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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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stellen.«
    »Ein prächtiger Vorschlag. Ich bin sicher, wir werden uns rasch einig sein, und dann könnt Ihr zum Rathaus eilen.«
    »Schön, gut, also worum geht es?«
    »Es geht um das Dokument, das ein Bote morgen beim achten Glockenschlag bei Euch abholen wird«, sagte er, als wäre es das Normalste überhaupt, dass er hierüber Kenntnis hatte.
    Reinhardt wurde blass. »Woher …?«, stammelte er.
    »Bitte? Ist Euch nicht wohl?«
    »Hört zu, guter Mann, ich bin nur ein kleiner Schreiber. Ich weiß nicht, warum dieses Skriptorium gewählt wurde, um irgendeine Urkunde ausgerechnet hier an irgendeinen Boten zu übergeben. Und ich will damit auch nichts zu schaffen haben.«
    »Aber bester Reinhardt, Ihr wisst sehr wohl, um welche Urkunde es sich handelt. Der Kölner Kaufmann Felding hat Euch sogar gebeten, sie neu zu verfassen, weil in seiner Fassung ein Fehler ist. Ihr wollt mir doch nicht weismachen, Ihr wüsstet nichts von dem Inhalt?«
    »Ihr kennt Felding? Ihr wisst auch von dem Fehler? Wie das?« Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er wirkte atemlos.
    »Ja, denkt Euch, Felding macht nicht nur mit Euch seine Geschäfte.«
    Reinhardt sprudelte los wie das Blut beim Aderlass: »Hört mich an, edler Herr, ich bin ein unbescholtener Bürger. Aber meine Frau ist krank, und der Medicus kostet viel. Nur deshalb habe ich mich darauf eingelassen, dieses Schriftstück an mich zu nehmen und einem Boten auszuhändigen. Dafür werde ich bezahlt. Das ist alles. Mehr kann ich Euch dazu nicht sagen.«
    »Ihr sollt mir nichts sagen. Was Ihr für mich tun sollt, ist dieses: Ihr werdet morgen zur siebten Stunde im Skriptorium sein, um das bedeutungsvolle Schreiben von Felding anzunehmen.« Langsam zog er die zweite von ihm angefertigte Fassung aus der Tasche, die er unter seinem Gewand trug. »Im allerletzten Augenblick, wenn der Bote bereits hier ist, werdet Ihr diese Rolle an ihn übergeben. Mehr verlange ich nicht von Euch.«
    Reinhardt war verblüfft. »Das soll alles sein? Und Ihr wollt mich dafür entlohnen?«
    Wieder griff Magnus in den Lederbeutel. Er hielt ihm das Säckchen mit den Münzen hin. Als Reinhardt danach greifen wollte, zog er die Hand zurück. Er löste das Band, das das Säckchen verschlossen hatte, öffnete es und gewährte Reinhardt einen Blick hinein.
    »Das ist ein Vermögen!«, stieß der hervor.
    »Die Hälfte gebe ich Euch jetzt. Die andere Hälfte bekommt Ihr, wenn Ihr mir morgen, nachdem der Bote das Skriptorium verlassen hat, die andere Pergamentrolle, die von diesem Felding, vorweisen könnt.«
    Eine Schweißperle lief über Reinhardts Schläfe. Seine Augen glänzten. Wie gern hätte er ohne weiteres Zögern zugestimmt, das war offenkundig. Doch er war nun einmal kein kaltschnäuziger Halunke. Ihm fehlte scheinbar tatsächlich jegliche Erfahrung mit Betrügereien. Und so machte ihm die Sache gehörig Angst.
    »Felding wird hier sein«, gab er zu bedenken. »Er wird das Schriftstück nicht aus den Augen lassen. Wie kann ich da die Rolle, die er mir geben wird, gegen die austauschen, die Ihr mir überlasst?«
    »Nun, mein lieber Reinhardt, das ist die Aufgabe, für die ich Euch bezahle. Zu verschenken habe ich nichts.«
    Der Schreiber sah verzweifelt drein. Ob er darüber nachdachte, sich mit dem Geld zufriedenzugeben, das Felding ihm geboten hatte?
    »Seid unbesorgt, die Schriftrolle, die der Kölner Euch morgen überbringen wird, ähnelt dieser wie ein Haar dem anderen. Sie trägt sogar die gleiche Handschrift. Ihr legt diese also einfach bereit und deckt meinetwegen ein Tuch darüber. Dann legt Ihr die zweite Rolle daneben. Jetzt müsst Ihr Felding nur für einen Moment ablenken. Oder Ihr wartet, bis der Bote erscheint. Seid sicher, Felding wird das Dokument aus den Augen lassen und zur Tür sehen. Das ist der Zeitpunkt, an dem Ihr rasch das Tuch von der einen auf die andere Rolle zieht. Das wird er nicht bemerken.«
    Reinhardts Augen bewegten sich rasch hin und her. Er begann zu einem Regal zu laufen und Gegenstände auf sein Pult zu stellen.
    »Wie sagtet Ihr? Ich lege die Rolle hier hin und decke einen Lumpen darüber. Natürlich, das ist genial. Ein alter Lumpen zum Fortwischen der Tintenkleckse ist nichts Ungewöhnliches. Ja, guter Herr, so könnte es gelingen.«
    »So sind wir uns handelseinig?«
    Reinhardt nickte eifrig. Dann erstarrte seine Miene, und er wollte wissen: »Wie könnt Ihr so sicher sein, dass die Rollen einander so gleichen, dass sogar die Handschrift ein und dieselbe

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