Die universellen Lebensgesetze des friedvollen Kriegers
lösen sich im Lichte dieser grundlegenden Wahrheit auf. Das ist das Ende allen Suchens, denn dann bist du alle Menschen und existierst überall. Es ist auch das Ende aller Ängste, denn dann begreifst du die lebendige Wahrheit dessen, der du bist - jenes reine Bewußtsein, das niemals stirbt. In dieser Einheit liegt die Erfüllung aller spirituellen Gesetze. Du findest darin einen Zustand des Gleichgewichts und Gleichmuts, hundertprozentiges Vertrauen in deine Entscheidungen und den Prozeß deines Lebens, die Geduld, Schritt für
Schritt in ewiger Gegenwart zu wandeln, und Mitgefühl für alle anderen Aspekte deines Ichs. In diesem Zustand überwindest du all deine Zweifel, und aus all deinem Tun leuchtet deine Integrität. Nach einer Suche, die sich über viele Existenzen erstreckt hat, bist du nun endlich Eins mit dem Universum.»
Die Stimme der weisen Frau klang sanfter, traumverloren: «Verstehst du das, Wanderer? Fühlst du die Wahrheit meiner Worte? Du bist das kleine Kind, das in einem vom Krieg verwüsteten Dorf bei lebendigem Leibe verbrennt, und gleichzeitig der Pilot, der die Bombe abwirft. Du bist die Mutter und das neugeborene Baby, das Opfer einer brutalen Vergewaltigung und gleichzeitig der Unhold, der das Verbrechen begeht. Alle Taten, die jemals im Namen Gottes oder des Teufels begangen wurden, sind deine Taten. Du bist der vornehmste und der ärmste aller Menschen, du trägst zerfetzte Lumpen und prunkvolle Gewänder. Du hast Anteil an jeder guten und jeder grausamen, jeder feigen und jeder mutigen Tat. In allen Lebewesen steckt ein Teil von dir, im Narren ebenso wie im Weisen und in allen Geschöpfen auf der Erde, im Wasser und in der Luft. Du bist einer und viele, hoch und niedrig, bitter und süß zugleich, du bist die Erde und alles, was unter und über ihr existiert.
Du bist das Licht in den Augen aller Lebewesen, die in Wirklichkeit nur Ein Lebewesen sind. Deshalb kann ich deine Gedanken lesen und dir von meinen früheren Leben erzählen: Weil wir alle Eins sind, haben wir auch alle früheren Leben miteinander gemeinsam. Und in Wirklichkeit finden all diese Leben jetzt, in diesem Augenblick statt. Denn auch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind Eins.»
«Und du meinst», fragte ich sie, «wenn ich diese Einheit so wie du zutiefst in meinem Inneren erkenne, werde auch
ich mich auf die Gedanken anderer Menschen einstimmen können und Einblicke in frühere Leben gewinnen?»
«Natürlich!» lachte sie. «Du wirst alles wissen, was du wissen mußt, um anderen Menschen hilfreich zu sein. Aber solche Fähigkeiten sind dir dann gar nicht mehr so wichtig, denn dann bist du wirklich jeder Mensch. Wenn du dein Leben nach dem Gesetz der Einheit ausrichtest, wird sich alles verändern, selbst wenn es auf den ersten Blick nicht den Anschein hat. Du wirst ein alltägliches Leben führen, genau wie ich. An dir wird nichts ungewöhnlich wirken, und doch wird die Welt viel sanfter, schöner, intensiver, lustiger und friedlicher für dich sein als vorher.»
Wir traten aus dem schützenden Kreis der Bäume hervor und begannen den Berg hinabzusteigen, zurück zu dem vertrauten Weg nach Hause, denn unsere Zeit miteinander neigte sich allmählich dem Ende zu. Unterwegs schilderte die weise Frau ihre Vision unserer Zukunft: «Wir befinden uns mitten in einem grundlegenden Wandel, lieber Wanderer. Ein globales Bewußtsein ist im Entstehen.
Diese Wandlung läuft nicht ohne Schwierigkeiten ab, aber das Große Erwachen ist schließlich ebenso unvermeidlich wie der letzte Atemzug eines Sterbenden oder der erste Schrei eines Neugeborenen. Schon jetzt, in diesem Augenblick, weicht die Illusion des Getrenntseins der höheren Wahrheit unserer Einheit. Es ist an der Zeit, die Erde mit offenen Armen willkommen zu heißen; denn bald werden wir das ganze Universum in die Arme schließen.»
EPILOG:
Der Abschied der weisen Frau
Schau dir hin und wieder einmal
etwas an, was nicht von Menschenhand geschaffen ist:
einen Berg, einen Stern,
die Biegung eines Baches.
Dann werden Weisheit und Geduld in dir erwachen
und vor allem die Gewißheit,
daß du nicht allein auf der Welt bist.
Sidney Lovett
A ls die weise Frau geendet hatte, befanden wir uns wieder auf dem bekannten Weg. Ich hatte das Gefühl, daß das auch das Ende unserer Begegnung und damit auch meiner Ausbildung war. Ich fragte sie danach.
«Die ersten wichtigen Schritte hast du hinter dir, aber die Reise endet nie», antwortete sie.
«Und was ist mit
Weitere Kostenlose Bücher