Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
Vom Netzwerk:
ist?«
    »Weil ich beide geschrieben habe«, gab er gelassen zur Antwort.
    »Ihr seid der Fälscher?«
    »Wollt Ihr nicht hinausgehen und es auf der Gasse herumposaunen?«
    »Verzeiht, Herr.« Er musste das Gehörte verarbeiten. »Aber wieso zwei Ausfertigungen? Habt Ihr Euren Fehler behoben? Dann könnt Ihr Felding das doch sagen. Er ist bestimmt froh, das zu hören, dann braucht er ja nicht noch ein Schreiben anzufertigen.« Er kicherte albern. »Ich meine, sonst hätten wir schon drei. Meint Ihr nicht, das wird ein bisschen viel?«
    »Reißt Euch zusammen«, fuhr Magnus ihn an. »Felding wird Euch nur eine Schriftrolle bringen. Es bleibt also bei zwei, mit denen Ihr es zu tun bekommt. Im Übrigen habe ich keinen Fehler gemacht. Warum er das behauptet, muss ich noch herausfinden.«
    »Wenn Euch kein Fehler unterlaufen ist, verstehe ich noch weniger, warum Ihr Euch die Arbeit zweimal gemacht habt.«
    »Das geht Euch nichts an.«
    Reinhardt dachte darüber nach und nickte verstehend. Der Mann war kein Idiot. Nachdem er sich von seinem Erstaunen erholt hatte, begriff er, dass es jemanden gab, der andere Interessen verfolgte als Felding. Gleichermaßen schien ihm klar zu sein, dass es besser war, die Einzelheiten nicht zu kennen.
    »Also schön. Ihr lasst mir die da hier.« Er deutete auf die Pergamentrolle, die Magnus noch immer in der Hand hielt. »Und dazu die Hälfte der Münzen. Morgen zeige ich Euch die andere Rolle, die Ihr selbst nur zu gut kennt, oder diejenige, die Felding geschrieben hat, und Ihr bezahlt mir den Rest. So ist es ausgemacht, ja?«
    »Ja, so ist es ausgemacht.«
    »Die Hand darauf«, sagte Reinhardt und streckte die Rechte vor. In seinem Gesicht spiegelte sich ebenso viel Zweifel wie Freude. Magnus schlug ein.

[home]
    Lübeck, 17 . April 1226  – Heilwig von der Lippe
    H eilwig hatte sich nach der Begegnung mit ihrer alten Amme Mechthild ein wenig ausgeruht. Der Anblick und der Zustand, in dem die greisenhafte Frau war, hatten ihr sehr zugesetzt. Lange hatte sie in dem Sessel gehockt und vor sich hin gestarrt. Sie konnte einfach nicht vergessen, was sie gesehen hatte, den knochigen Rücken, die wunde Haut, die gebeugte Figur. Und auch der Spott, den Mechthild auf der Gasse hatte ertragen müssen, wollte ihr nicht aus dem Kopf. Ob es ihr jeden Tag so ergangen war? Vielleicht hatte sie noch viel Schlimmeres erdulden müssen. Über ihren Gedanken war sie irgendwann weggedämmert. Ein Klopfen hatte sie geweckt. Sie brauchte einen Atemzug, um zu begreifen, dass sie in der Kammer war, die Bischof Bertold ihr zur Verfügung gestellt hatte. Rasch zupfte sie ihre Kleider zurecht.
    »Wer ist dort?«
    »Ich bin es, Magnus.«
    »Kommt rein, Magnus, die Tür ist offen.« Sie erhob sich aus dem Sessel. Nach dem Besuch bei Felding hatten sich ihre Wege getrennt. Sie war gespannt, ob er alles zur Zufriedenheit hatte erledigen können.
    Magnus trat ein und verneigte sich galant vor ihr. Ihr war, als würde er aufblühen, seit sie sich auf den Weg nach Lübeck gemacht hatten. Ja, schon in dem Moment, als er von ihr ins Vertrauen gezogen worden war und den Auftrag bekommen hatte, eine zweite Abschrift zu verfassen, hatte anscheinend eine Verwandlung eingesetzt.
    »Konntet Ihr das Skriptorium ausfindig machen?«, fragte sie leise.
    »Nichts leichter als das.«
    »Dann habt Ihr auch die Schriftrolle abgeben können?«
    »Ja, erlauchte … ja, das habe ich getan. Ich bin zuversichtlich, dass der Schreiber, der für die Übergabe ausgewählt ist, dem Boten die richtige Fassung aushändigen wird.« Er schmunzelte. »Ich habe ihm genau gesagt, wie ich es anstellen würde, dass niemand den Tausch im letzten Augenblick bemerkt.«
    »Und Ihr glaubt, er wird das schaffen?«
    »Ich glaube es erst, wenn er mir morgen die Fassung vorweisen kann, die keinesfalls den Weg nach Parma finden soll. Und ich glaube, dass es nicht schaden kann, das Gelingen Eures Vorhabens heute in Euer Gebet einzuschließen.« Sein Antlitz zog sich mit einem Mal zusammen.
    »Worüber grübelt Ihr nach?«
    »Da ist etwas, das mir Sorgen macht.«
    Unruhe erfasste sie. »Und das wäre?«
    »Da gibt es eine Frau, von der Felding und der Schreiber gesprochen haben. Wie es scheint, ist sie in die Sache verstrickt.«
    »Eine Frau?«
    »So ist es, ja. Ich belauschte Felding und den Schreiber in dem Skriptorium. Es war die Rede davon, dass eine Frau namens Esther ebenfalls ein Schriftstück anfertigen lassen wollte, das dem Boten des Kaisers

Weitere Kostenlose Bücher