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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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verlangen, mit ihr anstellen, was immer ihm in den Sinn kam. Jetzt fühlte sie sich, als hätte jemand ihre Fesseln durchschnitten. Wenn die Sache morgen früh erledigt war, brauchte sie nichts mehr mit ihm zu schaffen zu haben.
     
    Nachdem sie ein Bett für Kaspar gerichtet hatte und dieser schlafen gegangen war, kehrte sie zurück zu Vitus und setzte sich zu ihm.
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass dieser Mistkerl dich unter Druck setzt? Du hättest es mir sagen können, gleich nachdem er gegangen ist.«
    »Bitte entschuldige, Vitus, das wollte ich. Gleich nachdem Felding das erste Mal da war und noch so tat, als hätte er nur einen äußerst heiklen Auftrag zu vergeben, wollte ich zu dir kommen und dir die guten Neuigkeiten bringen. Ich dachte ja noch, nun würde für uns alles viel einfacher werden. Aber mir fehlte die Zeit, ich musste Kaspar versorgen, für ihn die Wäsche machen, es hat sich einfach nicht ergeben. Und so kam es zum zweiten Treffen, bevor ich dir berichten konnte. Da hat er mir ganz offen den Hof gemacht. Außerdem hat er mich wissen lassen, dass er von meinem Vorhaben weiß. Er fragte, ob ich es aus Liebe täte oder um mir fleischliche Gefälligkeiten von dir zu erkaufen.« Sie errötete bei dem Gedanken und senkte den Blick. »So hat er es genannt.«
    Vitus fasste ihre Hände und zog sie auf seinen Schoß. »Eine reizvolle Vorstellung«, sagte er leise.
    »An diesem schrecklichen Gespräch war nichts Reizvolles. Er drohte, Kaspar an den Schauenburger auszuliefern, also sagte ich ihm, dass ich allein hinter dem Plan stehe. Das erschien ihm natürlich unmöglich, und so musste ich auch noch zugeben, dass ich selbst schreiben kann. Ich habe ihm das Geständnis auf ein Stückchen Pergament gekritzelt. Er hat es mit spitzen Fingern an sich genommen, als könnte er sich vergiften, wenn er nur die Buchstaben berührt.« Sie lachte bitter. »Er hatte noch nicht genug«, fuhr sie fort. »Er sagte, er habe bisher kein Weib überreden können, mit ihm das Lager zu teilen. Jetzt habe er mich in der Hand und würde sich überlegen, ob er mich zu seiner Frau machen wolle.«
    Vitus hatte ihr zärtlich über den Rücken gestrichen, während sie gesprochen hatte. Er lachte auf. »Niemals! Was glaubt der denn? Du wirst nie mit einem anderen als mit mir das Lager teilen. Wenn du mir nur etwas gesagt hättest. Ich hätte ihm diese Erkenntnis zur Not in seinen dämlichen Schädel geprügelt.«
    Sie sah ihn an. »Gilt das noch immer?«
    »Was? Dass ich ihn verprügeln möchte? Nur zu gern, wenn ich ihn in die Finger kriege.«
    »Das meine ich nicht. Ich meine das mit dem Lager.«
    »Ja, Esther, das gilt noch immer.« Er küsste sie sanft auf die Wange. »Ich war drauf und dran, zu dir zu kommen. Du hast mir gefehlt, und ich wollte mir nicht vorstellen, den Rest meines Lebens ohne dich auskommen zu müssen.«
    »So ist es mir auch ergangen.« Sie seufzte erleichtert und schmiegte ihren Kopf an seinen Hals.
    Er küsste sie auf den Scheitel und streichelte ihren Nacken.
    »Wenn du doch nur etwas gesagt hättest.«
    »Ich wollte ja«, murmelte sie. »Aber du sagtest, dass du dich gar nicht beruhigen willst. Du mochtest mir nicht zuhören. Wie hätte ich dir da alles erklären können?«
    »Du hast recht.«
    »Dabei war es wirklich so, wie er sagte. Es war für ihn schon eine große Freundlichkeit, dass ich ihn nicht in den Regen gejagt habe. Weißt du, Vitus, er sagte mir, er könne mich gut leiden. Er scheint mir wahrhaft ein einsamer Mensch zu sein.«
    »Was er sich möglicherweise selbst zuzuschreiben hat.«
    »Gewiss.« Sie richtete sich wieder auf. »Seine Hand auf meiner Wange war jedenfalls nicht unschicklich gemeint. Und er hatte auch keine Einwilligung. Ich habe mich nur nicht getraut, ihn brüsk zurechtzuweisen. Als du dann angedeutet hast, ich würde Zärtlichkeiten mit jedem austauschen, der einsam ist und einen lohnenden Auftrag bringt, da konnte ich dir gar nichts mehr sagen. Da war ich so verletzt.«
    »Immerhin konntest du mir noch ins Gesicht schlagen.« Er rieb sich bei der Erinnerung die Wange. »Ich hatte keine Ahnung, dass du so viel Kraft hast.«
    »Es tut mir so leid.«
    »Nein, das hatte ich wohl verdient.« Er machte ein gequältes Gesicht, so dass sie lachen musste.
    »Ich wusste einfach keine Erklärung für den Anblick, du und er alleine. Die Vorstellung, dass ein anderer deine weiche Haut spüren darf, hat mich fast um den Verstand gebracht.« Er streichelte behutsam über ihre Wange

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