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Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers

Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers

Titel: Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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würde so ein Ausblick gefallen», sagte
die weise Frau. «Vielleicht würden sie auch gern auf diese Felsen klettern und das befriedigende Gefühl haben, hier oben zu stehen. Aber sie sind nicht bis zum Gipfel gekommen und können deshalb die Aussicht nicht genießen. Wir dagegen haben es geschafft, nicht weil wir stärker oder intelligenter sind oder diesen Ausblick eher verdient haben als die anderen, sondern weil wir hinaufgestiegen sind. Nur wer den Aufstieg nicht scheut, kann die Freude genießen, auf dem Gipfel zu stehen.»
    Als wir wieder zu unserem Mahl zurückkehrten, fuhr die weise Frau fort: «Handeln war in dieser Welt noch nie einfach. Überall lauern die Mächte des Zweifels und der Trägheit, selbst in unserem eigenen Geist und unserem eigenen Körper. Ideen in die Tat umzusetzen, erfordert Energie, Opfer und Mut, denn Handeln bedeutet, Risiken einzugehen. Kein guter Grund darf dazu verleiten, uns im Sessel der guten Vorsätze zurückzulehnen und das Handeln auf später zu verschieben oder jemand anderem zu überlassen. Das Gesetz des Handelns hat immer wieder die gleiche Botschaft für uns: Es ist besser, das Beste zu tun, als es nicht zu tun und eine gute Ausrede dafür zu haben.»
    «Manchmal habe ich das Gefühl, daß schon das Aufstehen am Morgen Mut erfordert. Also leben eigentlich alle Menschen nach dem Gesetz des Handelns.»
    «Alle Lebewesen handeln, aber die meisten Menschen reagieren nur, und auch das erst dann, wenn es unausweichlich wird. Schmerz oder Angst, Verlust des Beziehungspartners, Krankheit oder Streß zwingen sie dann dazu. Das Gesetz des Handelns lehrt uns, sowohl unsere Trägheit als auch unsere Ungeduld zu überwinden und aus Mut, klarer Absicht und Engagement heraus zu handeln.»
    «Und wie überwindet man seine Trägheit?»
    «Indem man drei grundlegenden Realitäten ins Auge
sieht», antwortete sie. «Zunächst einmal müssen wir unsere Menschlichkeit und unser physisches Dasein in dieser Welt akzeptieren; zweitens müssen wir uns darüber klar werden, daß niemand uns unser Leben abnimmt und daß wir nur durch eigene Bemühungen stärker werden; und drittens müssen wir in Kauf nehmen, daß unser Handeln uns auch Unannehmlichkeiten einbringen kann. Wir müssen trotzdem wirken!
    Wir dürfen nicht warten, bis wir uns ganz sicher fühlen und die Inspiration oder Motivation zum Handeln in uns spüren. Wir dürfen auch nicht mehr darauf warten, daß unsere Ängste und Zweifel zufällig gerade einmal wegschauen und daß uns jemand die Erlaubnis zum Handeln erteilt. Unsere Zeit wird allmählich knapp. Deshalb bin ich in dieser Zeit und an diesem Ort wieder auf die Erde gekommen; deshalb spreche ich jetzt mit dir. Es wird Zeit, daß wir unsere höchsten Ideale in die Tat umsetzen, trotz aller Ängste, Zweifel und Ungewißheiten. Nur im Angesicht der Angst können wir Mut zeigen. Und wir brauchen jeden Tag neuen Mut, denn wir werden täglich mit Ängsten konfrontiert. Es sind nicht unbedingt dramatische Situationen, die uns fordern; wir müssen nicht immer gleich einen Bankräuber überwältigen oder einen Menschen vor dem Ertrinken retten. Unsere Gefühle zum Ausdruck zu bringen, eine alte Angewohnheit zu überwinden oder sich einfach einmal anders zu verhalten als bisher, schon das erfordert Mut.»
    Wir standen auf und begannen die Überbleibsel unserer Mahlzeit wegzuräumen. «Ich streue die Reste gern für die Tiere aus, aber nicht zu nah bei der Hütte.» Sie führte mich durch eine Baumgruppe an den Rand eines Abhangs, der fast so steil war wie eine Felswand.
    Die weise Frau stand am Rande des Abgrunds und
begann ein paar Reste für die Rehe hinunterzuwerfen, die tief unter uns grasten. Da gab plötzlich der Boden unter ihr nach; die heftigen Regenfälle der vergangenen Tage hatten ihn aufgeweicht. Vor meinen entsetzten Augen verschwand sie in der Tiefe. Mit einem Satz war ich vorn und sah sie die Böschung hinunterrollen. Ohne zu überlegen, sprang ich ihr nach und versuchte das Gleichgewicht zu halten. Jetzt rutschten wir beide auf einen senkrechten Abhang zu.
    Die Frau war wohl noch bei Bewußtsein, denn sie griff nach Baumwurzeln, um ihren Fall zu verlangsamen. Das Ganze lief wie im Zeitlupentempo vor meinen Augen ab, und ich sah jedes Detail gestochen scharf vor mir. Ich holte mir blaue Flecken und Kratzer, aber ich spürte keinen Schmerz.
    Ich wollte ihr helfen, wenn es irgendwie möglich war, aber dazu mußte ich erst einmal mir selbst helfen. Wie sie begann auch ich

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