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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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und küsste sie auf die Nase. »Ich möchte das alles für mich haben«, sagte er heiser. »Das alles.« Er fuhr mit seinen Fingern über ihre Stirn, über ihr Haar, über ihre Lippen, die sich wie von allein ein wenig öffneten. Dann glitt seine Hand über ihr Kinn und den Hals abwärts bis zu dem kleinen Grübchen. Noch weiter glitten seine Finger und verschwanden unter dem Stoff ihres Kleides.
    Esther schloss die Augen. Sie vergaß alles um sich herum und gab sich ganz dem Gefühl hin, das seine Hände auf ihrem Körper entfachten. Er liebkoste ihre Brüste, die sich ihm entgegenreckten. Da war ein Ziehen zwischen ihren Schenkeln, eine Lust, die ihr jegliche Vernunft zu rauben drohte.
    »Wolltest du dich nicht in aller Form bei mir entschuldigen?«, fragte Vitus dicht an ihrem Ohr.
    »Aber das habe ich doch.«
    »Du hast dich entschuldigt, aber noch nicht in aller Form.« Er küsste sie auf den Hals und auf ihre beinahe entblößte Schulter.
    »Und wie soll ich das deiner Meinung nach anstellen?«
    Seine Augen schimmerten dunkel. »Teile heute Nacht das Lager mit mir, Esther. Ich verspreche dir, es wird nichts geschehen, was Folgen hat, die wir noch nicht tragen können. Und ich verspreche dir auch, dass es das Schönste sein wird, was du je erlebt hast.« Er legte seine Lippen ganz sanft auf die ihren. Schnell wurden seine Küsse leidenschaftlicher, fordernder. Seine Zunge erkundete ihre Lippen, fand ihre Zunge. Esther meinte, sie müsse zerspringen.
    »Lass uns hinaufgehen«, flüsterte sie.

[home]
    Lübeck, 17 . April 1226  – Magnus
    D ass da noch eine Frau im Spiel war, gefiel ihm nicht. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Er musste Heilwig davon berichten. Aber zunächst würde er diesem Reinhardt das Pergament bringen, das nach Parma geschickt werden sollte. Die klimpernden Münzen in dem Säckchen würden diesen Schreiber gewiss rasch überzeugen. Magnus betrat das Skriptorium. Der Mann, der Reinhardt sein musste, drehte sich um. Er wirkte ein wenig erschrocken.
    »Seid gegrüßt. Ihr müsst der Schreiber Reinhardt sein. Ist es so?«
    »Seid gegrüßt, edler Herr. Woher kennt Ihr mich?«
    »Nun, ich komme geradewegs aus Plön und fragte die Leute hier in den Gassen, wo ich denn wohl einen Schreiber finden könne. Da nannte man mir das Skriptorium in der Depenau. Das ist doch hier, oder etwa nicht?«
    »Ja, schon, aber ich bin nicht der einzige Schreiber, der hier seiner Arbeit nachgeht. Da wären noch der Kaspar und der Otto. Woher könnt Ihr also wissen, dass ich Reinhardt bin?« Der Mann war ausgesprochen misstrauisch. Entweder lag das in seiner Natur, oder die Sache, in der er da steckte, wuchs ihm über den Kopf und machte ihn so nervös.
    »Ich wusste nicht, dass hier gleich mehrere Schreiber ihre Dienste anbieten. Ich hörte immer nur euren Namen. Euch empfehlen die Leute, wenn man sie fragt.« Er setzte ein freundliches Lächeln auf. Es bereitete ihm Freude, mit diesem Mann ein Spielchen zu treiben. Er würde noch früh genug erfahren, warum Magnus in Wahrheit gekommen war.
    »Das ehrt mich, das ehrt mich wirklich sehr, edler Herr. Ihr habt also eine Schreibarbeit zu vergeben?« Zwar zeigte er Interesse an seinem vermeintlichen Kunden, wie es sich gehörte, doch schien er unruhig zu sein. Es sah aus, als wäre er auf dem Sprung, das Skriptorium so schnell wie möglich zu verlassen.
    »Ich habe einen Auftrag für Euch, ja.« Das war nicht gelogen. »Für gute Arbeit bezahle ich gut. Was sagt Ihr?«
    Reinhardt knetete die Hände. Es war offensichtlich, dass er sich ein gewinnbringendes Geschäft nur äußerst ungern entgehen ließ, dass ihm an diesem Tag jedoch nicht der Sinn danach stand, mit einem Fremden zu verhandeln.
    »Es ist so, werter Herr, dass Ihr gewiss darum nur meinen Namen gehört habt, weil ich wohl der gefragteste Schreiber von uns dreien bin. Man mag in diesen Tagen auf meine Dienste an der Rathausbaustelle nicht verzichten. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich jetzt sputen und das Skriptorium verlassen muss. Morgen in den frühen Abendstunden habe ich gewiss mehr Zeit für Euch. Kann Euer Auftrag so lange warten?« Er blickte ihn zerknirscht an. Ihm war natürlich klar, dass schon diese Frage beinahe unverschämt war.
    »Nein, mein Auftrag kann nicht warten«, antwortete Magnus knapp und beobachtete ihn amüsiert.
    »Zu dumm. Nun gut. Vielleicht erläutert Ihr mir rasch, worum es geht. Dann kann ich Euch sagen, ob es mir möglich ist, Euch meine Dienste zur Verfügung zu

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