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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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samt Schreibstube auch nicht für einen Atemzug aus den Augen. »Und hat nichts Eiligeres zu tun, als sich wieder bei ihrem Geliebten zu verbergen.«
    »Sie gehen nicht fort?« Den Winkel zwischen den beiden Häusern konnte sie nicht sehen. Eine Verwachsung im Holz versperrte ihr die Sicht.
    »Nein. Mir scheint, sie machen es wie wir. Sie wollen wissen, was weiter geschieht.«
    »Dann werden sie Euch sehen, wenn Ihr hineingehen wollt. Und das dürfen sie nicht.«
    »Warum nicht? Sie kennen mich nicht. Sie werden mich für den Boten halten oder für einen Kunden.«
    Das ist wahr, dachte sie bei sich. Es gab also keinen Anlass zur Besorgnis.
    »Das hätte schiefgehen können«, kommentierte er weiter, was er sah. Sein dünnes Lächeln bedeutete ihr, wie viel Vergnügen ihm die Beobachtung im Verborgenen machte. »Kaum ist sie raus aus dem Skriptorium, taucht auch schon der feine Herr Felding auf. Und auch Reinhardt, der Schreiber, ist zur Stelle.«
    »War es so ausgemacht?«
    »Aber ja. Felding bringt nun eine der beiden Abschriften, die ich verfasst habe, zu Reinhardt. Die Version, die ich nach Euren Wünschen geschrieben habe, liegt bereits auf dem Pult, von einem Putzlumpen geschützt.«
    »Natürlich, das hattet Ihr mir ja erklärt.«
    »Die beiden werden warten, bis der Bote erscheint. Dann vertauscht Reinhardt die Rollen, und alles ist zu Eurer Zufriedenheit geschehen.«
    »Was aber, wenn diese Frau wiederum eine Fassung hinterlegt hat? Wie können wir sicher sein, dass nicht diese nach Parma gebracht wird?«
    Er kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Nehmen wir einmal an, sie kocht ihr eigenes Süppchen. Dann muss sie in Verbindung zu dem Boten stehen. Sie ist nicht geblieben, um das Pergament eigenhändig zu übergeben. Das kann nur heißen, es ist ein Platz ausgemacht, an dem der Bote den Bogen suchen wird.« Er sah sie voller Genugtuung an. »Und dieser Platz dürfte sich wohl kaum unter einem alten Lumpen befinden. Die Abschrift, die Felding von mir verlangt hat, wird also keinesfalls in die Hand des Boten geraten. Ob es die von Euch diktierte oder die von Esther geschriebene sein wird, werde ich herausfinden.«
    Diese Erklärung war sehr überzeugend, wie sie meinte. »Schön, hoffen wir, dass es die richtige von den beiden ist, denn sonst müsst Ihr wiederum eingreifen«, gab sie zu bedenken.
    Mit einem Mal veränderte sich seine Miene. »Wollen vor allem hoffen, dass Felding sogleich an diese Esther denkt, wenn er das zweite Schreiben entdeckt. Sollte er Reinhardt verdächtigen, die Zeilen selbst gefälscht zu haben, wäre das ausgesprochen ungünstig.«
    »Warum? Was kümmert es uns, wenn die beiden sich in die Haare geraten?«
    »Wenn das geschieht«, zischte er, »hat Reinhardt keine Gelegenheit mehr, die Dokumente nach unserem Plan zu vertauschen.«
    Wieder verstrich eine Weile, die Heilwig wie eine Ewigkeit erschien. Wäre es nicht doch klug, wenn Magnus hineinging? Was, wenn der Bote kam, während beide noch drinnen miteinander stritten? Dann würden sie diesem Boten auflauern, das Pergament zurückholen und ihn zwingen müssen, den Tausch vorzunehmen. Die Vorstellung sagte ihr ganz und gar nicht zu. Zudem musste sie immer wieder an Mechthilds Worte denken. Ob das Tintenweib ihnen wirklich noch gefährlich werden konnte? Auf der einen Seite traute sie Magnus zu, klüger und gerissener zu sein als dieses Mädchen. Auf der anderen war da die düstere Prophezeiung. Mechthild irrte sich niemals. Sie schauderte. Trotzdem, keinesfalls durfte ein Menschenleben bei dieser Sache geopfert werden. Ihr Gatte, und bei weitem nicht er allein, hielt das zwar für ein durchaus akzeptables Mittel bei all seinen Unternehmungen, sie hatte sich jedoch geschworen, es nicht ebenso zu halten. Sie war schließlich keine Kriegsherrin und verabscheute das Gemetzel, dessen man sich landläufig bediente, über alle Maßen. Gott der Herr würde niemals gutheißen, dass ein Mensch den anderen tötet, aus welchem Grund auch immer.
    »Ich gehe hinein«, verkündete Magnus aus heiterem Himmel. »Ich halte es nicht mehr aus. Besser, ich sehe drinnen nach dem Rechten.«
    »Was wollt Ihr denen sagen? Beide kennen Euch!«
    »Ich werde sagen, ich bin gekommen, um den Boten zu begleiten. Es gefällt Euch nicht, wie mit dem bedeutsamen Dokument umgesprungen wird. Bedenkt doch, wie wundersam es erscheinen kann, was Felding sich da erdacht hat. Wir bringen das Pergament in sein Kontor, er trägt es in das Skriptorium, von wo ein Bote es

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