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Die Uno

Die Uno

Titel: Die Uno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Dieter Wolf
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befolgte die wiederholten Aufforderungen des Sicherheitsrats erst, nachdem es seine militärischen Ziele erreicht hatte. Zu einer vollständigen Verwirklichung der am 22. November vom Sicherheitsrat verabschiedeten Resolution 242 (1967), mit der von Israel der Rückzug aus den besetzten Gebieten und von den arabischen Staaten die Anerkennung Israels gefordert wurde, ist es bis heute nicht gekommen. Auch den Vereinten Nationen gelang es bisher nicht, den Nahost-Konflikt einer Lösung näher zu bringen. Sie haben aber mit der von den arabischen Staaten durchgesetzten Anerkennung der PLO als offizieller Vertretung der Palästinenser durch die Generalversammlung am 22. November 1974 einen beträchtlichen Einfluss auf den Konfliktverlauf genommen. Die Unterstützung des Rechts auf Selbstbestimmung der Palästinenser und die Verurteilung Israels gehörten seit Mitte der siebziger Jahre zu den Standardritualen fast jeder Sitzung der Generalversammlung.
3. Die ordnungspolitische Offensive der Entwicklungsländer
    Mit dem Beitritt der nach und nach unabhängig gewordenen früheren Kolonien veränderte sich die ursprünglich westlich geprägte Zusammensetzung der Generalversammlung gründlich. Anfang der siebziger Jahre, zu Beginn der Amtszeit des österreichischen Generalsekretärs
Kurt Waldheim
(Amtszeit 1971–1981), war die Zahl der UNO-Mitgliedstaaten bereits auf 127 angewachsen und bis 1975 auf 144 weiter gestiegen. Die neuen Mehrheitsverhältnisse bescherten der UNO mit einer sehr viel stärkeren Hinwendung zu den Entwicklungsproblemen der Dritten Welt einen neuen Aufgabenschwerpunkt, zu dessen Bearbeitung das System der Vereinten Nationen um zahlreiche neue Institutionen erweitert wurde. Nach den Vorstellungen der Entwicklungsländer sollte ein globaler Wohlfahrtsausgleich durch eine Reform der internationalen Wirtschaftsordnung herbeigeführt werden. Die westlichen Industriestaaten wurden in der Generalversammlung als die Verantwortlichen für Armut, Elend und Unterentwicklung in der Dritten Welt angeprangert und zu Wiedergutmachungsleistungen aufgefordert. Ein erster Hinweis darauf, dass die USA ihre langjährige Kontrolle über die Generalversammlung einzubüßen begannen, war die mit Resolution 2758 am 25. Oktober 1971 gegen die Stimme der USA getroffene Entscheidung, der Volksrepublik China anstelle von Taiwan die Vertretung Chinas und damit auch dessen Sitz als ständiges Mitglied des Sicherheitsrats zuzuerkennen. Damit hatten die Anliegen der Staaten der Dritten Welt einen weiteren gewichtigen Fürsprecher bekommen. In den achtziger Jahren standen die USA, immerhin der mit Abstand größte Beitragszahler, nur noch bei etwa 20 Prozent der Abstimmungen in der Generalversammlung auf der Seite der Mehrheit. Die Majorisierung der Generalversammlung durch die neuen Mitglieder stürzte die UNO in ihre zweite Krise, die ihren Höhepunkt Mitte der achtziger Jahre hatte.
    Es scheint heute kaum noch nachvollziehbar, wie es den in der Bewegung der Blockfreien und der Gruppe der 77 organisiertenEntwicklungsländern gelingen konnte, über ein Jahrzehnt hinweg die Agenda der Vereinten Nationen weitgehend zu bestimmen und die westlichen Industrieländer ernstlich in Bedrängnis zu bringen. Als thematisch breit gefächerte Emanzipationsbewegung ehemaliger Kolonien und solcher Staaten, die im Rahmen des Ost-West-Konflikts ihre Unabhängigkeit bewahren wollten, gaben die Blockfreien den Anstoß für eine Reform der Weltwirtschaftsordnung, um der inzwischen weitgehend erfolgten politischen Entkolonialisierung nun auch die wirtschaftliche Emanzipation folgen zu lassen. Die Gruppe der 77 war im unmittelbaren Vorfeld der ersten Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD I) gegründet worden, die 1964 in Genf stattfand. Vor allem innerhalb der UNCTAD gelang es den Ländern des Südens, trotz aller politischen, kulturellen und geographischen Unterschiede, eine beträchtliche Verhandlungsmacht aufzubauen. Ihr Gewicht resultierte zum einen daraus, dass die Ölkrise der Jahre 1973 und 1974 den westlichen Industriestaaten ihre Rohstoffabhängigkeit drastisch vor Augen geführt hatte und sich auch die OPEC-Staaten in die Koalition eingereiht hatten. Außerdem profitierten die Staaten der Dritten Welt davon, dass sowohl die USA als auch die Sowjetunion während des Kalten Krieges immer noch darum bemüht waren, sie in der eigenen Einflusszone zu behalten.
    Dennoch fällt die Gesamtbilanz ihres Vorstoßes sowohl

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