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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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Zwei Jammergestalten, die sich selbst von Schweinen ins Bockshorn jagen lassen, halten mich gewiss nicht auf, hat er gesagt. Da wusste ich, dass er es ist.«
    »Natürlich, du hast recht.« Vitus hielt auf das Ufer zu. »Die Worte haben mich auch stutzig gemacht, nur ging dann alles so schnell, dass ich das glatt wieder vergessen habe. Also war er in der Nacht am Haus und hat die Leiter umgestoßen.«
    »Ja, er muss mir an unserer Hütte aufgelauert haben und Kaspar und mir dann doch gefolgt sein.«
    »Wohin sollen wir dann gehen?« Vitus strich sich die Haare aus dem Gesicht, die der Wind sofort wieder durcheinanderwirbelte. »Mir scheint, das Johanniskloster ist ein guter Ort. Die frommen Ordensfrauen dort werden zwei Menschen in Not sicher nicht abweisen.«
    »Mir scheint, ich kenne einen besseren Ort, der vor den Toren der Stadt liegt.« Sie hatten das Ufer erreicht. Vitus sprang aus dem Boot, zog es auf den Sand und band die Leine an einem Baum fest. Dann reichte er ihr die Hand. Esther sprang und landete in seinen Armen. Sie sagten beide kein Wort, sondern hielten sich nur für einen Moment ganz fest. Wenn Vitus nur bei ihr war, würde sie diesen Schrecken schon irgendwie überstehen, ging ihr durch den Kopf. Liebend gern wäre sie ewig so stehen geblieben, nur war dies weder der rechte Ort noch die rechte Zeit.
    »An dem Abend, als Kaspar und ich zu dir kamen, war das Kaspars Idee. Ich wollte nicht bei dir um Unterschlupf bitten, nachdem du mir so fürchterliche Dinge gesagt hast und gegangen bist. Du erinnerst dich gewiss an Norwid, den jungen Müller. Bei ihm und seiner Familie wollte ich die Nacht verbringen.«
    »Ich dachte, du kennst ihn kaum«, erwiderte er ein wenig zögerlich.
    »Ich vertraue ihm, Vitus, er ist ein guter Mensch. Lass uns keine Zeit verlieren. Ich werde dir unterwegs mehr von ihm erzählen.«
    Er sah sie nachdenklich an. Vitus war ein umsichtiger Mann und gewiss kein Freund übereilter Entscheidungen. Schließlich nickte er und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie traten aus dem Schutz der Bäume und Sträucher, die diese Uferstelle säumten, eilten vorbei am Dom, wobei sie sich so weit von Marolds Kontor fernhielten, wie es ihnen nur möglich war, und liefen auf die Mühlenbrücke zu.
    »Haltet die Diebe!«
    »Mann in de Tünn, wo kommt der so schnell wieder her?« Der lange Kerl aus dem Skriptorium hinkte zwar ein wenig, machte ansonsten aber den Eindruck, als hätte er sich von der Rauferei ganz passabel erholt. Während sie auf der Trave um die Stadt herum gerudert waren, hatte er den erheblich kürzeren Weg gehabt. Er konnte nicht wissen, wohin sie wollten, doch hatte er sich wahrscheinlich klug überlegt, dass sie die Urkunde Marold bringen würden. Auf jeden Fall hatte er sehen können, welche Richtung sie eingeschlagen hatten. Da war es keine Kunst, ihnen aufzulauern.
    »Hier lang!« Vitus packte ihre Hand und zog sie mit sich.
    »Diebe, das sind die Diebe, die ehrliche Kaufleute bestehlen. Haltet sie auf!«, schrie der Halunke.
    Er war gerissen. Allein würde es ihm schwerfallen, sie zu stellen, also versuchte er Helfer für sich zu gewinnen.
    »Auf der Baustelle kennt man mich«, brachte sie atemlos hervor. »Dort wird man ihm nicht so schnell glauben. Wir müssen zurück zum Dom!«
    Sie schlugen einen Haken und rannten zurück in die Richtung, aus der sie eben erst gekommen waren. Ihr Verfolger konnte nicht aufholen, ließ sich nur leider auch nicht abschütteln. Immer wieder schrie er und versuchte die Leute auf der Gasse dazu zu bringen, den Flüchtenden den Weg abzuschneiden. Welch ein Glück, dass Langfinger, Burschen, die einer Magd einen unschicklichen Klaps auf den Allerwertesten verpasst, oder Mägde, die vom Kuchenteig genascht hatten, beinahe täglich durch Lübecks Straßen gejagt wurden. Immer war irgendjemand hinter irgendwem her. Die wenigsten scherte das noch.
    Als sie die Baustelle erreicht hatten und Esther einen Steinmetz erspähte, den sie kannte, rief sie: »Helft mir, ich bitte Euch! Ein Mann ist hinter mir her. Er will mich töten!«
    »Das ist doch Esther, die Schwester von Kaspar, dem Schreiber«, raunte der Steinmetz einem Maurer zu.
    »So helft mir doch. Da, der Kerl da mit dem schwarzen Umhang, er führt Übles im Schilde.«
    Vitus und sie suchten Schutz an einem der beiden hölzernen Lastenräder. Die Windenknechte sahen sich verständnislos an und zuckten mit den Schultern. Esther beobachtete voller Angst, wie der schwarze Kerl, der die Lage

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