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Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers

Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers

Titel: Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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kann, denn alle Samen wachsen zu ihrer Zeit zu großen Pflanzen heran, verändern sich und sterben schließlich wieder ab. Dann können sie untergepflügt werden, um der nächsten Generation Platz zu machen.
    Und genauso wie mit den Samen und den Zyklen ist es auch mit unserem Leben. Genieße jede Jahreszeit deines Lebens, lieber Wanderer. Bereite geduldig den Boden, säe und arbeite in deinem Garten, dann werden deine Mühen reichlich Früchte tragen. Akzeptiere Glück und Unglück, so wie du den Wechsel der Jahreszeiten akzeptierst. Genieße die eisglitzernde Schönheit eines Wintertages und die schwüle
Hitze des Sommers, denn schon bald ist jede Jahreszeit, jeder Tag, jede Sekunde wieder vergangen, und nichts kehrt in genau der gleichen Form wieder, in der es einmal da war. Also freue dich an den Gaben einer jeden Jahreszeit, statt dich mitten in der Kälte des Winters nach dem Sommer zu sehnen oder an heißen Tagen nach kühlem Wind zu lechzen. Lebe im Einklang mit den Zyklen der Zeit und des Wandels, und laß dich von den Veränderungen des Lebens tragen wie ein Schiff von den Wellen.»
    «Du meinst also, da ich die Zyklen der Veränderung nicht verhindern kann, ob ich sie will oder nicht, kann ich sie ebensogut akzeptieren.»
    «Nicht nur das», erwiderte sie. «Das Gesetz der Zyklen zeigt dir auch, wie du intensiv an deiner eigenen Entwicklung mitwirkst. Nur wenn du lernst, für alles den richtigen Zeitpunkt zu wählen, kannst du dein Glück finden.»
    «Wie denn?»
    «Alles hat seinen günstigsten und seinen ungünstigsten Zeitpunkt», antwortete sie. «Türen öffnen und schließen sich; Energien wachsen und nehmen wieder ab. Eine Idee oder Handlung, die in Gang gesetzt wurde, als die Energie im Ansteigen begriffen war, hat genügend Schwung und steuert mühelos auf ihre Vollendung zu. Eine Idee oder Aktion, die du in einem absteigenden Zyklus in Angriff genommen hast, hat dagegen weniger Durchsetzungskraft. Hier wirken das Gesetz der Zyklen und das Gesetz des Handelns zusammen und offenbaren dir, daß in der Geduld viel Weisheit liegt. Nur mit Geduld erkennst du, wann es an der Zeit ist zum Handeln oder Nichtstun, zum Sprechen oder Schweigen, zum Arbeiten oder Ausruhen; wann du dich von der Energie eines aufsteigenden Zyklus tragen lassen oder dich nach innen zurückziehen und auf die nächste Welle warten sollst.»
    Wir wichen vom Weg ab und drangen in ein dichtes Gebüsch vor. Die weise Frau blieb einen Augenblick stehen, um mir eine Geschichte zu erzählen. «Vor langer, langer Zeit überkam König Salomon eine große innere Unruhe. Er sehnte sich nach einfacheren, friedlicheren Zeiten und ordnete an, daß ein Meistergoldschmied ihm einen magischen Ring fertigen solle mit einer Inschrift, die zu allen Zeiten und unter allen Umständen wahr und angemessen sein würde. Die Worte sollten Leiden lindern helfen und demje— nigen, der den Ring trug, große Weisheit schenken sowie die Gabe, alles aus der richtigen Perspektive zu sehen. Der Meistergoldschmied fertigte einen solchen ganz besonderen Ring, doch erst nach tagelangem Nachdenken offenbarten sich ihm die zauberkräftigen Worte für die Inschrift. Schließlich übergab er Salomon den Ring. Die Inschrift lautete: ‹Und auch dies wird vergehen.›»
    Die Landschaft um uns herum veränderte sich nun. Wir ließen den Wald hinter uns und betraten eine sonnige Lichtung. Ich sah einen Orangenbaum mit schweren, leuchtenden Früchten, deren Duft mir schon von weitem in die Nase stieg, ein paar blühende Apfelbäume und noch zwei weitere, mir unbekannte Bäume.
    «Das sind Walnußbäume», beantwortete die weise Frau meine stumme Frage; sie wählte immer für alles genau den richtigen Zeitpunkt. Dann verneigte sie sich respektvoll vor einem der beiden Walnußbäume, pflückte eine kleine grüne Nuß von einem Zweig und reichte sie mir. «Öffne sie», forderte sie mich auf.
    «Ich glaube, sie ist noch nicht reif.»
    «Mach sie auf», wiederholte die Frau. Ich versuchte es zuerst mit den Fingern und dann, indem ich die grüne Schale mit zwei Steinen bearbeitete. Schließlich entdeckte ich einen scharfkantigen Stein und versuchte die Nuß damit
aufzuschlagen, aber es gelang mir nicht. Da tippte die weise Frau mich auf die Schulter. Ich drehte mich um und sah, daß ihre Hand voll reifer Walnüsse war. «Vom letzten Jahr», sagte sie. «Ich hatte sie hier in der Nähe versteckt.»
    Sie klopfte mit einem kleinen Stein leicht an die Schale, die sofort aufsprang. Auf

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