufen, den Meister vom Grand. Doch er wollte nicht kommen. Wie bitte? Er behauptete, ich hätte das letzte Mal, als er mit mir zu tun gehabt hatte, Unarten gezeigt. Ich sprach persönlich mit diesem Hansen. Erklärte ihm, dass ihn ungeahnte Herausforderungen erwarteten. Wenn es ihm glückte, würde sein Name von jetzt an in goldenen Lettern in den Annalen der Innung stehen. Dieser Mistkerl erschien erst nach einer halben Stunde, nahm Notto Fipp lange in Augenschein und wandte mir dann barmherzig seinen Blick mit folgender undelikaten Äußerung zu:
»Ja, was ist das denn für ein Storchennest!«
»Ist das alles, was Sie zu sagen haben?«
»Habe ich freie Hand?«
Da mischte sich Notto Fipp ein:
»Er rührt meinen Bart nicht an!«
C. F. Hansen nahm den Bescheid mit der Würde entgegen, die dieses vornehme Handwerk erfordert. Ich möchte hier nicht in Details gehen, welche Eingriffe er vornahm, das soll unter uns bleiben, aber ich vermag ganz einfach festzustellen, dass ich nie einem Wunder näher war als in dem Moment, als Notto Fipp sich nach beendetem Kampf vom Stuhl erhob: ein neuer Mann und dennoch derselbe! C. F. Hansen konnte seine Ausrüstung einpacken, und ein weiteres Mal entlohnte ich ihn großzügig mit dem wenigen, was ich hatte, ja, ich war geradezu barmherzig.
»Wie läuft es eigentlich mit dem Lehrling?«, fragte ich.
»Glücklicherweise ist er Linkshänder, deshalb wird er es schaffen. Trotz der Schäden.«
»Er erschien mir in keiner Weise besonders geeignet zu sein.«
C. F. Hansen blieb an der Tür stehen, mit seiner schwarzen Tasche in der rechten Hand, in der er seinen gesamten Salon verstaut hatte, abgesehen von den Stühlen, die mit Elefantenhaut bezogen waren.
»Finden Sie nicht?«
»Nein. Das kann ich wohl sagen! Er hat sicher nicht die schärfste Schere in seinem Kittel. Und da drücke ich mich noch vorsichtig aus. Sie sollten sich einen neuen Lehrling suchen.«
»Als meinen Sohn? Der Lehrling ist mein Sohn, Bernhard Hval.«
Und der Vater des Lehrlings ließ die Scheine auf den Boden fallen, auf die Haare rund um seine Füße.
Dann war er fort.
Ich ließ das Geld liegen.
»Am Morgen nach der Hochzeit fahren wir nach Kristiansand«, sagte ich.
Notto Fipp nickte vorsichtig und zupfte an seinem Spitzbart, als
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