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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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traurig. »Reinhardt ist tot.«
    »Ihr habt ihn umgebracht?«
    »Natürlich nicht«, fuhr Vitus ihn an. »Felding war es.«
    »Richtig, Ihr seid ja im Bilde«, sagte Magnus. »Das hatte ich ganz vergessen. Von Eurem Versteck zwischen den beiden Häusern konntet Ihr sehen, wie Reinhardt und Felding das Querhaus betraten, wie aber nur Felding wieder herauskam.«
    »Ihr wisst …?« Ihr stockte der Atem. Er war also schon früher in der Nähe gewesen, hatte sich einmal mehr wie ein Schatten herangeschlichen. Wie lange mochte er sie beobachtet haben? So war es auch kein Zufall gewesen, dass er sie kurz vor dem Glockenschlag zur achten Stunde überrascht hatte.
    »Ihr sagt uns jetzt besser, wer Ihr seid und in wessen Auftrag Ihr handelt.« Vitus war aufgestanden, baute sich vor dem Alten auf und sah auf ihn hinab. »Sonst könnte es sein, dass Euch auf dem Weg zur Mühle etwas zustößt und wir drei dort alleine eintreffen.«
    »Mein Name ist Magnus. Meine Aufgabe lautet, dem Boten, der nach Parma zum Kaiser gesandt wird, ein Schreiben von größter Bedeutung zukommen zu lassen. Mehr werde ich nicht preisgeben.«
    Der Mann drückte sich gewählt aus und schien Manieren zu haben. Ein dahergelaufener Landstreicher war er sicher nicht.
    »Wir alle wissen, von welchem Schreiben die Rede ist.« Vitus hockte sich vor ihn hin. »Ihr dagegen müsst noch mehr wissen. Ihr erkanntet auf der Stelle die Fassung auf dem Pult als Fälschung.«
    »Zudem war Euch bekannt, dass sich unter dem Putzlumpen eine weitere Fassung befand«, ergänzte Esther.
    »Felding war vor Euch da. Er ging zusammen mit Marold fort. Seid Ihr sein Wächter? Solltet Ihr das Skriptorium im Auge behalten, bis der echte Bote es verlassen hätte?«
    »Ja!«, rief sie. »Dann habt Ihr uns gesehen, wie wir das Haus erneut betraten, und musstet einschreiten. Ist es so?«
    Im Blick des Mannes lag größte Verachtung. »Ihr meint, ich sei Felding zu Diensten?« Er lachte kurz auf. »Das ist komisch, wisst Ihr? Denn in gewisser Weise stimmt es sogar. Oder ich sollte besser sagen: Es scheint zu stimmen. Felding selbst meint, ich hätte ihm meine Dienste zur Verfügung gestellt.«
    »Könnt Ihr Euch wohl etwas klarer ausdrücken?« Vitus betrachtete ihn angespannt.
    »Ja, bitte, ich verstehe nämlich kein Wort«, warf Kaspar beleidigt ein.
    »Stünde ich wahrhaftig auf der Seite dieses Kölner Fuchsgesichts, würde das bedeuten, ich würde dem Schauenburger in die Hände spielen. Ehe ich das tue, sterbe ich lieber.«
    »Was sagt Ihr da?« Vitus’ Stimme überschlug sich. »Felding und Graf Adolf von Schauenburg und Holstein machen gemeinsame Sache?«
    »So ist es.«
    »Das kann nicht sein. Ich weiß sicher, dass Felding das Dokument so hat aufsetzen lassen, dass dem Schauenburger der Zugriff auf die Stadt Lübeck verwehrt wäre«, gab Esther zu bedenken. »Auch weiß ich, dass er die Pläne des Lübecker Rates an den Grafen verraten wollte, doch nur zum Schein. Er wollte von zwei Seiten entlohnt werden, wie er mir sagte, doch wollte er dafür Sorge tragen, dass am Ende der Plan der Lübecker aufgeht.«
    »Der Haderlump treibt mehr als ein doppeltes Spiel. Er ließ ein Pergament schreiben, in dem der Passus, der den Lübeckern so wichtig ist, unterschlagen wurde. Von Euch ließ er eines anfertigen, das eben diesen Passus aber sehr wohl enthielt.« Er sah ihr direkt in die Augen.
    »Ihr wisst, dass ich …?«
    »Dass Ihr schreiben könnt? Ja.«
    »Heilige Mutter Gottes!« Sie blickte hilfesuchend zu Vitus.
    »Ich frage Euch erneut«, sagte der. »Wer seid Ihr, und bei wem steht Ihr in Diensten?«
    »Mein Name ist Magnus«, wiederholte er stur. Dann schien er abzuwägen, was er zu verlieren hatte oder gewinnen konnte, besann sich und erzählte: »Ich war ein Freund und Gefährte des Bischofs Bernhard von Salonien und sein persönlicher Schreiber. Er war der Großvater von Heilwig von der Lippe, der Gattin des Grafen von Schauenburg und Holstein. Nach seinem Tod folgte ich der erlauchten Gräfin an den Hof.«
    »Aber dann steht Ihr auf der Seite des Schauenburgers.«
    »In seinen Diensten, wenn Ihr so wollt. Doch betrachte ich es anders. Ich verstehe mich als der Schreiber der erlauchten Gräfin. Wie auch immer, auf seiner Seite stehe ich gewiss nicht. Niemals.«
    Sein Hass auf Graf Adolf war nicht minder groß als der, den Norwid gegen diesen Teufel hegte, das war nicht zu übersehen. Esthers Version des Dokuments würde dem Schauenburger die Lust auf die Stadt Lübeck

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